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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 06.02.2024


Aubrit

Aubrit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: aubrite

Aubrit – Ein seltener Steinmeteorit

Entgegen vieler anderer historischer Meteoritenfälle ist der Fall des weltweit ersten Aubrits auf die Stunde genau dokumentiert. Dem Mineralogen James Reynold Gregory (1832 bis 1899) zufolge beobachtete ein Schäfer am 14. September 1836, wie um 15 Uhr nachmittags in Nyons bei Aubres in Frankreich bei schönstem Wetter („at 3 p.m., in calm weather and blue sky“) ein Stein vom Himmel fiel. Der Schäfer machte sich auf die Suche nach dem Stein, der sich einige Zentimeter tief in den Boden eingegraben hatte. Um den Stein auszugraben, verwendete er einen Stock, der aufgrund der immer noch glühend heißen Temperatur des Meteoriten verbrannte.

Der Meteorit – benannt nach der Typlokalität (Ort der Erstentdeckung eines Minerals/Gesteins), der Gemeinde Aubres – wog ursprünglich schätzungsweise etwa 800 Gramm, zerbrach allerdings beim Aufprall, sodass besagter Schäfer einen 567 Gramm schweren Meteoriten fand.


Eigenschaften von Aubrit

Aubrite zählen zur Kategorie der Steinmeteoriten, die in Hinblick auf die mineralische Zusammensetzung den Gesteinen der Erde sehr ähnlich sind. Ein wesentliches Merkmal von Steinmeteoriten sind Chondren: kleine, kugelförmige Gebilde, die aus Mineralien bestehen, die größtenteils auch auf der Erde vorkommen wie z.B. ChromitPyroxeneFeldspäteOlivinMagnetitSpinell, Kamazit, Taenit, Troilit und Diopsid sowie Elemente wie Diamant, GraphitKupfer, Eisen und Nickel. Ausnahmen bestätigten die Regel; nicht alle Steinmeteoriten weisen Chondren auf – so auch Aubrit, der folglich den Achondriten zugeordnet wird.

Optisch ist Aubrit tatsächlich schwer von irdischen Gesteinen aufgrund des betonähnlichen Aussehens zu unterscheiden. In einer mittelgrauen Matrix „schwimmen“ größere, deutlich dunklere und hellere Fragemente von anderen Gesteinen und Kristallen – Gesteine, die in der Geologie als Brekzie definiert werden. Andere Aubrite wiederum gleichen Graniten ohne erkennbare Sortierung der Gemengteile.

Die Farbe von Aubrit steht in direktem Zusammenhang mit dem Mineralbestand des Meteoriten, der hauptsächlich von Enstatit/Pyroxene, Nickeleisen, Troilit und den Olivinmineralien Fayalit und Forsterit bestimmt wird, daneben aber auch Alabandit, Daubréelit, Diopsid, Kamacit, Oldhamsit, Perryit, Plagioklas, Plagiomit und Schreibersit enthält.

Ferner ist bei Aubrit eine äußere Schmelzrinde zu erkennen, die im Vergleich zu anderen Meteoriten „ausserordentlich dünn“ ausfällt, „ist lichtbraun, schwach glasig und zeigt schlüsselförmige Vertiefungen“ (Emil Cohen, Mineraloge; 1842 bis 1905).


Entstehung und Verbreitung von Aubrit

Die Entstehung von Aubrit ist das Ergebnis einer Kollision zweier Asteroiden, bei der derart hohe Temperaturen, ca. 1.600 °C, entstanden, sodass beide Gesteinsbrocken inklusive der dabei entstandenen Bruchstücke miteinander verschmolzen wurden.

Weltweit wurden bislang etwa 12.000 Aubrite zusammengetragen. So wurden neben dem Vorkommen in Frankreich weitere Aubrit-Meteoriten rund um den Globus erfasst: Havelland/Deutschland, Pesyanoe Meteorit, Kurgan/Russland, Al Haggounia Meteorit, El Hagounia/Marokko, Khor Temiki meteorite, Kassala/Sudan, Mayo Bewa Meteorit/Nigeria, Bustee Meteorit, Gorakhpur/Indien, Mount Egerton Meteorit/Australien, Victoria Land/Antarktis sowie in den USA.

Eine der größten Meteoritensammlungen befindet sich im Berliner Museum für Naturkunde, die anhand der vielen Vergleichsexemplare auch im Fall des am 21. Januar nordwestlich von Berlin niedergefallenen Meteoriten mit dem Namen 2024 BX1 bzw. Berlin-Meteorit eine schnelle Bestimmung ermöglichte.


Mehr zum Thema Meteoriten und Gesteinsgläser:

Quellen:
⇒ Gregory, J. R. (1887): Two new French Meteorites. IN: The Geological Magazine Or Monthly Journal of Geology
⇒ Brezina, A. (1893): Ueber neuere Meteorite. IN: Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte
⇒ British Museum of Natural History. Department of Mineralogy (1893): An Introduction to the Study of Meteorites. With a List of the Meteorites Represented in the Collection
⇒ Schweizer, V. (2012): Wörterbuch der Geologie. Dictionary of Geology
www.mindat.org - Aubrite Meteorites

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