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Tridymit

englisch: tridymite | französisch: tridymite

Tridymit mit Hämatit
Farbloser Tridymit mit Hämatit

Tridymit – Hochtemperaturmodifikation von Quarz

Die Erstbeschreibung des Minerals Tridymit stammt aus dem Jahr 1868. In seinen Ausführungen „Ueber den Tridymit, eine neue krystallisirte Modification der Kieselsäure“ beschreibt der Mineraloge und Geologe Gerhard von Rath (1830 bis 1888) seine Ergebnisse der Analyse von „Stücken eines trachytischen Porphyrs (…), deren Klüfte und Drusen mit verschiedenen krystallisirten Mineralien bekleidet waren“, wobei das Probenmaterial vom San Cristobal, einem Berg bei Pachua in Mexiko stammte. Während er „Eisenglanz“ und Hornblende sofort erkannte, stellten ihn „farblose, ganz eigenthümlich gestaltete Krystalle“ vor ein Rätsel.
Die genauere Untersuchung der Mineralien, die er ein Jahr zuvor erhalten hatte, erwiesen sich als ein neues Mineral heraus und die eigentümliche Gestalt der Kristalle ist der Grund für die Namensgebung bzw. wie vom Rath meinte: „Drillingsverwachsung der Kristalle“ - vom Griechischen adaptiert in Tridymit.


Eigenschaften von Tridymit

Tridymit ist mineralogisch ein Vertreter der Quarzreihe, die neben dem namensgebenden Quarz auch von den Mineralien Opal, Seifertit, Bosoit, Mogánit, Coesit, Chibait, Melanophlogit, Cristobalit und Lechatelierit repräsentiert wird.

Laut vom Rath ist die typische Farbe von Tridymit „wasserhell“. Tatsächlich ist der Großteil der Tridymit-Kristalle von kristallklarer Transparenz und gleicht der Farbe von reinstem Wasser. Er ergänzt allerdings, dass die Farbe „durch Verwitterung weiß“ wird, parallel dazu nimmt die Härte des Minerals ab. Der Habitus der Kristalle ist vom Rath zufolge sehr unterschiedlich und reicht von „seltsamen beinahe keilförmigen Gestalten“ bis hin zu Kristallen „mit einer Spitze, theils mit einer schneidigen Kante“.
Der Mineraloge Gustav Tschermak (1836 bis 1927) beschrieb die Kristalle von Tridymit als „dachziegelartig“ und „geschuppte Blättchen“, wobei sein Kollege Max Bauer (1844 bis 1917) diese als „rhombische Täfelchen“, die oftmals zu pseudohexagonalen Drillingen miteinander verwachsen.

Dass die Beschreibungen der Kristalle so unterschiedlich ausfallen, ist der Entstehungstemperatur von Tridymit geschuldet. 1891 hielt der Mineraloge Friedrich Klockmann (1858 bis 1937) fest, dass Tridymit „bei gewöhnlicher Temperatur“, sprich Zimmertemperatur, triklin ist, während bei Temperaturzunahme strukturelle Modifikationen zu beobachten sind, die sich in verschieden gestalteten Kristallen ausdrücken.

Tab. 1: Die Eigenschaften von Tridymit
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung SiO2
Mineralklasse Oxide
Kristallsystem
  • unter 110 °C: monoklin
  • 110 bis 150 °C: orthorhombisch
  • 150 bis 190 °C: Überstruktur
  • 180 bis 350 °C: orthorhombisch
  • 465 bis 1470 °C: hexagonal
  • tafelförmige Kristalle
  • Verwachsungen zu Drillingen, stern- oder rosenförmige Anhäufungen
Farbe
  • Ideal: farblos
  • weiß bei Verwitterung; hellgelb, hellgrau
Strichfarbe weiß
Glanz glasartig
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch spröde, muschelig
Spaltbarkeit undeutlich, unvollkommen
Mohshärte 7
Dichte 2,25 bis 2,28 g/cm³


Entstehung und Verbreitung von Tridymit

Die weltweit wenig bekannten Tridymit-Vorkommen stehen im Zusammenhang mit kieselsäurereichen Vulkaniten mit saurem Chemismus, bspw. Trachyt, Rhyolith/Porphyr, Basalt und Andesit, das Mineral kann aber auch im Zuge der Kontaktmetamorphose entstehen.

1878 konnte der Chemiker Clemens Winkler (1838 bis 1904) zudem nachweisen, dass Tridymit auch als Mineral an der Zusammensetzung von Meteoriten beteiligt sein kann oder mit den Worten vvon Winkler, zählt Tridymit zum "unmetallischen Theil des Meteoriten", wie im besonderen Fall des Meteoriten von Rittersgrün: ein 86,5 kg schwerer Meteorit mit einem durchmesser von 43 cm, der bei Ackerarbeiten im Jahr 1833 in Ehrenzipfel bei Rittersgrün in Sachsen gefunden wurde.

Zu den Mineralien, die zusammen mit Tridymit vorkommen, zählen beispielsweise Hämatit, Hornblende, Fayalit, Enstatit, Augit, Pseudobrookit, Titanit, Cristobalit, Magnetit und Edenit.

Tridymit aus der Eifel
Tridymit aus der Vulkaneifel (Bellerberg)

Auch wenn rund um den Globus bislang viele Fundstellen von Tridymit entdeckt wurden, gilt das Mineral als selten. Finden kann man Tridymit unter anderem auf Island und den Faröer-Inseln, in Finnland, England, Frankreich, Deutschland, Österreich, Portugal, Italien, Polen, Tschechien, in der Slowakei, Rumänien, Ungarn, in Litauen, Estland, Belarus, in der Ukraine, Tadschikistan, in der Türkei, in Namibia, Kenia Südafrika, Indien, Pakistan, Japan, China, Neuseeland, Australien, in der Antarktis, in Brasilien, Argentinien, Bolivien, Mexiko sowie in den USA.


Bedeutung und Verwendung von Tridymit

Aufgrund der Seltenheit ist Tridymit von keinerlei wirtschaftlichem Interesse. Vielmehr ist Tridymit der mikroskopisch kleinen Kristalle wegen für Micromount-Sammlungen interessant.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Rath, G. v. (1868): Ueber den Tridymit, eine neue krystallisirte Modification der Kieselsäure. IN: Annalen der Physik und Chemie
⇒ Fuchs, C. W. (1872): Tridymit. IN: Die künstlich dargestellten Mineralien, nach G. Rose's Krystallo-chemischen Mineralsysteme geordnet
⇒ Winkler, C. (1878): Die Untersuchung des Eisenmeteorits von Rittersgrün
⇒ Bauer, M. (1886): Tridymit (Asmanit). IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Klockmann, F. (1891): Optische Anomalien. IN: Lehrbuch der Mineralogie für Studirende und zum Selbstunterricht
⇒ Brauns, R. (1891): Tridymit. IN: Die optischen Anomalien der Krystalle
⇒ Tschermak, G. (1894): Tridymit. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Okrusch, M. und Matthes, S. (2013): Tridymit. IN: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde
⇒ Hochleitner, R. (2019): Tridymit. IN: Der neue Kosmos-Mineralienführer. 700 Mineralien, Edelsteine und Gesteine
www.mindat.org - Tridymite

Autor: (steine-und-minerale.de)

Letzte Aktualisierung: 08.04.2024

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