Schmuck ist seit jeher ein beliebtes Accessoire. Schon in der Steinzeit trugen Frauen und Männer Schmuck mit Jagdtrophäen oder Steinen. Daran hat sich auch nach Tausenden von Jahren nichts geändert; getragen wird, was gefällt und organische Schmucksteine wie Perlen und Korallen rangieren nach wie vor weit oben auf der Liste der beliebtesten Steine für Schmuck.
Vier Begriffe, die immer wieder zusammen genannt werden, in ihrer Bedeutung aber nicht unterschiedlicher sein könnten.
Ein Mineral ist ein Festkörper mit chemisch definierter Zusammensetzung, der natürlich entstanden ist. Kristalle aus dem Labor wie bspw. Zirkonia, Strass oder Opalit sind demnach keine Mineralien, weil das Kriterium natürliche Entstehung fehlt.
Edelsteine wiederum sind Mineralien, die selten vorkommen und besonders schön sind, wobei hier die Reinheit, Intensität der Farbe und der Glanz eine wichtige Rolle spielen, sowie Steine mit einer Mohshärte höher als 7. In der Mineralogie werden alle Mineralien aufsteigend von Härtegrad 1 (sehr weich) bis 10 (sehr hart) eingeteilt. Der Härte entsprechend sind einige Mineralien für Kratzer anfälliger, neigen zum zerbrechen oder splittern. Mineralien mit einer Mohshärte höher als 7 sind robuster und langlebiger, was diese für die Herstellung von Schmuck interessant macht.
Halbedelsteine sind Mineralien, die weltweit häufig zu finden und weniger hart, aber trotzdem nicht minder schön sind. Der Begriff Halbedelstein ist heutzutage allerdings nicht mehr geläufig, stattdessen wird auf die Bezeichnung Schmuckstein zurückgegriffen, um zu betonen, dass diese Steine als Schmuck ebenso alle Blicke auf sich ziehen.
Organische Schmucksteine sind nicht mit organischen Mineralien gleichzusetzen.
Die International Mineralogical Association (IMA), deren Aufgabe die Erfassung aller weltweit bekannten Mineralien ist, hat die Klasse der organischen Mineralien genau festgelegt.
Demnach sind organische Mineralien solche, die in die Kategorie Hydrocarbone (z.B. Carpathit, Curtisit und Kratochvilit), Salze der organischen Säuren – z.B. Oxalate (u.a. Acetamid, Caldacit, Joanneumit, Weddellit, Whewellit und Zhemochuzhnikonit) sowie Sonstige (Miscellaneous) wie Porphyrin fallen. Materialien wie Bernstein, Shungit oder Korallen sind nach dieser Einteilung keine organischen Mineralien.
Bei organischen Schmucksteinen handelt es sich laut Definition der CIBJO Materialien, die Bezug zu lebenden Substanzen haben oder hatten („relating to or derived from living matter“).
Das heißt: alle Materialien, die einen organischen Hintergrund haben und zu Schmuck verarbeitet werden, werden als organische Schmucksteine bezeichnet und können dabei durchaus mineralische Komponenten aufweisen. Und weil diese mitunter selten sind und der Faktor Schönheit genau wie bei Mineralien gegeben ist, ist die Bezeichnung organische Edelsteine ebenfalls gerechtfertigt. Man denke nur an Perlen, Bernstein und Korallen, die aus der Welt des Schmucks nicht wegzudenken sind.
Die CIBJO hat unter der Überschrift „Gemstone, organic materials and artificial product chart“ vier Kategorien von organischen Materialien aufgelistet, die für die Herstellung von Schmuck von Bedeutung sind: Neben Korallen und Perlen einschließlich Perlmutt wird zwischen „plant origin“ und „animal origin“ unterschieden. In die Gruppe der Materialien pflanzlichen Ursprungs fallen beispielsweise Bernstein und Jet, während die Gruppe der Schmucksteine „tierischen Ursprungs“ unter anderem Elfenbein und Schildkrötenpanzer umfasst, aber auch Fossilien werden im Zusammenhang mit organischen Schmucksteinen aufgeführt. Dementsprechend lang ist die Liste der organischen Schmucksteine.
Name | Zusammensetzung | Farbe | Härte |
---|---|---|---|
Ammolith | Aragonit, Calcit, Quarz und Pyrit | rot, grün, braun, blau, violett | 3,5 bis 4 |
Ammonit | Kalkstein/Fossil | grau | 3 |
Bernstein | Fossiles Harz/Fossil | gelb, honiggelb, weiß, braun, rotbraun | 2 bis 2,5 |
Bonifatiuspfennig | Kalkstein/Fossil | grau | 3 |
Elfenbein | Albumin, Aluminiumoxid, Calciumcarbonat, Calciumphosphat, Gelatine, Magnesiumoxid und Wasser | hellbraun bis dunkelbraun | 2 bis 3 |
Jet/Gagat | Kohlenstoff, Sauerstoff und Schwefel | schwarz | 2,5 bis 4 |
Kauri-Harz | „Junger Bernstein“/Harz | weiß, gelb, braun, rotbraun | , 2 bis 2,5 |
Kopal | „Junger Bernstein“/Harz | gelb, orange, beige, rotbraun | 2 bis 2,5 |
Korallen | Aragonit | weiß, rosa, rot, orange | 3 bis 4 |
Perlen | Aragonit und Conchiolin | Gelb, Grün, Rosa, Weiß und Creme, schwarz, blau, violett, petrol | 3,5 bis 4 |
Perlmutt | siehe Perlen | ||
Schildkrötenpanzer | Horn (Keratin) | verschiedene Brauntöne | ? |
Shungit | Kohle (Kohlenstoff, Chlorit, Quarz, Feldspat, Fullerit) | anthrazit bis schwarz | 3,5 bis 4 |
versteinerte Korallen | Quarz | beige, weiß, braun | 6,5 bis 7 |
Versteinertes Holz | Fossil/Dolomit, Pyrit, Galenit, Hämatit, Apatit, Calcit, Fluorit oder Opal | braun, rotbraun, gräulich, beige bis gelb oder fast weiß | 6,5 bis 7 |
Organische Schmucksteine werden genau wie konventionelle Schmuck- und Edelsteine zu Dekorationsobjekten und Schmuck verarbeitet.
Einen Unterschied gibt es lediglich beim Schliff, insofern die „Steine“ nicht facettiert, sondern nur in Form gebracht und auf Hochglanz poliert werden. Durch die glatte Oberfläche wird das Hauptaugenmerk auf die Farben und Strukturen der organischen Edelsteine gezielt gelenkt. Andere organische Schmucksteine werden im ursprünglichen Zustand zu Ketten, Ringen und Ohrringen verarbeitet, oder aber der natürlichen Form folgend oberflächlich geglättet und teilweise mit Harz, Wachs oder Öl versiegelt, um den Glanz zu erhöhen und dem Material zusätzlich mehr Härte zu verleihen.
Viele organische Schmucksteine sind derzeit nur noch als Antiquität zu bekommen. Ethische Prinzipien, Artenschutz und der Faktor Nachhaltigkeit verbieten den Handel mit einigen organischen Schmucksteinen. Vor allem das Geschäft mit Elefantenelfenbein und Schildkrötenpanzer ist illegal. In puncto Korallen ist die „Ernte“ auf bestimmte Gattungen begrenzt, die nicht vom Aussterben bedroht sind.
Auch interessant:
Quellen:
⇒ Wenzel, T. (1869): Vollständige Handelswissenschaft. Theorie und Praxis derselben systematisch dargestellt, etc
⇒ Bauer, M. (1896): Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc
⇒ WWF (2007): Rote Korallen
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ CIBJO (2020): The Gemstone Book
⇒ https://geology.com - King, H. M.: Organic Gemstones
Letzte Aktualisierung: 10. November 2023