Hörnesit
Hörnesit – Der historische kristallisierte Talk
Die Erstbeschreibung von Hörnesit ist dem Mineralogen Gustav Adolf Kenngott (1818 bis 1897) zu verdanken, der das Mineral im Jahr 1860 als „Talk aus dem Banat“ bezeichnete, wobei Banat die historische Umschreibung einer Region im Südosten ist, die Teile von Rumänien, Serbien und Ungarn umfasste. Als Typlokalität von Hörnesit wird im Konkreten Ciclova Montana in Rumänien genannt, ein Fundort, der sich der Vergangenheit einen Namen als Vorkommen für Kupfer- und Molybdänerze gemacht hatte.
Mit der Untersuchung des Probenmaterial befasste sich kurze Zeit später Karl Ritter von Hauer (1819 bis 1880). Der heute gültige Name Hörnesit wiederum geht auf den Geologen und Mineralogen Wilhelm von Haidinger (1795 bis 1871) zurück, der das Mineral nach dem Vorstand des Kaiserlich-Königlichen Mineralien-Cabinets, dem Vorläufer des Naturhistorischen Museums in Wien/Österreich, Moriz Hörnes (1815 bis 1868; Geologe) benannte.
Eigenschaften von Hörnesit
Kenngott beschrieb Hörnesit seinerzeit als einen Einschluss in Calcit, der durch „sternförmig-strahlige Parthien eines schneeweissen perlmutterglänzenden durchscheinenden Minerals“ auffiel. Kenngott zitiert zudem seinen Kollegen Friedrich Mohs (1773 bis 1839), der ebenfalls im Mineralien-Cabinet tätig war, und das Mineral „Glimmer von silberweisser, höchst wenig ins Grünlichweisse geneigter Farbe“, dabei „schmal- und sternförmig auseinander laufend“ charakterisierte.
Noch bis 1860 wurde Hörnesit im Museum Haidinger zufolge als „krystallisirter Talk“ ausgestellt, bis in näheren mineralogischen Untersuchungen jenes Mineral als Neuentdeckung bestimmt wurde.
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | Mg3(AsO4)2 · 8H2O |
Mineralklasse | Phosphate, Arsenate und Vandate |
Kristallsystem |
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Farbe | farblos in der Reinform; weiß, gelb, lachsfarben bis rosa und grün infolge von Gitterbaufehlern, polykristallinem Habitus oder Fremdbeimengungen von Annabergit (grün) oder Erythrin (rosa) |
Strichfarbe | weiß |
Glanz | harz- bis wachsartig; auf frischen Spaltflächen auch perlmuttähnlich |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend; geringer werdende Opazität von farblos → farbigen Kristallen |
Bruch | n.n. |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Tenazität | elastisch biegsam |
Mohshärte | 1 (sehr weich) |
Dichte | 2,57 bis 2,73 g/cm³ |
Entstehung und Verbreitung von Hörnesit
Hörnesit entsteht im Zuge der Kontaktmetamorphose, indem aufsteigende Magma oder hydrothermale Lösungen den Mineralbestand von Kalkstein thermisch verändern.
Je nach Fundort ist Hörnesit mit weiteren Mineralien wie beispielsweise Annabergit, Dolomit, Fluorit, Fluoborit, Gersdorffit, Hydromagnesit, Muskovit/Glimmer, Parnauit, Picropharmakolit, Quarz, Saintfieldit, Strashimirit und Vladimirit vergesellschaftet.
Neben der Typlokalität und weiteren Standorten in Rumänien kommt Hörnesit unter anderem auch in Schweden, Frankreich, Deutschland, in der Schweiz, in Österreich, Tschechien, in der Slowakei, in Polen, Rumänien, Spanien, Italien, Griechenland, Namibia, China, Australien, Brasilien, Chile sowie in den USA vor, zählt aufgrund der wenigen Vorkommen weltweit als seltenes Mineral.
Nachweis von Hörnesit
Hörnesit schmilzt vor dem Lötrohr zu einer weiß-blauen Kugel zusammen und gibt beim Erhitzen Kristallwasser frei. Zudem ist Hörnesit in Salz- und Schwefelsäure löslich.
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Quellen:
- Mohs, F. (1804): 1109. Glimmer aus dem Banat. IN: Des Herrn Jac. Fried. von der Null Mineralien-Kabinet, nach einem, durchaus auf äussere Kennzeichen gegründeten Systeme geordnet, beschrieben, und durch Hinzuthuung vieler dem gegenwärtigen Zustande der Mineralogie angemessener, erläutender Anmerkungen und nöthiger Berichtigungen, als Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht
- Kenngott, A. (1860): Der Hörnesit, ein neues Mineral aus dem Banat. IN: Jahrbuch der Kaiserlich-Königlichen Geologischen Reichsanstalt
- Haidinger, W. v. (1860): Der Hörnesit, eine neue von Herrn Professor Dr. G. A. Kenngott bestimmte Mineralspecies. IN: Sitzungsberichte der Königlichen Akademie der Wissenschaften
- Gmelin, L. (1897): Magnesiumarsenate. Hörnesit. IN: Handbuch der anorganischen Chemie
- www.mindat.org - Hörnesite