Doktor-Liesegang-Stein
Doktor-Liesegang-Stein - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
Dr. Liesegang-Stein alias Rhyolith
In den Anfangsjahren des 21. Jahrhunderts wurde ein neuer Stein in das Repertoire der Heilsteine aufgenommen, dem viele vermeintliche Heilkräfte zugesprochen wurden: der Dr. Liesegang-Stein. Neu oder unbekannt war das Gestein allerdings nicht, vielmehr wird das Gestein in der Literatur seit Jahrhunderten unter dem Eintrag Rhyolith gelistet.
Dass der Name mit Dr. Raphael Eduard Liesegang (1869 bis 1947) verknüft wird, hängt mit dem Aussehen einiger Rhyolithe und einem der bedeutendsten Werke des Chemikers zusammen.
Der Name Dr. Liesegang-Stein steht für Rhyolithe, bei denen sich weiße, hellbraune bis beigefarbene Bänder, Streifen oder Kreise mit orangefarbenen, roten oder rotbraunen Lagen abwechseln, wobei das Muster bei polierten Trommelsteinen am besten zur Geltung kommt.
An dieser Stelle kommt Raphael Liesegang ins Spiel: 1913 veröffentlichte er das Buch „Geologische Diffusionen“. In Experimenten beobachete Liesegang, dass „feine, konzentrische Ringe“ entstehen, wenn „Silbernitratlösung in eine chlornatriumhaltige Gelatinegallerte“ gegeben wird. Vergleichbare Phänomene stellte er auch bei Sandsteinen fest, bei denen infolge der Lösungsverwitterung eisenhaltige Bestandteile als bräunliche Ringe oder Kreise im Sandstein ausgefällt wurden – eine Besonderheit, die als Liesegangsche Ringe bekannt geworden war und als Pate für Rhyolithe mit vergleichbarem Muster bzw. ähnlichen Zeichnungen übernommen wurde.
Die Eigenschaften von Dr. Liesegang-Stein
Eigenschaft | Beschreibung |
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Gesteinsklasse |
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Hauptgemengteile | |
Nebengemengteile | |
Farbe | weiß, hellbraun, beige abwechselnd mit orange, rot oder rotbraun gemustert |
Transparenz | undurchsichtig |
Mohshärte | 6 bis 7 |
Dichte | 2,5 bis 2,8 g/cm³ |
Entstehung und Verbreitung von Dr. Liesegang-Stein
Siehe Stechbrief ⇒ Rhyolith
Verwendung und Bedeutung von Dr. Liesegang-Stein
Rhyolith wird sowohl als Dekorstein wie auch Straßenpflasterstein und Schotter genutzt. Rhyolith unter dem Namen Dr. Liesegang-Stein dahingegen wird als Heilstein verkauft, ohne dass die Wirkung in klinischen Studien bestätigt werden konnte.
Auch interessant:
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Quellen:
⇒ Dove, H. W. (1847): Der Kreislauf des Wassers auf der Erde
⇒ Richthofen, F. v. und K. Peters (1859): Gebirgsarten. IN: Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1856 und 1857
⇒ Liesegang, R. E. (1913): Geologische Diffusionen
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München*
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Schumann, W. (1994): Steine und Mineralien sammeln; finden, präparieren, bestimmen. BLV Verlag München
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg