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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 08.04.2024


Hemimorphit

Hemimorphit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: hemimorphite | französisch: hémimorphite


hemimorfita - Aufnahme des Minerals
Hemimorphit

Hemimorphit und Kieselzinkerz

Bevor das Mineral Hemimorphit im Jahr 1853 den heutigen Namen erhielt, wurde Hemimorphit in der historischen Literatur unter den Begriffen Galmei und Kieselzinkerz gelistet.
Mit der Bezeichnung Galmei wurden in der Vergangenheit verschiedene Zinkerze zusammengefasst, ohne dass diese genauer definiert wurden, wobei bei der Namensgebung Galmei die altgriechische Vokabel für Zink Pate stand.

1823 brachte der Mineraloge August Breithaupt (1791 bis 1873) Ordnung in die Gruppe der Galmei-Mineralien, indem er die kristallwasserfreien Zinksilikate, die Breithaupt „zuerst auf der Brauneisengrube Christbescherung zu Langenberg bei Schwarzenberg in Sachsen“ entdeckte, als Kieselzinkerze bezeichnete.

1853 wurde Kieselzinkerz von Gustav Adolf Kenngott (1818 bis 1897) in Hemimorphit unbenannt. Der Mineraloge argumentierte die Namensänderung folgendermaßen: “Die Verwechslung des Namens Galmei veranlasste mich, den Namen Hemimorphit für diese Spezies zu wählen, welcher auf eine ausgezeichnete kristallografische Eigenschaft derselben hinweist“. Im Konkreten bezieht sich Kenngott auf die Form der Kristalle bzw. die Kristallflächen, die keine Symmetrie aufweisen und am einen Kristallende anders aussehen als am gegenüberliegenden - daher der aus dem Griechischen stammende Name, der mit halbe Gestalt übersetzt wird.


Eigenschaften von Hemimorphit

Das Mineral Hemimorphit ist mit der chemischen Zusammensetzung Zn4Si2O7(OH2)·2H2O/kristallwasserhaltiges Zinksilikat der Mineralklasse der Silikate zugehörig.

Die Farbe des allochromatischen Minerals variiert zwischen blau und blaugrün, farblos, weiß, gelb, grau und braun oder wie Kenngott es forumlierte, ist Hemimorphit von "grauer, himmelblauer und spangrüner" Farbe.
Die Strichfarbe von Hemimorphit ist stets weiß.

Hemimorphit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, ausgebildet werden kleine, teilweise aber auch bis zu 10 cm lange, aufgewachsene und dicktafelige Kristalle, die eine Riefung – vertikale Streifen - aufweisen. Die Aggregate sind nadelig, stengelig, faserig, blättrig, massig, traubenförmig oder kompakt.

Kristalle von Hemimorphit
Dicktafelige Kristalle von weißlichem Hemimorphit (20 fache Vergrößerung)

Das Mineral ist von glas- bis seidenartigem Glanz, die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend. Die Spaltbarkeit ist vollkommen, der Bruch muschelig-spröde.

Hemimorphit ist mit einer Mohshärte von 4,5 bis 5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ein mittelhartes Mineral; die Dichte beträgt 2,8 bis 3,5 g/cm³.


Hemimorphit Foto
Hemimorphit-Kristalle

Entstehung und Verbreitung von Hemimorphit

Hemimorphit ist ein Sekundärmineral, das aus der Überprägung von zinkhaltigen Gesteinen mit Flußsäure hervorgeht, daher auch die alternative Bezeichnung Kieselzinkerz. Das Silikatmineral ist mitunter auch in Kalksteinen und Schiefern enthalten.

Begleitminerale von Hemimorphit sind u.a. Vertreter der Granatgruppe, Vesuvianit, Quarz, Galenit, Calcit, Türkis, Malachit, Aurichalcit, Cerussit, Zinkblende, Limonit, Chrysokoll, Anglesit und Smithsonit. Vergesellschaftungen von Hemimorphit und Smithsonit werden Galmeierz genannt.

Nennenswerte Vorkommen von Hemimorphit befinden sich in Grönland; Schweden; Schottland; Irland; England; Frankreich; Belgien; Goslar, Sauerland, Eifel, Oden- und Schwarzwald/Deutschland; Schweiz; Österreich; Spanien; Italien; Tschechien; Slowakei; Ungarn; Griechenland; Namibia; Iran; Kasachstan; Iran; Indien; Thailand; China; Japan; Australien; Argentinien; Chile; Bolivien; Mexiko und in den USA.


hemimorphite - Mineral und Kristalle

Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit Tremolith und Pektolith.


Verwendung und Bedeutung von Hemimorphit

Bedingt durch den Zinkanteil von 52,4 % stellt Hemimorphit ein bedeutendes Zinkerz dar. Zudem werden aus Hemimorphit Schmuck und Gegenstände des Kunstgewerbes gefertigt. Auch in der Kosmetikindustrie und Pharmazie findet Hemimorphit als entzündungshemmendes Kalamin/Zinkoxid) Einsatz.

Daneben wird Hemimorphit als Heilstein verkauft, dessen Wirkung wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden konnte.


Nachweis von Hemimorphit

Hemimorphit fluoresziert in langwelligem UV-Licht rosa und in kurzwelligem Licht Hemimorphit grün. Weiterhin zeigt das Mineral piezo- und pyroelektrische Effekte, d.h Hemimorphit lädt sich bei Druckbelastung oder Temperaturerhöhung durch Reibung elektrostatisch auf.
Wird Hemimorphit in abgeschlossenen Röhrchen erhitzt, ist die Abgabe von Kristallwasser zu beobachten. Bei Kontakt mit Säure löst sich das Mineral auf, zeitgleich wird die entstehende Lösung gelb.


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Quellen:
⇒ Breithaupt, A. (1823): Kieselzinkerz. IN: Vollständige Charakteristik des Mineral-Systems
⇒ Rau, A. (1826): Kieselzinkerz. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Kenngott, A. (1853): Hemimorphit. IN: Das Mohs’sche Mineralsystem dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft gemäss
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - hemimorphite


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