Sylvin
Sylvin - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: sylvite | französisch: sylvine
Das Salz des Sylvius
Der Name Sylvin ist dem französischen Mineralogen und Geologen Francois Sulpice Beudant (1787 bis 1850) zu verdanken. 1832 benannte er das erstmals am Vesuv in Italien entdeckte Mineral nach dem niederländischen Naturwissenschaftler Franciscus Sylvius (1614 bis 1672).
Unbekannt war Sylvin dennoch nicht; vielmehr wurde das Mineral in den Lehrbüchern unter dem Eintrag Digestivsalz, Chlorkalium, sal digestivum oder Salz des Sylvius gelistet.
Eigenschaften von Sylvin
Chemisch betrachtet handelt es sich bei Sylvin um Kaliumchlorid (KCl), weshalb das Mineral der Mineralklasse der Halogenide zugeordnet wird.
Die Farbe von Sylvin variiert – abhängig von Verunreinigungen in Form von farbgebenden Fremdelementen oder Störungen im Kristallgitterbau.
Reiner Sylvin ist farblos, während „verunreinigter“ Sylvin weiß, gelb, rosa, rot, "violett, blau oder grau sein kann.
Die Strichfarbe ist trotzdem immer weiß.
Sylvin kristallisiert im kubischen Kristallsystem: Sylvinkristalle sind würfelig oder oktaedrisch, auch zu Kristallzwillingen miteinander verwachsen. Die Aggregate sind körnig, massig oder erscheinen als Krusten auf anderen Mineralen oder Gesteinen.
Sylvin weist einen glasartigen bis fettigen Glanz auf, ist dabei von durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz. Der Bruch ist uneben, die Spaltbarkeit ist vollkommen.
Der Mineraloge Friedrich Hausmann (1782 bis 1859) merkt zudem an, dass Sylvin "von salzigem, etwas bitterem Geschmack" ist.
Mit einer Mohshärte von 2 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ist Sylvin ein weiches Mineral, dessen Dichte 1,99 g/cm³ beträgt.
Entstehung und Verbreitung von Sylvin
Sylvin wird der Bildung nach in die Kategorie der Minerale sedimentären Ursprungs eingeordnet (mehr dazu: Die Entstehung von Mineralen). Demnach entsteht Sylvin, wenn Meerwasser in von der Frischwasserzufuhr abgeschiedenen Bereichen verdunstet und als Rückstand übrigbleibt (Evaporit/Eindunstungsmineral genannt). Allerdings ist Sylvin eines der Minerale, das zuletzt als Eindunstungsprodukt hervorgeht. Zuvor kristallisieren aus der Meerwasserlösung andere Salze wie Halit oder aber Gips und Calcit.
Des Weiteren kann Sylvin im Zusammenhang mit Vulkanismus entstehen, wenn vulkanische Gase, ohne vorher flüssig zu werden, als Feststoff: hier als Mineral auskristallisieren (sog. Resublimation).
Entsprechend den Entstehungsbedingungen ist Sylvin mit Halit, Gips, Anhydrit, Douglasit und Carnallit vergesellschaftet.
Größere Vorkommen von Sylvin befinden sich u.a. in Island, Norwegen, Deutschland, Italien, Rumänien, Ukraine, Namibia, Kasachstan, Iran, China, Australien, Chile, Bolivien und in den USA - trotz der Vielzahl an Fundorten wird Sylvin dennoch als seltenes Mineral eingestuft.
Bedeutung und Verwendung von Sylvin
In der Vergangenheit wurde Sylvin "bei Wechselfiebern gebraucht" (Hahnemann, 1793), war in dieser Funktion seit dem 19. Jahrhundert aber nicht mehr von Bedeutung.
Heute wird Sylvin insbesondere für die Herstellung von Kalidüngern in der Landwirtschaft genutzt.
Nachweis von Sylvin
Sylvin ist ein wasserlösliches Mineral, d.h. man sollte Sylvin luftdicht aufbewahren, da schon der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ausreicht, dass sich Sylvinkristalle auflösen. Ferner schmeckt Sylvin salzig mit bitterem Abgang und kann bspw. von Halit durch die Flammenfarbe unterschieden werden. Aufgrund des enthaltenen Kaliums verfärbt sich die Flamme, in welche man Sylvin hält, violett. Im Vergleich dazu zeigt Halit (NaCl) eine gelbe Flammenfärbung.
Hausmann stellte 1847 außerdem fest, dass Sylvin im Vergleich zu Steinsalz nicht so leicht löslich ist und zudem in heißem Wasser besser löslich ist als in kaltem Wasser.
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Quellen:
⇒ Hahnemann, S. (1793): Digestivsalz. IN: Samuel Hahnemanns Apothekerlexikon
⇒ Beudant, F. S. (1832): Sylvine, muriate de potasse. IN: Traité Élémentaire de Minéralogie
⇒ Hausmann, F. (1847): Sylvin. IN: Handbuch der Mineralogie
⇒ Andrae, C. J. (1864): Sylvin. IN: Lehrbuch der gesammten Mineralogie. Bearbeitet auf Grundlage des Lehrbuchs der gesammten Mineralogie von E. T. Germar. Lehrbuch der Oryktognosie
⇒ Brauns, R. (1891): Sylvin. IN: Die optischen Anomalien der Krystalle
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Altaba, M. F. und G. Tanelli (1995): Wissen heute auf einen Blick - Mineralogie. Neuer Kaiser Verlag GmbH, Klagenfurt
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
⇒ www.mindat.org - sylvite