Farbedelsteine wie Tansanit, Rubin, Saphir, Paraiba-Turmalin oder Fancy Diamanten stehen schon seit vielen Jahren hoch im Kurs. Die Schönheit gepaart mit der Seltenheit haben einen erlesenen Kreis von farbigen Edelsteinen zu etwas Exklusivem gemacht, er längst nicht nur für die Schmuckbranche interessant ist. Auch als Wertanlage mit langfristigem Wertzuwachs spielen Farbedelsteine einen immer bedeutendere Rolle.
Ein Geheimtipp, der noch die Ruhe des Unscheinbaren und Unbekannten genießt, als Alternative zu Rubinen aber durchaus mithalten kann, ist rosa-roter Spinell aus Mahenge in Tansania.
Mahenge: eine Stadt, zentral in Tansania verortet, die keine 10.000 Einwohner zählt, sich in den vergangenen 20 Jahren aber durch Funde von rosa-roten Spinellkristallen einen Namen gemacht hat.
Die ersten rosafarbenen Spinelle wurden in den Minen rund um Mahenge in den späten 1980er Jahren entdeckt. Tansania kristallisierte sich im 20. Jahrhundert wortwörtlich zu einem Hot Spot neuer Edelsteinentdeckungen heraus. Sei es Tansanit, Merelani Mint Granat, Merelaniit oder Tsavorit. Dass aber Spinell, wo bislang in puncto Schönheit Sri Lanka und Vietnam die Spitze anführten, für Aufsehen sorgte, ist einzig und allein der Farbe und Reinheit sowie dem Gewicht der Kristalle zu verdanken.
Mit dem Fund eines 52 kg schweren roten Spinellkristalls im Jahr 2007 wurden die Spinelle von Mahenge über die Grenzen von Tansania hinaus bekannt. Auch die heutigen Funde – das Muttergestein des Spinells ist hier im Übrigen Marmor – wiegen nicht selten 100 Karat und liegen häufig in Gestalt von spitz zulaufenden Doppelpyramiden vor. Eine Kristallform, der der Name Spinell zu verdanken ist. Spinell wird aus dem Griechischen mit Dorn oder Stachel übersetzt und spielt auf die dornenartig-spitzen Kristalle von Spinell an. Teilweise können die Kristalle auch phantasievoll miteinander verwachsen, parallel aneinander „geklebt“ oder sie wirken wie zusammengesetzte Sterne.
Die Spinelle werden in der Gegend rund um die Stadt Mahenge an verschiedenen Standorten abgebaut, darunter Ipanko, Chipa, Ketuti, Lukanda, Mayote, Mbarabanga und Ruaka.
Das Besondere am Mahenge-Spinell ist die Farbe, die einmal gesehen unverwechselbar erscheint und doch so facettenreich ist. Der ideale Mahenge-Spinell ist von einem brillanten Rosa-Rot, beinahe Himbeerfarben wie Rhodochrosit. Ein Farbton, den der Gemmologe Vincent Pardieu einst mit dem Rot eines Laserschwerts aus dem Film „Star Wars, Episode II, Angriff der Klonkrieger“ verglich und denen Steinen deshalb den Spitznamen Jedi-Spinell einbrachte.
Andere Mahenge-Spinelle zeichnen sich durch ein reines Rubinrot aus, wieder andere sind kalkig-rosaweiß oder gehen deutlich ins Orangefarbene, sodass durchaus eine Ähnlichkeit mit Padparadscha-Saphir oder der Granat-Varietät Spessartin nahe liegt.
Das Potpourri an Farben von Mahenge-Spinell ist allerdings nicht nur auf die Farbe Rot beschränkt. Kobaltblaue Spinelle finden in den Minen rund um Mahenge ebenfalls den Weg ans Tageslicht. Die blauen Spinelle faszinieren durch leuchtende Blautöne, die in gemmologischen Kreisen mit Attributen wie „elektrisierendes Blau, Jeansblau oder Königsblau“ versehen werden.
Eine weitere Besonderheit der Mahenge-Spinelle ist die Naturbelassenheit der Farbe.
Die Farbe vieler Schmuck- und Edelsteine wird im Nachhinein künstlich verbessert, um Makel hinsichtlich der Intensität der Farbe und Gleichmäßigkeit der Farbverteilung zu optimieren oder die Steine gänzlich umzufärben.
In Untersuchungen wurde festgestellt, dass der Spinell von Mahenge nur wenig auf die gängigen technischen Methoden der Farbkorrektur anspricht; einzig das Brennen ermöglicht eine geringfügige Farbverbesserung von Spinell.
Beim Brennen von Spinell werden die Steine unter oxidierenden Bedingungen im Hochtemperaturofen über 24 Stunden auf eine Temperatur von 1.100 bis 1.700 °C erhitzt. Saeseaw et al. beobachteten allerdings, dass Mahenge-Spinell schon bei 950 bis 1.100 °C mit einer Änderung der Farbe reagiert.
Das Brennen bleibt in vielen Fällen jedoch nicht ohne Folgen. So zeigen sich bei vielen gebrannten Spinellen mikroskopisch feine Risse in den Kristallen, die wiederum die Reinheit beeinträchtigen.
Da Mahenge-Spinell aber ohnehin als farblich herausragend und von guter Reinheit bewertet wird, wird größtenteils auf Schönheitsbehandlungen verzichtet.
Spinelle sind bislang unterschätzte Edelsteine, die von Edelsteinexpertinnen und -experten bereits seit einer Weile zunehmend als Alternative zu Rubinen vorgeschlagen werden. Die Farbe kommt dem Rubinrot sehr nahe, die weltweiten Vorkommen sind überschaubar, trotzdem ist der Preis im Vergleich zum Rubin auf einem niedrigerem Level angesetzt.
Dass Spinell im Zusammenhang mit Anlageedelsteine bis jetzt selten erwähnt wird, ist der Tatsache geschuldet, dass andere namhafte Edelsteine durch Marketing gezielter beworben werden, Edelsteinhäuser auf altbekannte Edelsteine setzen oder solche prominent in den Vordergrund stellen, die gerade en vogue sind.
An dieser Stelle kommt der Vorteil von Spinell zum Tragen: aktuell ist der Wert von Mahenge-Spinell verglichen mit dem Preis von Rubin geringer. Die Preise schwanken – abhängig von der Qualität, bemessen anhand der Kriterien Farbe, Reinheit, dem Gewicht und Schliff – zwischen 500 und 20.000 € pro Karat (1 Karat = 0, 2 Gramm) bei einem jährlichen Wertzuwachs zwischen vier und acht Prozent, wobei ein Himbeerton von mittlerer Farbsättigung als das Nonplusultra gilt. Noch werden in Mahenge investmentwürdige und schmucktaugliche Spinelle gefunden. Es steht aber in den Sternen, wie lange der Abbau noch erfolgreich sein wird und ob dem Spinell von Mahenge nicht das gleiche Schicksal der endenden Ressourcen ereilt wie beim Tansanit.
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