Schotter, Sand, Splitt, Gesteinsmehl und Kieselsteine: Begriffe, die im Alltag und nicht nur im Bauwesen gang und gäbe sind und trotzdem eindeutig definiert sind. Kieselsteine bilden eine Ausnahme, da hier sowohl die Größe der Steine als auch die Zusammensetzung eine Rolle spielt.
Mit der Frage: Was sind Kieselsteine? setzten sich schon in den vergangenen Jahrhunderten zahlreiche Gelehrte auseinander.
Der Paläontologe Johann Samuel Schröter (1735 bis 1808) unterschied im Jahr 1774 zwischen Feldkieseln, Wasserkieseln und Flußkieseln, deren Gemeinsamkeit der abgerundete Charakter der Steine ist.
Der Arzt und Mineraloge Urban Friedrich Benedict Brückmann (1728 bis 1812) definierte Kieselsteine anhand der Zusammensetzung als "durchsichtige quarzartige Steine" mit "glatter glasartiger Oberfläche", wobei er im Speziellen mit Quarz die Varietät Bergkristall meinte.
Der Naturforscher Carl Philipp Funke (1752 bis 1807) ging als einer der ersten auf die Größe der Kieselsteine ein und verstand unter Kiesel "kleine Steinchen, oder die gröbste Art von Sand".
Heutzutage ist der Begriff Kieselstein - englisch: pebble - immer noch zweideutig:
Die Bezeichnung Kieselstein und die dazugehörige Größeneinordnung findet sich in Deutschland in der DIN 4022 - "Benennen und Beschreiben von Boden und Fels" wieder.
Entsprechend der DIN 4022-Norm können Kieselsteine aus den unterschiedlichsten Gesteinen bestehen. Am bekanntesten sind Quarz auch Sandsteine, Rhyolith, Feuersteine und Quarzit - Gesteine und Mineralien, deren chemische Zusammensetzung von Siliciumdioxid geprägt ist.
Die Farbe von Kieselsteinen ist sehr abwechslungsreich und variiert mit der Zusammensetzung des Minerals oder dem Mineralbestand eines Gesteins.
Kieselsteine im geologischen Sinne, wo anhand der Körnung eines Steins ein Kieselstein definiert wird, können aus den unterschiedlichsten Gesteinen bestehen, darunter beispielsweise Basalt, Porphyr, Quarzit, Sandstein, Feuerstein, Marmor, Granit oder Gabbro.
Entsprechend vielfältig ist auch die Farbe von Kieselsteinen: weiß (Marmorkiesel), grau (Granitkiesel), schwarz (Basaltkiesel) oder ins Rosastichige gehend, blaugrau, beige, gelb oder rotbraun. Neben einfarbigen Kieselsteinen nennt Caspar Neumann auch "gefleckte, gestreiffte, durchsichtige und undurchsichtige" Kieselsteine.
Das wichtigste Merkmal von Kieselsteinen ist die Größe, die typischerweise von 2 mm bis 6,4 cm reicht.
In Hinblick auf die Form gibt es kugelrunde, eiförmige, platte und scheibenartige bis ovale Kieselsteine. Wichtig ist nur, dass keinerlei eckige Kanten erscheinen, die Steine komplett abgerundet und glatt erscheinen - wobei die Form der Kieselsteine einzig und allein der abrasiven Kraft des Wassers oder wie Caspar Neumann es bezeichnet: der "mechanischen Abschleiffung" zu verdanken ist. Im Wasser liegende Steine werden durch die stetige Bewegung des Wasser gegeneinander gerieben und durch das immer währende Hin- und Hergerolle abgeschliffen und glatt poliert, können deshalb sowohl am Strand wie auch entlang von Flüssen, im Flussbett oder in Seen gefunden werden.
In der Vergangenheit kam Kieselsteinen eine gänzlich andere Bedeutung zu als heutzutage.
Wie der Chemiker und Apothker Caspar Neumann (1683 bis 1737) schreibt, zählten Kieselsteine zum "Catalogo Materiae medicae", sogenannten Medicinalsteinen, die noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein in den Apotheken zur Behandlung vieler Krankheiten verkauft wurden.
Als Lapis Silicis "treibet selbiger wunderbar den Stein und Urin" (Schröder und Hoffmann, 1747). Eine "Tinctur der Kieselsteine" versprach dem Mediziner und Chemiker Nicolaus Lémery (1645 bis 1715) zufolge Abhilfe bei Verstopfungen, wurde aber auch bei "Scorbut und hypochondralische Kranckheiten" eingesetzt.
Dass Kieselsteine "keinen Nutzen für den Menschen" im Sinne der Gesundheit haben, war einigen Gelehrten rund um Neumann bereits seinerzeit bekannt. Vielmehr sah er die Verwendung der Kieselsteine n der "Glasmacherey" und nennt "Fenster-Glaß, Artzney- und Trink-Geschirre, Spiegel, Brillen und andere Vergrösserungs-, Ton- und Brenn-Gläser als Beispiele.
Auch heute noch sind Kieselsteine im Alltag zu finden.
In der Hydrokultur von Topfpflanzen wird auf Blumenerde vollständig verzichtet. Stattdessen wird sich einem steinernen Granulat bedient, das aus Kieselsteinen bestehen kann.
Aber auch im Garten oder auf dem Balkon kommen Kieselsteine zum Einsatz, sei es als zur Dekoration im Blumenkasten oder Beet, im Steingarten, zu einem Mosaik gestaltet oder als Hauptbestandteil eines Japanischen Gartens.
Aufgrund der Tatsache, dass Kieselsteine dicht nebeneinander gelegt das Wachstum von Unkraut vermindern oder unterbinden, werden Kieselsteine auch als Umrandung ums Haus am Sockel verwendet.
Daneben kann man in vielen Gärten oder auf Grundstücken sehen, dass Einfahrten mit Kieselsteinen ausgelegt sind, Terrassen oder Gehwege mit Waschbetonplatten gepflastert wurden, in denen Kieselsteine einzementiert wurden.
Kieselsteine erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit in der Gestaltung von Aquarien, insofern größere und kleinere Kieselsteine im Aquarium den Eindruck eines naturnahen Umgebung wie im Meer vermitteln.
Aber auch für Kinder können Kieselsteine interessant sein, indem sich die abgerundeten kleinen Steine phantasievoll bemalen oder lackieren lassen.
Wer im Urlaub am Strand ist, kann der Verlockung nach Strandsteinen zu suchen, nicht umhin. Oft finden sich an bekannten Urlaubsorten wie Ostsee oder Nordsee zahlreiche unterschiedliche Kieselsteine. Vor allem Kinder erfreuen sich an den vielen Farben und Formen.
Neben Stränden können Kieselsteine oft auch auf Wegen gefunden werden, die zur Befestigung verwendet wurden.
Das Sammeln in Kiesgruben sollte man allerdings unterlassen, außer man hat eine Genehmigung vom jeweiligen Grubenbetreiber.
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