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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 01.03.2024


Blautopas

Blautopas - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: blue topaz | französisch: topaze bleue


Blautopas, geschliffen und als Rohstein aus Mursinka (Quelle: Max Bauer - Die Edelsteinkunde, 1896)

Schweizerblau, Himmelblau und London Blau

Natürlich vorkommender Blautopas ist eine absolute Rarität. Dennoch wird seit den 1970er Jahren der internationale Edelsteinmarkt mit blauem Topas überflutet - in Farben, die Mutter Natur nicht kennt und die gleich aussehen.
In Anlehnung an die verschiedenen Blautöne wird die Farbe des blauen Minerals in drei verschiedenen Nuancen unterschieden: Swiss Blue, Sky Blue und London Blue.

Der Name Blautopas findet sich in den Aufzeichnungen historischer Mineralogen trotzdem wieder. So schreibt Gross im Jahr 1792 "Saphir, aus Brasilien (blauer Topas)", genau wie Friedrich Martini (1729 bis 1778; Naturforscher) 1774 "Borax gemma Beryllus. Blauer Topas" oder Feodor Mojsjeenkow (1754 bis 1781; Mineraloge) 1779 "warer blauer Topas".
Dass diese Bezeichnungen irreführend und nicht richtig sind, zeigt unter anderem Johan Gottschalk Wallerius (1709 bis 1785; Mineraloge) 1750, der als mögliche Farben von Topas gelb und grünlich aufführt. Axel Frederic von Cronstedt (1722 bis 1765; Mineraloge) ist 1770 noch detaillierter und beschreibt die Farbe von Topas als "bleichgelb", "gelb", "hochgelb" und "braungelb" und löst das Rätsel um den blauen Topas seiner Kollegen, indem er den vermeintlichen Blautopas als die Beryllvarietät Aquamarin entlarvt - der vergleichbar blau ist.

Über die ersten Blautopase, deren chemische Zusammensetzung der von Topas entspricht, berichtet beispielsweise Max Bauer (1844 bis 1917; Mineraloge) 1896 in seinem Werk "Edelsteinkunde" oder Karl Schloßmacher (1887 bis 1880; Gemmologe) 1950, der betont, dass die Farbe "hellblau" ist - also keineswegs so intensiv und variantenreich wie die heute bekannten blauen Topase.


Eigenschaften von Blautopas

Blautopas ist die blaue Varietät des Minerals Topas und wird mit der chemischen Zusammensetzung Al2(F,OH)2SiO4 der in der Mineralogie gängigen Mineralklasse der Silikatmineralien zugeordnet.

Blautopas kristallisiert dem orthorhombischen Kristallsystem folgend und bildet prismatische, kurz- wie auch langsäulige Kristalle. Die Aggregate sind derb, massig oder stengelig.

Der Glanz von Blautopas ist glasartig bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz. Einschlüsse anderer Mineralien sind bei Blautopas recht selten. Ferner zeichnen sich Blautopase durch eine vollkommene Spaltbarkeit sowie einen muschelig-spröden Bruch aus.

Die Mohshärte von blauem Topas beträgt 8 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Carl Friedrich Christian Mohs (1773 bis 1839), sodass Blautopas das entscheidende Kriterium der Edelsteinhärte erfüllt. Die Dichte des blauen Minerals wird mit 3,53 bis 3,56 g/cm3 angegeben.


Die 3 Farben von Blautopas

Die Farbe von Blautopas

Das namensgebende Blau von Blautopas wird in drei verschiedene Farbtöne unterschieden:

  • Sky Blue Topaz – Himmelblauer Topas: pastelliges hellblau
  • Swiss Blue Topaz – Schweizer Blau Topas: hellblau
  • London Blue Topaz – London Blau Topas: dunkles, grünstichiges Blau, fast Petrolfarben

Unter allen Farben, die das Mineral Topas aufweisen kann, gelten natürlich gefärbte Blautopase als eine Rarität und die seltenste aller Topasfarben.

Naturbelassener Blautopas ist von vergleichsweise hellem Blau, wobei es regionale Unterschiede hinsichtlich der Intensität der Farbe gibt.
Blautopas aus der St. Anns Mine in Simbabwe und aus Erongo in Namibia sind von einem mittleren, reinen Blau, das auf dem Mineralienmarkt als besonders hochqualitativ eingestuft wird.

Um dem internationalen Bedarf an Blautopas gerecht werden zu können, werden zusätzlich farblose oder gelbe Topase blau umgefärbt.
Dabei kommt Bestrahlung mit Gamma- und Elektronenstrahlung zum Einsatz - gefolgt vom abschließenden Brennen, um die Farbe zu stabilisieren, infolge dessen die ursprüngliche Farbe in das begehrte Topasblau umschlägt.
Die Ursache der Farbveränderung von Blautopas wird mit der Entstehung von Kristallgitterdefekten begründet, die sich in einer Farbänderung äußern.

Derartige Farbbehandlungen sind von Dauer und trotz der Bestrahlung nach einer ausreichenden Abklingzeit laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit keinerlei gesundheitlichem Risiko für den Träger von behandeltem Blautopasschmuck verbunden.

Aufgrund der Farbe von Blautopas liegt die Verwechslung mit folgenden Mineralien nahe: Coelestin, blauen DiamantenZirkonblauem Zirkonia und Aquamarin.

Die Strichfarbe von Blautopas – d.h., die Farbe, die beim Streichen über ein unglasiertes Porzellantäfelchen entsteht - ist weiß.


Entstehung und Verbreitung von Blautopas

Blautopas ist ein Mineral magmatischen Ursprungs, deren Vorkommen unter anderem in Norwegen, Schottland, Russland, Namibia, Madagaskar, Nigeria, Afghanistan, Pakistan, Brasilien und in den USA bestätigt wurden.


Verwendung und Bedeutung von Blautopas

Blautopase zählen zu den begehrtesten Farbedelsteinen auf dem internationalen Markt. Vor allem naturbelassener, unbehandelter Blautopas ist von hohem Wert. Steine, die einer nachträglichen Farbbehandlung unterzogen wurde, müssen beim Kauf gekennzeichnet werden, z.B. in Form von behandelter Blautopas. Dem Ursprung der Farbe entsprechend – natürlich oder erhitzt/bestrahlt – variiert der Preis von Blautopas. Natürlicher Blautopas ist ein exklusives Mineral, während behandelter Blautopas für einen Bruchteil des Preises zu bekommen ist. Anders verhielt es sich mit dem Preis in den Anfangsjahren der Farbveränderung von Topasen in den 1970er Jahren: 20 bis 40 US-Dollar pro Karat war damals der gängige Preis von behandeltem Blautopas.

Neben der Bedeutung als Wertanlage werden Blautopase vor allem zu Schmuck verarbeitet, wobei Blautopas symbolisch als Jubiläumsstein für den 4. Hochzeitstag steht. Blautopase werden insbesondere in Facettenschliffen gehalten, bei denen die Farbe, Reinheit und Transparenz am besten zur Wirkung kommt.

Bisweilen wird Blautopas auch als Chakrastein gehandelt, ohne dass die Heilwirkung von Blautopas wissenschaftlich bestätigt wurde.


Blautopas und Schmuck

Seit die ersten Blautopase auf dem Schmuckmarkt erschienen, hat sich der blaue Edelstein zu einem beliebten Stein für Schmuck herauskristallisiert.
Die blauen Steine zieren Ohrringe, Ketten, Anhänger und Armreifen, werden als Solitär ohne Begleitsteine getragen oder mit anderen Farbedelsteinen kombiniert.

Bedingt durch die Reinheit der Kristalle kommen bei Blautopas vorrangig Facettenschliffe zur Anwendung. Die vielen Facetten reflektieren das auf den Stein treffende Licht und bringen die verschiedenen Blau-Nuancen des Edelsteins optimal zur Geltung.

Besonders häufig werden Blautopase in Rund- und Ovalschliffen gehalten, aber auch Baguetteschliff, Smaragdschliff, Tropfenschliff, Marquiseschliff/Navette, Oktagonschliff, Antiker Kissenschliff, Trillantschliff und Herzschliff sind gängige Schliffe.
Blautopase, die infolge von Einschlüssen anderer Mineralien, Gasen oder Flüssigkeiten trübe erscheinen, werden zu Cabochons verarbeitet.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Große, G. (1792): Blauer Topas. IN: Metrologische Tafeln über die alten Maaße, Gewichte und Münzen Roms und Griechenlands nebst dem Verhältniß derselben gegen bekannte französische und deutsche zur Erklärung alter Schriftsteller
⇒ Wallerius, J. G. (1750): Mineralogie, oder Mineralreich
⇒ Cronstedt, A. F. (1770): Cronstedts Versuch einer Mineralogie
⇒ Martini, F. H. W. (1774): Allgemeine Geschichte der Natur in Alphabetischer Ordnung mit vielen Kupfertafeln
⇒ Mojsjeenkow, F. (1779): Blauer Topas. IN: Mineralogische Abhandlung von dem Zinnsteine
⇒ Bauer, M. (1896): Topas. In: Edelsteinkunde
⇒ Schlossmacher, K. (1950): Leitfaden für die exakte Edelsteinbestimmung
⇒ Nassau, K. (1985): Altering the Color of Topaz. IN: Gems & Gemology Spring 1985
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Newman GG, Renée (2016): Gemstone Buying Guide. International Jewelry Publications,U.S.; Auflage: Revised*
www.bfs.de - Sind Schmucksteine radioaktiv?

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