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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 26.03.2024


Greisen

Greisen - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: greisen | französisch: greisen


Greisen = Granit + Gneis

Der Name Greisen wird aus den beiden Gesteinsnamen Granit und Gneis zusammengesetzt - angelehnt an die granitartige Zusammensetzung und Anflüge von gneisähnlichem Aussehen des Gesteins.
1832 definierte der deutsche Mineraloge Karl Caesar von Leonhard (1779 bis 1862) in seinem Werk "Charakteristik der Felsarten" Greisen noch folgendermaßen: "Der bergmännische Name des Zinnerz führenden Granites, zumal jenes, der wenig oder keinen Feldspath führt und nur ein Gemenge aus Quarz, Glimmer und Zinnererz, ist Greisen, Graisen oder Greisstein."


greisen Foto
Bild 1: Greisen


Eigenschaften von Greisen

Definition: Greisen sind metamorphe Gesteine, deren Mineralbestand im Zuge der Metasomatose durch aus dem Erdinneren aufsteigende Fluide/hydrothermale Prozesse verändert wurde und den der Geologe Harry Rosenbusch (1836 bis 1914) aufgrund des Mineralbestands als "ein feldspathfreier, durch accessorischen Gehalt an Topas, Fluorit, Nakrit, Cassiterit, Rutil, Lithionit, Turmalin u.s.w. charakterisierter Granit" beschrieb.

Die Farbe von Greisen ist hell und variiert zwischen einem hellen Grau, Beige und Gelb – teilweise durchsetzt von auffälligen dunklen Arealen, die zum Beispiel durch Kassiterit repräsentiert werden, oder deutlich zutage tretenden stengelartigen, größeren, gelben Kristallen, bei denen es sich zumeist um Topas – am Schneckenstein in Sachsen: Pyknit bzw. Stengeltopas genannt, handelt.

Charakteristisch für Greisen sind ebenso die vielen schimmernden Flächen im Gestein, die auf das Vorhandensein von Muskovit zurückzuführen sind.
In Anlehnung an das im Greisen vorherrschende Mineral wird zudem unterschieden in:

  • Glimmergreisen
  • Topasgreisen
  • Turmalingreisen

Greisen bestehen zur Hauptsache aus Glimmerminerale – vor allem Muskovit und Biotit, und Quarzoder wie der Geologe Justus Roth (1818 bis 1892) im Jahr 1879 die mineralische Zusammensetzung von Greisen definierte: "ein grob- bis mittelkörniges Gemenge von Quarz und grünlichem Glimmer".
Der Bibliothekar Johann Samuel Ersch (1766 bis 1828) erläutert, woran man die Gemengteile erkennen kann: "Quarz von meist hellgrauer Farbe mit grauem oder gelblich-grünem Glimmer", wobei er auch Greisen beschrieb, in denen Glimmer "auch nelkenbraun, bräunlich-, grünlichgrün, auch bräunlich-gelblich weiß" ist. Feldspat ist nicht vorhanden.

Als Nebengemengteile sind neben Fluorit und Turmalin auch Apatit, Phenakit und Topas mit bis zu fünf Prozent an der mineralischen Zusammensetzung von Greisen vertreten.

Akzessorisch mit einem Anteil von bis zu einem Prozent sind auch Wolframit, Molybdänit und Kassiterit an der Zusammensetzung von Greisen beteiligt.

Das Gefüge von Greisen ist mittel- bis grobkörnig; erscheint massig mit gut erkennbaren Mineralaggregaten und weist mitunter eine gneisartige Einregelung der Minerale auf, die als "Glimmer-Streifen" nach Ersch (1871) auffällig in Erscheinung treten, gleichzeitig ist die für Granit typische Grobkörnigkeit der Gemengteile vorhanden.


greisen_gestein - Mineral und Kristalle
Bild 2: Greisen im Detail


Entstehung und Verbreitung von Greisen

Der Geologe und Mineraloge Adolf Sauer (1852 bis 1932) bezeichnete Greisen einst als "eines der merkwürdigsten Gesteine", wobei er sich auf den Mineralbestand und die Ähnlichkeit mit Merkmalen von Granit wie auch Gneis bezog.

Greisen entstehen durch die sog. Pneumatolyse oder hydrothermale Einfluss. Bereits existenter Granit wird durch fluor-, wolfram-, zinn. und lithiumhaltige Schmelzen oder Fluide, bspw. im Zuge der Kontaktmetamorphose, im Mineralbestand verändert. Gleiches stellte auch Rosenbusch fest: "Fluor- und Borhaltige Exhalationen, welche auf das feste auskrystallisierte Gestein einwirkten, den Glimmer und Feldspath, z. Th. unter Erhaltung ihrer Formen durch die Neubildungen Quarz, Turmalin, Topas, Fluorit, Cassiterit ersetzten".
Davon betroffen ist vor allem der im Granit vorhandene Feldspat, der in Quarz oder Glimmer umgewandelt wird und eine thermostabile Anpassung an die zum Zeitpunkt der Entstehung vorherrschenden Bedingungen darstellt.

Dabei kristallisieren nicht nur neue Minerale aus, andere, schon bestehende Minerale werden durch die Reaktionsfreudigkeit der Fluide zum Teil oder gänzlich im Chemismus umgewandelt (pneumatolytisch umgeprägt).

Bezugnehmend auf den Namen Greisen wurde die Greisenbildung besonders häufig in Granitmassiven und Pegmatiten beobachtet, die pneumatolytisch überprägt wurden. Ein Beweis für diese Metasomatose ist das Fehlen von Feldspat in Greisen, der im Zuge der Vergreisung im bestehenden Gestein durch Quarz ersetzt wurde.

Greisen findet man vielerorts, oftmals aber lokal begrenzt wie in Altenberg und Zinnwald. Neben dem Schneckenstein in Sachsen/Deutschland befinden sich weitere Vorkommen im ans Erzgebirge angrenzenden Teil Tschechiens sowie in England, Kanada, Indien, China, Brasilien und in Australien.


Verwendung und Bedeutung von Greisen

Greisen sind insbesondere aus wirtschaftlicher Sicht von Bedeutung. Durch die Anteile an verwertbarem Zinn und Wolfram sind Greisen interessant für die Gewinnung dieser Metalle.


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Auch interessant:


Quellen:
⇒ Leonhard, K. C. (1823): Charakteristik der Felsarten
⇒ Leonhard, K. C. (1821): Handbuch der Oryktognosie
⇒ Cotta, B. (1855): Die Gesteinslehre
⇒ Vogt, C. (1855): Lehrbuch der Geologie und Petrefactenkunde zum Gebrauche bei Vorlesungen und zum Selbstunterrichte · Band 1
⇒ Ersch, J. S. (1871): Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge. Band a - G
⇒ Roth, J. (1879): Allgemeine und chemische Geologie: Bd. Petrographie. Bildung, Zusammensetzung und Veränderung der Gesteine
⇒ Rosenbusch, H. (1896): Mikroskopische Physiographie der Mineralien und Gesteine: Massige Gesteine
⇒ Murawski, H. (2017): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart

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