Kropfmühl ist ein Ortsteil der Stadt Hauzenberg in Bayern nahe Passau ist und hat sich seit mehr als 150 Jahren weltweit einen Namen in der Gewinnung eines grauschwarzen Minerals gemacht hat: der Graphit von Kropfmühl.
Graphit ist ein Mineral, das aus reinem Kohlenstoff (C) besteht und somit - genau wie Diamant, Gold, Silber und Kupfer - zur Mineralklasse der gediegenen Elemente zählt.
Die Farbe von Graphit ist dunkelgrau bis schwarz ; der Geologe Carl Friedrich Naumann (1797 bis 1873) beschrieb die Farbe von Graphit 1826 als "eisenschwarz bis dunkelstahlgrau". Typischerweise ist die Farbe metallisch glänzend, kann aber auch matt sein.
Die Strichfarbe von Graphit, d.h., die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral über eine unglasierte Porzellantafel – die Strichtafel – gerieben wird, ist ein metallisches Dunkelgrau.
Genau genommen handelt es sich bei der Strichfarbe um den pulverförmigen Abrieb eines Minerals. Ob die Strichfarbe weiß/farblos oder farbig ist, variiert von Mineral zu Mineral.
Aufgrund der Tatsache, dass die Strichfarbe von Graphit farbabgebend ist, was sich auch schon dann zeigt, wenn man mit den Händen über das Mineral streicht, und weil Graphit bereits in der Vergangenheit zum Schreiben genutzt wurde, gab der Mineraloge Abraham Gottlob Werber (1749 bis 1817) dem Mienral im Jahr 1789 den aus dem Altgriechischen stammenden Namen Graphit (altgriech. graphein = schreiben).
Gegen das Licht gehalten, lässt Graphit kein Licht durch; in der Mineralogie ist dann die Rede von der undurchsichtigen Transparenz eines Minerals.
Graphit zählt außerdem mit einer Mohshärte von 1 bis 2 zu den sehr weichen Mineralien; vergleichbar mit Talk, Selenit, Gips, Silber oder Glimmer und lässt sich mühelos mit dem Fingernagel zerkratzen.
Die Geschichte des Graphits von Kropfmühl ist einem Zufall zu verdanken. Lange Zeit, bevor mit dem Abbau des Graphits in Kropfmühl in Stollen untertage begonnen wurde, sammelten die Bauern der Umgebung das dunkle Mineral auf Feldern auf. Durch das Pflügen und die Arbeit auf den Äckern um Kropfmühl fanden sie immer wieder graphithaltiges Erz.
Einige Bauern verdienten sich vor allem in den Wintermonaten mit dem Graphit ein Zubrot. An einen gewerbsmäßigen Abbau war Eugen Ryschkewitsch lange Zeit noch nicht zu denken. Die Felder, auf denen sich unter Erde und Humus versteckt der Graphit befand, waren parzelliert. Der Graphitabbau glich viele Jahrzehnte eher einem "Kleinbergbau" und wurde "in primitivster Weise" ausgeübt.
Um ca. 1860/70 begann wegen der vielversprechenden Ressourcen mit dem Graphit-Abbau im großen Maßstab. So gab es im Jahr 1868 Heinrich Weger zufolge bereits 36 Gruben, die jährlich 15960 Zentner Graphit ans Tageslicht brachten.
Die naturgegebenen Vorkommen des Graphits in Kropfmühl spielten der Gewinnung in die Hände.
Anders als in Salzstöcken, wo das Salz mittels Sprengung gewonnen wird, bedarf es bei der Förderung von Graphit keinerlei Sprengstoff. Aufgrund der geringen Härte des Minerals und der linsenartigen Vorkommen kann der Graphit in Kropfmühl förmlich aus dem Anstehenden herausgekratzt werden.
Hinzu kommt, dass die graphitführenden Gneise nur etwa fünf bis sechs Meter unterhalb der Erdoberfläche anstehen, allerdings nicht immer zwingend horizontal gelagert, vielmehr um 30 bis 40 ° gen Norden geneigt.
Ein Unternehmen, das seit den Anfangstagen des Graphitbergbaus von Kropfmühl dabei ist, produziert auch heute noch: das Graphitbergwerk, was als Kropfmühl AG im Jahr 1916 gegründet und später in den Graphit Kropfmühl GmbH umgewandelt wurde.
2005 gingen im Werk zunächst die Lichter wegen mangelnder Rentabilität aus, doch im Juni wurde der Betrieb aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage nach dem Rohstoff Graphit in Kropfmühl wieder aufgenommen. Den Angaben der Kropfmühl AG zufolge allerdings weniger, um das Material für Bleistifte zu liefern, vielmehr spielen Elektroautos und Graphit in der Funktion als Schmiermittel eine bedeutende Rolle.
Parallel zum laufenden Betrieb wurde 1983 in Kropfmühl ein Besucherbergwerk einschließlich begehbarer historischer Stollen eingerichtet, das Interessierten die Geschichte des Kropfmühler Graphits und den Gang der Gewinnung und Verarbeitung anschaulich vermittelt.
Die Umgebung von Kropfmühl ist im Wesentlichen durch zwei verschiedene Gesteine geprägt: Granit, ein Magmatit, und Gneis – ein Gestein, das durch die Gesteinsumwandlung/Metamorphose entstanden ist.
Untersuchungen der regionalen Geologie zeigen, dass die Gesteine zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden sind. Das ältere Gestein ist der graphithaltige Gneis, der stellenweise vom jüngeren Granit durchdrungen ist.
Dass der Graphit von Kropfmühl und weiteren Orten in der näheren Umgebung von Passau einst zu den "bedeutendsten Graphitlagern" (Wegner) zählte, ist nicht zuletzt mit der Ausdehnung der graphitführenden Gneise zu begründen. Wegner zufolge reichen selbige "von Oedhof und Kropfmühl über Pfaffenreutnvon Westen nach Osten (...) auf einer Länge von einer 3/4 Stunde". Stunde als altes Längenmaß, das etwa einer Distanz von 3 bis 4,5 km entspricht.
Der Graphit im Gneis liegt in Form von langgezogenen Linsen vor, was den Abbau des Minerals erleichtert. Teilweise ist Biotit im Gneis gänzlich durch Graphit ersetzt. Auf den ersten Blick können die beiden Mineralien wegen der ähnlichen Farbe, dem Glanz und schuppenartigen Habitus miteinander verwechselt werden. Tatsächlich ist der Kropfmühler Gneis bisweilen derart von schuppenartigem Graphit - sogenannter Flinz - durchsetzt, sodass das Gestein "zuweilen ganz schwarz und ganz weich" ist (Ryschkewitsch, 1922).
Entstehungsbedingt ist der Graphit von Kropfmühl mit einer Vielzahl von anderen Mineralien verwachsen, darunter unter anderem Rutil, Pyrit und das Glimmermineral Biotit.
Für eine wirtschaftliche Verwendung muss Graphit eine hohe Reinheit sowie den höchstmöglichen Kohlenstoffgehalt aufweisen, d.h., Beimengungen anderer Mineralien sind unerwünscht.
Die Reinigung des abgebauten Graphits erfolgt in mehreren, aufeinander aufbauenden Schritten. Zunächst wird das Material trocken aufbereitet. Das graphithaltige Gestein wird zerkleinert und anschließend der sogenannten Röstung (Erhitzen auf 400 bis 500 °C) unterzogen. Ein Schritt, mit dem der mit Graphit assoziierte Pyrit abgetrennt wird.
Im Zuge der nachfolgenden Flotation – Nassaufbereitung – wird der Graphit abermals zerkleinert und in ein mittels Rührwerk sich ständig in Bewegung befindliches „Bad“ aus warmem Wasser sowie Flotationsöl gegeben. An den Öltröpfchen setzen sich die flockenartigen Graphitteilchen ab, während das taube, unbrauchbare Material im Bad verbleibt. Nach der Flotation wird der Graphit erneut geröstet, um das Öl zu entfernen.
Infolge der verschiedenen Schritte der Aufbereitung erhält man am Ende Graphit mit einem Kohlenstoffgehalt von bis zu 98 %.
Schon zu Beginn des wirtschaftlich orientierten Graphit-Abbaus in Kropfmühl wurde der Graphit anhand der Qualität selektiert. Während der glimmerartige, schuppige Graphit als Schmiermittel und in der Keramikproduktion eingesetzt wurde, fand der dichte, erdige Graphit als "Transitgut" (Wegner) Verwendung als Rohstoff für die Herstellung von Bleistiften im nahegelegenen Nürnberg.
Auch der Name Bleistift vermutenlässt, dass Blei das farbgebende Element von Bleistiften ist, wird bei Bleistiften seit jeher auf Graphit gesetzt. Graphit ist weich genug, um mühelos auf Papier Farbe abzugeben. Die Intensität der Farbe bzw. die Härte von Bleistiften wird über den zusätzlich mit der Härte (H, B, HB) variierenden Tongehalt von Bleistiften bestimmt.
Daneben ist Graphit ein aus der Elektrotechnologie nicht mehr wegzudenkender Rohstoff. Sowohl in Elektroautos, Batterie und Akkus findet Graphit Einsatz.
Die Verwendung von Graphit in der Elektronik wird mit der elektrischen Leitfähigkeit des Minerals betont.
Daneben zeichnet sich Graphit durch eine hervorragende thermische Leitfähigkeit und Feuerbeständigkeit aus, weshalb Graphit auch in der Reaktortechnik, in Schmelztiegeln bzw. für feuerfeste Keramik eingesetzt wird.
Weiterhin wird Graphit als Schmierstoff genutzt, genau wie pulverisierter Graphit bei der Herstellung von Gipskartonplatten hinzugefügt wird, um die Wärme in Gebäuden aufrecht zu erhalten bzw. zu speichern.
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Quellen:
Letzte Aktualisierung: 15. April 2024