Unmittelbar an der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt zu Thüringen/Deutschland befindet sich im anhaltinischen Eckartsberga eine Burg, die sowohl auf einer Erhöhung aus Muschelkalk als auch aus selbigem Material erbaut wurde – die Eckartsburg.
Eckartsberga befindet sich im Burgenlandkreis/Sachsen-Anhalt und ist Teil der Finne (Gebirge).
Wie bereits erwähnt, bestehen sowohl Sockel als auch Festung aus Muschelkalk. Weite Transportwege konnten umgangen werden, da das Baumaterial direkt vor Ort abgebaut wurde.
Geologisch betrachtet handelt es sich beim Bergrücken der Eckartsburg um eine Störung. Begründet werden geologische Störungen mit der Tektonik. Infolge von bspw. Plattenverschiebungen oder Gebirgshebungen kommt es zu Veränderungen der Gesteinsmassen im Störungsgebiet. Erkennbar sind Störungen anhand von Falten, Verwerfungen oder Überschiebungen von Gesteinspaketen. Die sogenannte Finnestörung streicht dabei von der nordöstlichen Grenze des Thüringer Beckens in südöstliche Richtung bis nach Gera. Auf dieser Linie werden neben Eckartsberga zudem auch Sachsenburg und Rastenberg erfasst. Gemeinsames Merkmal aller Orte auf der Finnestörung ist Höhenunterschied gegenüber der Umgebung um mehrere Meter.
Die Finnestörung ist das Ergebnis zahlreicher gebirgsbildender Prozesse. Ausgangspunkt der Bildung der Finne stellt die variskische Gebirgsbildung dar: etliche Gebirgszüge in Europa gehen aus der Plattenkollision der vor 416 bis 251 Mio. Jahren existenten Großkontinente Gondwana und Pangäa hervor.
Durch das Zusammentreffen beider Kontinente wurde die Erdoberfläche zu Gebirgen in ganz Europa aufgetürmt. Zahlreiche Verwitterungsvorgänge, durch welche das Gesteinsmaterial des variskischen Gebirges in chemischen und physikalischen Vorgängen erodiert wird, bewirkten, dass das Gebirge nicht von Dauer war. Gegen Ende des Paläozoikums war das einst mächtige Gebirge größtenteils abgetragen.
Der resultierende Abtragungsschutt sammelte sich in Tälern und wurde in der folgenden Zechsteinzeit von Meerwasser überflutet. Während der anschließenden Trias entstanden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands weitere sedimentäre Ablagerungen im Germanischen Becken – namentlich Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper.
Der in der Burg als Naturstein verwendete Muschelkalk entstand vor 243 bis 235 Millionen Jahren. In prähistorischen Meeren lebende Muscheln, Schnecken und Brachiopoden mit deren Kalkschalen und Skeletten lieferten den Rohstoff für die Bildung von Muschelkalk. Nach dem Ableben der Meeresbewohner sanken diese auf den Meeresgrund und wurden von Sanden und Tonen überlagert. Währenddessen zirkulierten Lösungen bspw. aus Calcit in den Sedimenten und Kalkbruchstücken. Mit der Auflast der Ablagerungen kam es zur Entwässerung der Sedimente, so dass die Salze der Lösungen auskristallisierten und den Muschelkalk zementierten. Neben den fossilen Bestandteilen von Muscheln und Brachiopoden können im Muschelkalk ebenfalls mineralische Komponenten wie Quarz, Glimmer wie Muskovit und Glaukonit, Pyrit, Hornblende und Feldspäte enthalten sein.
Tektonisch war die Erdoberfläche des Germanischen Beckens in der Trias weiterhin aktiv. Infolge der Bewegung der Erdkruste wurde die Bruchscholle der Finne, sog. Hermundurische Scholle, schräg herausgehoben. Beleg für diese Hebung ist die heute noch sichtbare Schräglage des Muschelkalks der Finnestörung, auf welcher die Eckartsburg errichtet wurde.
Namenspate und Auftraggeber für den Bau der Burg war Ekkehard I. (960 bis 1002), Markgraf von Meißen. Bewohnt wurde die Festung bereits 985 von Ekkehard I. und Familie, seinen Rittern und Angestellten. Erst Jahre später wurde die Eckartsburg 1066 in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Heinrich IV. (1050 bis 1106) schriftlich erwähnt. Den eigentlichen Namen erhielt die bislang namenlose Burg schließlich 1074.
Bedingt durch zahlreiche Machtwechsel und Fehden thüringischer und sächsischer Kaiser, Könige und Adlige befand sich die Burg in wechselnden Besitztümern. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts verwahrloste die Burg in Teilen und war nicht mehr vollständig bewohnt. Mit der Gebietsreform des Wiener Kongresses ging die Burg 1815 in preußischen Besitz über. Damit einhergehend wurden im Auftrag von Finanzier Friedrich Wilhelm III. (1770 bis 1840), König von Preußen, umfangreiche Sanierungsmaßnahmen eingeleitet.
Die Bauweise der Burg ist durch den zum Zeitpunkt der Errichtung vorherrschenden Stil der Romanik gestaltet. Zahlreiche Bögen, Wölbungen und Türme von Burgen sind auf dem Gelände verteilt. Ursprünglich verfügte die Burg über eine Hauptburg und drei Nebenburgen, die heute zum Teil nur noch als Ruine erhalten sind. Neben der Nutzung der Burgtürme als Unterkünfte und Regierungssitz, befanden sich in den Gemäuern auch Räumlichkeiten für Gefängnisse, Folter und Kunst.
Heutzutage beherbergt die Eckartsburg neben dem Museum ein Restaurant.
Siehe auch:
Quellen:
kulturstiftung-st.de/Letzte Aktualisierung: 9. Februar 2019