Pseudobrookit
Pseudobrookit ist chemisch gesehen ein Eisen-TItanoxid, das meist dunkelbraune, schwarze und seltener grüne orthorhombische Kristalle ausbildet. Es ist ein seltenes Mineral, dass sich in Hohlräumen magmatischer Gesteiner bildet.
Pseudobrookit – Falscher Brookit
Die Erstbeschreibung des Minerals Pseudobrookit stammt aus der Feder des Geologen Antal Koch (1843 bis 1927), der im Jahr 1878 Pseudobrookit als eine mineralische Neuentdeckung vorstellte.
Bereits zwei Jahre zuvor hatte er damit begonnen, sich näher mit dem Mineral, das am “Aranyer Berg im Siebengebirge“ in Rumänien gefunden wurde, auseinanderzusetzen.
Tatsächlich sah Koch zunächst die deutliche Ähnlichkeit mit dem Mineral Brookit – insbesondere in puncto “Krystallsystem, dem Habitus, den physikalischen und theilweise auch den chemischen Eigenschaften nach“. Eingehende Untersuchungen zeigten aber, dass das bis dato unbekannte Mineral kein Brookit ist, es sich laut Koch vielmehr um “falschen Brookit“ handelt (Anm. pseudo = falsch).
Als schlußendliches Argument zur Unterscheidung von Brookit führt er die abweichenden Winkel der Kristallflächen von Pseudobrookit an, die nicht mit denen von Brookit übereinstimmen.
Eigenschaften von Pseudobrookit
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen Brookit und Pseudobrookit ist die chemische Zusammensetzung. Auch wenn beide Minerale Titanminerale sind, enthält Pseudobrookit zusätzlich Eisen und somit ein Eisen-Titanoxid.
Dass Koch zunächst die Ähnlichkeit mit Pseudobrookit sah, ist auch dem Habitus und der Farbe der Kristalle geschuldet.
Die Kristalle von Pseudobrookit sind häufig mikroskopisch klein, weisen dabei eine längsgerichtete Riefung auf. Koch beobachtet zudem, dass der Glanz von Pseudobrookit variabel ist. Der Kristalle im Ganzen ist von metallischem bis diamantartigem Glanz, während sich der Glanz auf den Spalt- und Bruchflächen als fettig beschreiben lässt.
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | (Fe3+2Ti)O5 |
Mineralklasse | Oxide |
Kristallsystem |
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Farbe |
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Strichfarbe |
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Glanz | metallisch |
Transparenz | undurchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig |
Spaltbarkeit | undeutlich |
Mohshärte | 4 |
Dichte | 4,4 g/cm³ |
Entstehung und Verbreitung von Pseudobrookit
Bildung und Entstehung
Pseudobrookit kommt im Zusammenhang mit Gesteinen vor, deren Mineralbestand im Zuge der Pneumatolyse chemisch umgewandelt wurde, oder wie Koch einst meinte, entstand Pseudobrookit in „durch vulkanische Dämpfe umgewandelten Andesit“.
Seit der Entdeckung wurde Pseudobrookit als Hohlraumfüllung neben Andesit in weiteren Gesteinen vulkanischen Ursprungs gefunden, allen voran Rhyolith und Basalt, wobei das Titanmineral dabei unter anderem mit Quarz, Tridymit, Hämatit, Topas, Sanidin, Beryll, Glimmer, Calcit, Kassiterit, Spessartin, Magnetit und Apatit vergesellschaftet ist.
Vorkommen und wichtige Fundorte
Nennenswerte Vorkommen des seltenen Minerals wurden zum Beispiel in Norwegen, Finnland, Schottland, Frankreich, Italien, Portugal, Spanien, Tschechien, Slowakei, Polen, Rumänien, Südafrika, Israel, Russland, Neuseeland, Australien, Mexiko und in den USA bestätigt.
In Österreich kommt Pseudobrookit im Burgenland (Pauliberg), Tirol (Großvenediger) sowie in der Steiermark (Weitendorf, Wilhelmsdorf und Klöch) vor. Die Vorkommen von Pseudobrookit in Deutschland konzentrieren sich auf die Vulkaneifel mit den Regionen Ettringen, Bellerberg, Mending und Nickenich sowie Katzenbuckel bei Eberbach, Großroppershausen, Lethmathe, Stolberg bei Aachen, Ahrweiler, Ochtendung und Kühnsdorf.
Bedeutung und Verwendung von Pseudobrookit
Auch wenn Pseudobrookit aufgrund der Titangehalte als Erz wirtschaftlich interessant ist, kommt ein Abbau des Minerals aufgrund der wenigen Fundorte und der Seltenheit per se rund um den Globus nicht in Frage.
Das Mineral ist aufgrund seiner schönen und tafeligen Kristalle begehrt bei Mineraliensammlern. Beliebte Exponate stammen im deutschsprachigen Raum meist aus der Vulkaneifel und werden als Micromounts angeboten.
Pseudobrookit erkennen
Schon Koch erkannte, dass sich Pseudobrookit von Salzsäure nur anlösen lässt. Lediglich konzentrierte Schwefelsäure löst das Titanmineral auf.
Vor dem Lötrohr schmilzt Pseudobrookit kaum, verliert nur an Glanz.
Auch interessant:
Quellen:
- Koch, A. (1878): Neue Minerale. Pseudobrookit und Szabóit. IN: Mineralogische und petrographische Mittheilungen. Band 1
- Koch, A. (1878): Pseudobrookit und Szaboit. Neue Mineralien. IN: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie
- Thürach, H. (1884): Pseudobrookit. IN: Über das Vorkommen mikroskopischer Zirkone und Titan-Mineralien in den Gesteinen
- Zirkel, F. (1893): Pseudobrookit. IN: Lehrbuch der Petrographie
- Brogger, W. C. (1894): Pseudobrookit. IN: Die eruptivgesteine des Kristianiagebietes
- Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- www.mindat.org - Pseudobrookite