Unter dem Begriff Gletscherschrammen werden eingekritzte Furchen auf der Oberfläche von Gesteinen oder Felsen verstanden.
Gletscherschrammen sind ein Zeugnis eiszeitlicher Gletscherbewegungen: sowohl an der Unterseite (Gletschersohle) als auch an den seitlichen Begrenzungen von Gletschern werden Gesteine unterschiedlicher Größe und Gesteinsfragmente transportiert. Diese Geschiebe können neben Gletscherschrammen auch glatt polierte Oberflächen (sog. Gletscherschliff) hinterlassen.
Gletscherschrammen sind alsoAusdruck der so genannten Glazialerosion. Das bedeutet, dass Gletscher und Eis für die Abtragungsprozesse von Gebirgen und Gesteinen verantwortlich sind. In der Geologie wird diese spezielle Form, also die schleifende Tätigkeit von Gletschern und mitgeführten Geschieben, als Detersion
Die Schleifarbeit auf Gesteinen, die von Gletschern überfahren werden, sind das Ergebnis vom Zusammenspiel von im und an Gletschern mitgeführten Gesteinen und der Auflast des Eises, das nicht nur großvolumig war, sondern auch ein Gewicht von mehreren Tonnen betragen konnte. Auf diese Weise können sogar harte magmatische Gesteine wie Granit, aber auch metamorphe, z.B. Schiefer, oder Sedimentgesteine wie Sandstein bearbeitet werden und Gletscherschrammen aufzeigen. Ergänzend können auch Sand bzw. Gletschermehl den Untergrund bearbeiten.
Das wesentliche Kennzeichen von Gletscherschrammen sind parallel verlaufende Vertiefungen, die teilweise auch richtungslos oder sich überlagernd ausgebildet sein können, die wiederum mit mehreren Eisvorsprüngen und mehrfachen Kritzungen oder Richtungsänderungen von Gletschern zu erklären sind.
Gletscherschrammen sind insbesondere von wissenschaftlichem Interesse, da die Furchen auf Gesteinen Hinweise auf den weitesten Vorsprung von Inlandeismassen und die Richtung des Gletschervorsprungs geben. Gestützt auf Gletscherschrammen des Muschelkalks von Rüdersdorf nahe Berlin formulierte 1875 der schwedische Geologe Otto Martin Torell (1829 bis 1900) seine Theorie der Inlandvereisung.
Kritzungen und Gletscherschrammen sind wichtige Spuren zur Rekonstruktion früherer Eiszeiten. Diese müssen sich nicht zwangsweise auf die letzten und jüngeren Eiszeiten beziehen sondern können teils auch bis in das Proterozoikum (2,5 Milliarden Jahre bis 540 Mio. Jahre). Solche als Tillite bezeichneten Ablagerungen finden sich heute z.B. noch in Mauretanien.
Spuren der jüngeren Eiszeiten findet man heute u.a. im Harz oder in Sachsen. Beispielsweise lassen sich am Spielberg bei Böhlitz (Landkreis Leipzig) Gletscherschrammen auf Quarzporpyhren beobachten, die in der Weichsel-Eiszeit entstanden sind.
Siehe auch:
Quellen:
Letzte Aktualisierung: 07.05.2024