Mineralien, deren Kristalle mehrfarbig sind, gibt es viele: Achat, blau-weißer Larimar, Malachit, Rhodochrosit und Ametrin. Der Name Ametrin verrät, welche beiden Mineralien bzw. Farben der Stein aufweist: das Violett von Amethysten und das Gelb von Citrinen.
Ametrine sind eine Varietät der Quarzgruppe, zu der unter anderem auch folgende, bekannte Mineralien zählen:
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | SiO2 |
Mineralklasse | Oxidmineral |
Glanz | glasartig |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | spröde, muschelig |
Spaltbarkeit | unvollkommen |
Mohshärte | 6,5 bis 7 |
Dichte | 2,65 g/cm³ |
Das Mineral Ametrin vereint die Farben von Amethyst und Citrin: violett und gelb. Die Farben können pastellfarben und vergleichsweise hell sein, aber auch in kräftigen Tönen vorkommen. Beide Farben sind voneinander getrennt, d.h., eine Zonierung ist erkennbar, die haarscharf wie auch leicht verschwommen sein kann.
Die Strichfarbe von Ametrin, d.h., der pulverartige Abrieb, der entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird, ist weiß.
Die Entstehung der Farbe von natürlich gefärbtem Ametrin ist auf einen nachträglichen Einfluss von hohen Temperaturen bei bestehenden Amethystkristallen zurückzuführen.
Amethyste kristallisieren bei Temperaturen zwischen 100 und 250 °C aus, während Citrine bei 470 °C entstehen. Dass sich trotz zweier unterschiedlicher Entstehungstemperaturen das Amethystviolett und Citringelb in einem Kristall wiederfinden, ist mit dem Einfluss nachträglicher Temperaturveränderungen zu erklären. Amethyste kristallisieren unterhalb der Erdoberfläche aus und sind abhängig vom Fundort verschiedenen geologischen Vorgängen ausgesetzt. So können beispielsweise im Zuge der Kontaktmetamorphose während der Gebirgsbildung aus dem Erdinneren heiße Lösungen aufsteigen, die bereits existente Kristalle erfassen, mit dem Resultat, dass die Farbe partiell umschlägt.
Eine weitere Erklärung für die Zonierung bzw. farbliche Trennung der Farbe von Ametrinen sind unterschiedliche Oxidationsstufen des in Amethysten eingelagerten und farbgebenden Eisens, die Ausdruck in den Farben Citringelb und Amethystviolett finden.
Naturbelassener Ametrin ist eine Seltenheit, deren abbauwürdige Vorkommen sich insbesondere auf Bolivien beschränken. Die Vorkommen in Brasilien, Madagaskar und Indien sind aufgrund der geringen Mengen nicht von wirtschaftlicher Bedeutung.
Dass es trotz dessen weitaus mehr Ametrine zu kaufen gibt als die Natur hergibt, ist auf eine Farbbehandlung von Amethysten im Nachhinein zurückzuführen.
Aufgrund der Tatsache, dass sich Farbe von Amethysten ändert, sobald das Mineral auf eine Temperatur von 470 °C erhitzt wird, und infolge dessen in Gelb umschlägt ist es ein Leichtes, Amethyste in Ametrin zu verwandeln, indem nur Teilbereiche der Kristalle gebrannt werden. Zeitgleich kann mit dem Brennen aus blassen Amethysten ein kräftiger Farbton erzeugt werden.
Ob ein Ametrin natürlichen Ursprungs ist oder behandelt ist, wird anhand der Bezeichnung gebrannter Ametrin, oder Ametrin unbehandelt deutlich, und nicht zuletzt am Preis, der bei naturbelassenem Ametrin ungleich höher ist als bei gebranntem Ametrin.
Der zweifarbige Charakter von Ametrinen kommt am besten mit Facettenschliffen zur Wirkung, die sowohl die Farbe wie auch die Reinheit der Steine unterstützen. Neben Rund- und Ovalschliffen werden Ametrine zu Antiken Kissenschliffen, Baguetteschliffen, und Eckenschliffen verarbeitet und in Ringe, Ketten oder Ohrringe eingefasst.
Ein weiterer Schliff, der bei Ametrinen beliebt ist, ist der Kaleidoskop-Schliff. Bei als Kaleidoskop-Ametrin geführten Steine verschmelzen scheinbar beide Farben in Ametrinen wie bei einem Blick durch ein Kaleidoskop.
Steine, deren Transparenz vergleichsweise trübe ist, werden in Glattschliffen, z.B. Cabochonschliff, gehalten.
Unter allen weltweit bekannten fast 5400 Mineralien existiert nur ein weiteres Mineral, dessen Aussehen mit dem von Ametrin vergleichbar ist; zweifarbiger Kunzit, der allerdings eine absolute Rarität ist.
Eine preisgünstige Alternative zu echtem Ametrin sind Imitationen aus gezüchteten Kristallen, Strass und Zirkonia.
Genau wie Amethyste sind Ametrine lichtempfindliche Mineralien, deren natürliche wie auch künstlich erzeugte Farbe nicht stabil ist und unter dem Einfluss von Sonnenlicht verblasst. Deshalb wird empfohlen, Ametrin-Schmuck ebenso wie Amethyst-Schmuck lichtgeschützt im Schmuckschrank oder -kästchen aufzubewahren.
Zum Reinigen von Ametrin genügt ein feuchtes, weiches Tuch. Von der Ultraschallreinigung wird abgeraten.
Auch interessant:
⇒ Hochleitner, R. (2017): Welcher Stein ist das? Kosmos-Naturführer. Über 350 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh Kosmos Verlag
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
Letzte Aktualisierung: 20. Oktober 2021