Ein Denkmal eigens für die Steine, die einst mit Gletschern während der Eisvorsprünge zur Saalekaltzeit nach Mitteldeutschland gelangten.
Die Gletschersteinpyramide ist ein Denkmal, das aus 700 einzelnen Steinen besteht, die im Zuge des Gletschervorsprungs aus Skandinavien während der Saalekaltzeit vor etwa 150.000 Jahren in Leipzig und Umgebung abgelagert wurden.
Die Geschiebe (= Gesteine, die glazial verfrachtet wurden), die zu der Gletscherpyramide zusammengemauert wurden, stammen aus dem Hohen Norden, insbesondere aus der Bereich der Svekofenniden – eine Region, die den Süd- und Nordwesten Finnlands sowie den Nordosten Schwedens erfasst.
Namentlich handelt es sich bei den Gesteinen der Gletscherpyramide um magmatische und metamorphe Gesteine, so bspw. Granit, Eklogit und Granulit, die im Denkmal als Gestein durch die beige-braune, braune, graue oder rötliche Farbe auffallen.
Allen voran das Västervik-Fleckengestein. Ein Gestein von roter Farbe, bedingt durch das Feldspatmineral Mikroklin. Västervik-Fleckenstein kann aber auch hellgrau sein. Die Besonderheit von Västervik-Fleckenstein sind die zahlreichen dunklen Flecken in der Gesteinsmatrix. Die Flecken durchziehen das Gestein, bilden aber keine scharf abgegrenzten Areale, sondern erscheinen vielmehr dendritisch ausgefranst. Das Mineral, aus denen die Flecken aufgebaut sind, heißt Cordierit. Teilweise sind die Flecken dunkelgrau, fast schwarz aufgrund von zusätzlichen Einlagerungen des grau-schwarzen Glimmerminerals Biotit. Geologisch-genetisch wird Västervik-Fleckenstein den metamorphen Gesteinen zugeordnet, das ursprünglich aus sand- und tonhaltigen Sedimentiten bestand (Näheres dazu: Die Entstehung von metamorphen Gesteinen).
Das zweite dominante Gestein bzw. Gruppe von Gesteinen der Gletschersteinpyramide sind die sogenannten Rapawiki-Gesteine. Granite, die sich durch kreisrunde, vergleichsweise große und deutlich erkennbare Einsprenglinge von Orthoklas und Mikroklin in einer feinkörnigen Gesteinsmatrix des aus Schweden stammenden Gesteins auszeichnen.
Die Gletschersteinpyramide steht im Leipziger Ortsteil Stötteritz auf dem Gustav-Schwabe-Platz, unweit in nordöstlicher Richtung des Völkerschlachtdenkmals.
Der Gedanke, eine Gletschersteinpyramide zu errichten, ist dem Theologen Caspar René Gregory (1846 bis 1917) zu verdanken, der mit dem Denkmal die 1844 formulierte Theorie zur Inlandvereisung würdigen wollte. Die Theorie selber geht auf den Leipziger Geologen Carl Friedrich Naumann (1797 bis 1873) zurück.
Anhand von Gletscherschrammen auf dem Rhyolith der Hohburger Berge östlich des Messestadt Leipzig stellte Naumann die Theorie auf, dass geritzte Gesteinsoberflächen nur im Zusammenhang mit von Norden kommenden Gletschereismassen samt mitgeführtem schmirgelnden, kleinerem Gesteinsmaterial herrühren können.
Jene Gletschersteine waren es letztlich auch, aus welchen die Idee zur Gletschersteinpyramide umgesetzt wurde. Demnach wurden die Gesteine der Gletschersteinpyramide nicht auf natürliche Weise aufgetürmt, sondern wie Steinmännchen von Menschenhand formiert.
Seit dem 2. Oktober 1903 steht die Pyramide nun auf einer Fläche von 5,40 x 5,40 m, hat vier Seiten und misst von der Unterkante bis zur Pyramidenspitze sechs Meter.
Als Finanziers der Gletschersteinpyramide trat neben der Leipziger Immobiliengesellschaft auch die Deutscher Credit-Anstalt auf, wie man heute noch an einer frontseitig an der Pyramide angebrachten Tafel lesen kann.
Siehe auch:
⇒ Gletscherschrammen
⇒ In, auf und aus Gestein gebaut - Steinmännchen
⇒ In, auf und aus Gestein gebaut - Völkerschlachtdenkmal Leipzig
Letzte Aktualisierung: 8. Februar 2019