Strontianit
Strontianit – Entdeckt in Schottland
Das Mineral Strontianit wurde im Jahr 1790 von Adair Crawford (1748 bis 1795), einem schottisch-irischen Chemiker, in Strontian im Westen von Schottland entdeckt.
Neben der Neuentdeckung des Minerals per se war die Entdeckung eines bis dato unbekannten Elements Strontium das Besondere an Strontianit, wobei das Mineral in Anspielung an den Fundort den Namen Strontianit erhielt.
Der Name Strontianit wiederum ist dem Naturforscher Friedrich Gabriel Sulzer (1749 bis 1850) zu verdanken, der die Ergebnisse seiner Untersuchungen zu dem Mineral in einem Brief an Johann Friedrich Blumenbach (1752 bis 1840; Anthropologe) festhielt. Blumenbach veröffentlichte diese unter dem Titel „Über den Strontianit, ein schottisches Fossil, das ebenfalls eine neue Grunderde zu enthalten scheint“. Mit dem Begriff Fossil war zur damaligen Zeit allerdings keine Versteinerung gemeint. Vielmehr ist Fossil ein historischer Begriff für alles „Ausgegrabene“ (lat. fossilare), was sowohl Mineralien, Gesteine, Versteinerungen wie auch Pflanzen umfasste.
Eigenschaften von Strontianit
Als sich Sulzer seinerzeit mit wissenschaftlich mit Strontianit auseinandersetzte, fiel ihm die Ähnlichkeit mit dem Mineral Witherit auf. Er erkannte allerdings schnell, dass zahlreiche Unterschiede zwischen beiden Mineralien vorliegen. Im Konkreten nannte Sulzer die geringere Dicht von Strontianit als wesentliches Merkmal zur Unterscheidung die geringere Härte und die leichtere Zerreiblichkeit von Strontianit. Hinzu kommt ein Experiment mit Ratten. Witherit wurde in der Vergangenheit vielerorts Rattengift ausgelegt. Eine solche Wirkung konnte Blumenbach bei Strontianit nicht beobachten.
Die Farbe von Strontianit ist hauptsächlich weiß, kann aber auch ins Gelbliche, Rötliche, Apfelgrüne oder „Spargelgrüne“ (Blumenbach) gehen. Victor Leopold von Zepharovich (1830 bis 1890; Mineraloge) stellte außerdem fest, dass farbliche Unterschiede abhängig vom geographischen Fundort bestehen. So sind Strontianit-Kristalle aus dem Erasmus-Stollen bei Leogang „wein- bis honiggelb“, während die Strontianite aus Zeyring in der Steiermark „lichtblau“ sind.
Eigenschaft | Beschreibung |
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Chemische Zusammensetzung | Sr[CO3] |
Mineralklasse | Carbonate und Nitrate |
Kristallsystem |
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Farbe | farblos, weiß, hellbraun, hellgrau, hellgrün, rötlich oder gelb |
Strichfarbe | weiß |
Glanz | glas- bis harzartig |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | uneben, muschelig |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Fluoreszenz | hellblau |
Mohshärte | 3,5 |
Dichte | 3,74 bis 3,78 g/cm³ |
Entstehung und Verbreitung von Strontianit
Strontianit wurde bislang als Mineral hydrothermalen Ursprungs in Gesteinen magmatischen Ursprungs gefunden, so wie beispielsweise in der geologischen Umgebung der Typlokalität in Schottland, wo Strontianit in einem Bleigang innerhalb eines von Granit geprägten Gebirges vorkommt. Das Mineral kann ebenso in Sedimentgesteinen wie Kalkstein vorkommen.
Je nach Fundort ist Strontianit typischerweise mit Baryt, Calcit, Chalkopyrit, Coelestin, Dolomit, Fluorit, Harmotom/Zeolith, Magnesit, Quarz, Schwefel und Sphalerit/Zinkblende vergesellschaftet.
Neben dem Ort der Erstentdeckung und weitere Fundstellen in Schottland existieren weitere Strontianit-Vorkommen in Norwegen, Schweden, Finnland, Irland, Wales, England, Frankreich, Deutschland, i der Schweiz, in Österreich, Tschechien, in der Slowakei,Polen, Usbekistan, Russland, Ukraine, Italien, Griechenland, Spanien, Ungarn, in Marokko, Angola, Kongo, Namibia, Malawi, Südafrika, Indien, China, Japan, Vietnam, Australien, Brasilien, Argentinien, Kanada und in den USA.
Bedeutung und Verwendung von Strontianit
Dem Mineralogen Max Bauer (1844 bis 1917) zufolge war Strontianit lange Zeit in der Zuckerindustrie von wirtschaftlicher Bedeutung, insofern das Mineral als Katalysator genutzt wurde, um den höchstmöglichen Anteil an Zucker aus der Melasse zu gewinnen, genau wie das Mineral für die „Feuerwerkerei“ verwendet wurde.
Nachweis von Strontianit
Vor dem Lötrohr schwillt Strontianit zu „blumenkohlähnlichen Formen“ an (Naumann) und färbt die Flamme rot.
Zudem ist Strontianit in Salz- und Schwefelsäure löslich, wobei parallel CO2 freigesetzt wird, was sich anhand des Aufbrausens bemerkbar macht.
Auch interessant:
- Die Bedeutung von grandfathered in der Beschriftung von Mineralien
- Typlokalität - Ort der Erstentdeckung eines Minerals oder Gesteins
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Quellen:
- Blumenbach, J. F. (1791): Uiber den Strontianit, ein schottisches Foßil, das ebenfalls eine neue Grunderde zu enthalten scheint. IN: Neues bergmännisches Journal. Band 7
- Hartmann, C. (1843): Witherit. IN: Handbuch der Mineralogie
- Hausmann, J. F. (1847): Strontianit. IN: Handbuch der Mineralogie
- Kobell, F. v. (1864): Strontianit. IN: Geschichte der Mineralogie von 1650-1860
- Naumann, C. F. (1864): Strontianit. IN: Elemente der Mineralogie
- Zepharovich, V. L. v. (1873): Strontianit. IN: Mineralogisches Lexicon für das Kaiserthum Österreich
- Bauer, M. (1886): Strontianit. IN: Lehrbuch der Mineralogie
- Okrusch, M. und Matthes, S. (2013): Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
- www.mindat.org - Strontianite
- www.mineralienatlas.de - Strontianit