Nicht alles, was glänzt, ist ein Diamant. So auch nicht die diamantartigen hellen Kristalle, die auf der Ostseite des Auerbergs im Harz.
Eine der ältesten Beschreibungen der Diamanten von Stolberg geht auf den Bibliothekar Kaspar Friedrich Gottschalck zurück, der im Jahr 1806 von den "wilden Diamanten" des Auerbergs schreibt.
Der Name Stolberger Diamant hingegen ist Conrad Büchele zu verdanken, der den Begriff 1836 in seinem Werk "Deutsche Vaterlandskunde" erstmals verwendete.
Namenspate der Stolberger Diamanten ist die gleichnamige Stadt im Harz. Die scheinbaren Diamanten werden in Anspielung auf den Fundort am Großen Auerberg - mit 579 m ü. NN. die höchste Erhebung in Stolberg/Sachsen-Anhalt, gekrönt mit dem Josephskreuz, dem Wahrzeichen des Großen Auerbergs, ein 38 m hoher, aus Stahl gefertigter Aussichtsturm - auch Auerberger Diamanten genannt.
Tatsächlich erinnern die weißen bis gelblichbraunen, selten auch farblosen Kristalle vom Auerberg entfernt an echte Diamanten. Chemisch betrachtet sind es jedoch Quarze in Gestalt von Doppelpyramiden. Der Lexikograph Joseph Meyer (1796 bis 1856) spricht von "kleinen sechskantig-pyramidalen Bergkrystallen". August Ey (1810 bis 1870; Volkskundler) beschrieb die Kristalle als "Bergkrystalle von ausgezeichneter Schönheit, welche geschliffen edlen Steinen ähnlich sind" - namentlich Diamanten.
Bei den sogenannten Schwarzen Diamanten von Stolberg handelt es sich hingegen um die Turmalinvarietät Schörl, die optisch eine gewisse Ähnlichkeit mit "richtigen" schwarzen Diamanten aufweisen.
Die Doppelpyramiden der Stolberger Diamanten sind typischerweise von geringer Größe, die etwa eine Kantenlänge von bis zu einem Zentimeter erreichen. Neben der diamantähnlichen Form der Kristalle sind es vor allem Quarzdoppelpyramiden von heller Farbe und durchsichtiger Transparenz, die Vergleiche mit dem härtesten Mineral der Erde nahe bringen.
Die Diamanten vom Harz entstanden im Zuge magmatischer Prozesse bei Stolberg im Perm, genauer Unteres Rotliegend (vor ca. 290 bis 269 Mio. Jahren).
Entlang einer Störung traten flüssige Gesteinsschmelzen an die Erdoberfläche und bildeten so die Kuppe des Auerbergs. Prägendes und zeitgleich Muttergestein der Stolberger Diamanten ist Rhyolith. In dem feinkörnigen, magmatischen Gestein mit porphyrischem Gefüge sind die „Diamanten“ der Größe wegen von anderen, kleineren Gemengteilen deutlich zu unterscheiden. Der Grund für die Größe der „Diamanten“ ist die lange Zeit der Abkühlung und Erstarrung des flüssigen "Gesteinbreis", aus dem das Gestein hervorging. Die Stolberger Diamanten kristallisierten aus, als die Gesteinsschmelze eine Temperatur von 575 °C erreichte. Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, die diamantähnlichen Mineralien in älteren Rhyolithen zu finden, höher gegenüber jüngeren Rhyolithen, die zu späteren Zeitpunkten erstarrten.
Im Laufe von Jahrmillionen waren die Rhyolithe der Verwitterung ausgesetzt, so dass die härteren "Quarz-Diamanten" förmlich aus dem Muttergestein herausgelöst wurden.
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