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Der Wert von Rubin



Unter allen Edelsteinen gibt eine Handvoll Steine, die zu astronomischen Preisen verkauft werden und sich deshalb in den vergangenen Jahren auch einen Namen als Wertanlage gemacht haben: Diamant, Tansanit, Saphir, Smaragd und Rubin. Doch nicht jeder Edelstein ist gleich teuer; vielmehr richtet sich der Preis nach bestimmten Einflussgrößen.



Rubin
Rubine in Glimmerschiefer

Inhaltsverzeichnis: Die teuersten Edelsteine der Welt


Rubin - Ein wertvoller Edelstein

Wer einen Edelstein kaufen möchte, steht online wie auch im Juwelierfachgeschäft oder bei Expertinnen und Experten für Edelstein-Investments vor einer großen Auswahl.
Noch größer als die Steine an sich ist nur noch die Preisspanne. Wer denkt, mit einem verhältnismäßig günstigem Rubin ein Schnäppchen gemacht zu haben, hat entweder besonders kleine Rubine gekauft oder die Qualität lag im Mittelfeld.

Schon der Mineraloge Max Bauer (1844 bis 1917) hielt 1896 fest, dass der Rubin "fast immer an der Spitze der Edelsteine gestanden (hat), was den Wert und den Preis" anbelangt".

Um ein möglichst neutrales Urteil über die Qualität eines einzelnen Rubins zu fällen, werden analog zu den Qualitatskriterien von Diamanten - den 4C - bestimmte Merkmale eingehend unter die Lupe genommen.

Das Bewertungssystem der 4C wurde im Jahr 1953 vom Gemological Institute of America (GIA), eingeführt, um ursprünglich die Qualität und damit auch den Preis von Diamanten nach objektiven Maßstäben anhand von vier Kriterien zu beurteilen. Die 4C stehen für

Alle Kriterien sind detailliert und ausführlich aufgeschlüsselt und erlauben so einen internationalen Vergleich.

Für farbige Edelsteine existiert bislang kein weltweit vergleichbares System.
In Anlehnung an die 4C von Diamanten erfolgt die Begutachtung aller anderen Edelsteine und Mineralien weitestgehend nach dem gleichen Grundprinzip. Als besonders praktikabel hat sich in den vergangenen Jahren das A-AA-AAA-System etabliert – auch wenn dieses nicht normiert ist. So kann beispielsweise ein Gutachter einen Stein mit einer anderen Güteklasse bewerten als ein zweiter.


Die Qualität von Rubin

In Hinblick auf den Preis von Rubin werden die Kriterien der 4C aufgegriffen, teilweise ergänzt um die Frage der Herkunft. So werden beispielsweise Rubine aus Montepuez/Mosambik, Sri Lanka und Mogok/Myanmar aufgrund der herausragenden Farbe zu einem weitaus höheren Preis gehandelt als Rubine aus Thailand oder Afghanistan.


Die Farbe von Rubin

Rubine zählen unter allen roten Edelsteinen vermutlich zu den bekanntesten.
Dass der Name Rubin mit der Farbe Rot derart häufig in Verbindung gebracht wird, ist nicht zuletzt dem Namensursprung zu verdanken – Rubin wird aus dem Lateinischen mit roter Stein übersetzt.

Das Rot von Rubinen ist sehr nuancenreich: ein reines Rot ist ebenso möglich wie braun-, orange-, violett- und blaustichige Rottöne. Am begehrtesten und als besonders kostbar gelten Rubine mit der Farbbezeichnung Pigeon Blood Ruby – Taubenblutrubin: Ein Rot, das sich mit einem Hauch von Blau präsentiert. Der Großteil aller Taubenblutrubine stammt aus Myanmar und wird auf dem Edelsteinmarkt zu Höchstpreisen verkauft.

Um aber auch Rubine, der Farbqualität nicht dem Ideal entspricht, verkaufen zu können, wird die rote Korund-Varietät mitunter einer Schönheitsbehandlung unterzogen, um das Rot in dem gewünschten Farbton erstrahlen zu lassen. Nur die wenigsten Rubine sind unbehandelt.
Schätzungsweise 80 Prozent aller Rubine, die zu Schmuck verarbeitet werden, sind farbbehandelt.

Ein Verfahren, das seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert wird, ist das Brennen, mit dem nicht nur die Farbe von zahlreichen Mineralien korrigiert, sondern auch gänzlich geändert werden kann. Die Brenntemperatur ist individuell; im Fall von Rubin werden die roten Edelsteine auf eine Temperatur von 1.800 °C erhitzt. Infolge der Hitzezufuhr oxidiert das farbgebende Chrom und intensiviert den Rotton.

Zeitgleich wird die Reinheit der Steine optimiert. Die Brenntemperatur kommt dem Schmelzpunkt des Minerals sehr nahe, sodass kleinere Hohlräume und Kanäle, die sich als Trübungen bemerkbar machen, durch die Hitze förmlich zusammengeschmolzen werden.


Der gleichmässig und tief rotgefärbte klare und durchsichtige, vollkommen fehlerlose Rubin ist der wertvollste Edelstein."
Max Bauer, Mineraloge, im Jahr 1896

Der französische Mineraloge Francois Sulpice Beudant (1787 bis 1850) setzte sich seinerzeit ebenfalls mit der Frage nach dem Wert von Rubinen auseinander und stellte eine Rangliste der qualitativen Abstufung der Farbe auf, denn seiner Meinung nach machen "die Intensität der Farbe und ihre Reinheit einen bedeutenden Unterschied".
Eine "schöne Feuerfarbe" gilt demnach als das Nonplusultra unter allen Rubinen, gefolgt vom "kirschrth" einem blaustichigem Rot und "ponceauroth" - ein helleres Mohnrot.


Die Reinheit von Rubin

Lupenreine Rubine, bei denen selbst unter 20-facher Vergrößerung mit der Lupe Einschlüsse und anderweitige Makel nur schwer zu erkennen sind, sind eine Seltenheit.
Aufgrund der Entstehung sind in den Kristallen häufig andere Mineralien eingeschlossen, wie bspw. Rutil, aber auch mit Gasen und Flüssigkeiten gefüllte Hohlräume beeinträchtigen die Transparenz. Die Steine wirken trüb oder milchig. Bauer umschrieb diese "Fehler" im Rubin einst als "trübe Beschafftenheit, wolkige Stellen (...), milchige halbdurchsichtige Flecken, kleine Risse und Sprünge (Federn), ungleiche Verteilung der Farbe und andere mehr".

Im Zuge des Brennens können jene Schönheitsfehler korrigiert werden; so lösen sich unter Hitzezufuhr nicht nur Hohlräume auf; auch Fremdmineralien werden durch diese Methode eliminiert bzw. förmlich aufgeschmolzen.



Das Gewicht von Rubin

Die Fragen „Wie teuer ist ein Rubin? Oder „Was kostet ein Rubin?“ ist zudem von der Größe bzw. dem Gewichts des Steins abhängig. Große Rubine mit einem Gewicht von mehr als zwei Karat (1 Karat = 0,2 Gramm) sind vergleichsweise selten. Kleinere Rubine sind die Regel, weshalb der Preis pro Karat bei größeren Rubinen deutlich höher angesetzt ist als bei kleineren Rubinen.

Hinzu kommt, dass beim Schleifen der wertvollen Steine ein nicht unerheblicher Teil des Gewichts verloren geht. Ein Verlust von bis zu 60 Prozent gegenüber dem Gewicht des Rohsteins sind üblich – auch wenn vor dem Schleifen der geringstmögliche Gewichtsverlust berechnet wurde.


Der Schliff von Rubin

Beachtliche Unterschiede gibt es zudem beim Schliff – sowohl was die Formenvielfalt als auch die Bewertung der Schleifqualität betrifft, die sich wiederum im Preis wiederfinden.

So ist der glatt gearbeitete, simple Cabochonschliff ein recht günstiger Schliff. Der Schliff verzichtet auf Facetten und wird vorzugsweise bei undurchsichtigen, trüben Rubinen angewendet. Dem gegenüber stehen Facettenschliffe (z.B. Ovalschliff, Rundschliff, Tropfenschliff, Marquiseschliff/Navette oder Herzschliff), deren Zeit- und Arbeitsaufwand bedeutend höher ist und für die vor allem kristallklare Rubine zum Einsatz kommen.


Der Preis von Rubin

Wie hoch der Wert eines Rubins sind, ist immer eine Einzelfallbetrachtung. So einzigartig wie die Größe, Farbe, Reinheit und das Gewicht des Rubins sind, so individuell gestaltet sich auch der Preis. Ein taubenblutroter Rubin mit einem Gewicht von einem Karat, dessen Farbe zu 100 Prozent naturbelassen ist und der sich durch einen exzellenten Schliff auszeichnet, kann ein Vielfaches mehr kosten als ein 2-Karäter mit braunem Unterton und nicht perfekt gearbeiteten Facetten.


EigenschaftBeschreibung
Farbe
  • naturbelassen oder behandelt/gebrannt
  • gleichmäßige Farbverteilung oder fleckig
  • Intensität der Farbe
Reinheit
  • Einschlüsse vorhanden
  • Art und Anzahl der Einschlüsse
  • Reinheitskorrektur erfolgt
Gewicht
  • Angabe in Karat
Schliff
  • Korrekte Anzahl der für jeweiligen Schliff vorgegebenen Facetten
  • fehlende oder zusätzliche Facetten
  • Harmonie der Proportionen
  • abgeschnittene Facetten
  • unsaubere Arbeit


In der Vergangenheit, bis vor etwa 150 Jahren, waren hochfeine Rubine im Preis höher angesiedelt als Diamanten. Nicht zuletzt, weil große Rubinkristalle eine Ausnahme darstellten, äwhrend "tadellose Diamanten von der ersten Qualität (...) häufiger als entsprechende Rubine" zu finden waren (Bauer, 1896).
So kostete laut Bauer ein 1-karätiger Rubin zum Ende des 19. Jahrhunderts das doppelte wie ein 1-karätiger Diamant. Ein 3 Karat schwerer Rubin wurde zum 10-fachen Preis eines Diamanten verkauft.

Umso wenig verwunderlich ist der große Spielraum des Wertes von Rubine im Geflecht der preisbildenden Faktoren. Bei Rubin als einem Vertreter der bekanntesten Farbedelsteine liegt das Hauptaugenmerk dennoch auf der Farbe, sodass ein taubenblutroter Rubin mit geringen bis deutlich sichtbaren Inklusionen zwischen 480 und 25.000 Euro pro Karat kosten Kann. Opake Rubin-Cabochons dahingegen werden schon für wenig Geld angeboten.


Rubin kaufen - Worauf ist zu achten?

Der Kauf von Edelsteinen ist auch immer eine Vertrauenssache. Oftmals wechseln mehrere Tausend Euro den Besitzer - für einen kleinen Stein.
Deshalb ist es wichtig, sich an vertrauenswürdige Händlerinnen und Händler zu wenden und nicht nur den Kaufpreis als Argument gelten zu lassen.

Achten Sie auch, dass Sie beim Kauf eines Rubins immer ein Echtheitszertifikat erhalten. Dieses bestätigt nicht nur die Echtheit des Rubins bzw. des jeweiligen Edelsteins, auch maßgebliche Angaben zum Gewicht, dem Schliff, der Reinheit und möglichen Schönheitsbehandlungen sind vermerkt - alles beglaubigt von einem unabhängigen Gemmologischen Institut.


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  3. Echtheitszertifikate von Edelsteinen


Quellen:
⇒ Krünitz, J. G. (1820): Rubin. IN: Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Land-, Haus- und Staats-Wirthschaft in alphabetischer Ordnung · Band 128
⇒ Beudant, F. S. (1826): Varietäten des Corunds. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Blum, J. R. (1834): Handel und Wert der Edelsteine. Der Preis der Edelsteine. IN: Taschenbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Techniker, Künstler und Liebhaber der Edelsteine
⇒ Vorwärts! Magazon für Kaufleute (1866): Edelsteine, Perlen und deren Werth
⇒ Mang, A. (1883): Rubin und Saphir. IN: Leitfaden der Chemie, Mineralogie und Gesundheitslehre für Bürger- und Realschulen, Seminarien, Höhere Töchterschulen und verwandte Anstalten sowie zum Selbstunterricht
⇒ Groth, P. (1887): Werth des edlen Korundes. IN: Grundriss der Edelsteinkunde. Ein allgemeinverständlicher Leitfaden zur Bestimmung und Unterscheidung roher und geschliffener Edelsteine
⇒ Bauer, M. (1896): Rubin. Wert. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 1
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Smigel, B., Arem, J. E. und Clark, D.: Ruby Value, Price, and Jewelry Information
International Gem Society/IGS
www.gia.edu - Ruby quality factors


Letzte Aktualisierung: 12. Januar 2024



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