Islandspat
Islandspat - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
iceland spar | französisch: spath d`islande
Crystallus islandica, Doppelspat und Islandspat
Die ältesten Beschreibung von Islandspat geht auf den dänischen Physiker Erasmus Bartholin (1625 bis 1698) zurück, der die optischen Eigenschaften von Islandspat genauer untersuchte, im Speziellen die Eigenart alles „doppelt erscheinen“ zu lassen (Gehler, 1798).
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Islandspat lange Zeit als Doppelspat oder Dublettenstein bezeichnet wurde, der sich nach Krünitz 1801 durch eine „pellucidum obiecta duplicans“ (doppelte Transparenz) auszeichnet.
Der Name Islandspat hingegen tauchte erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts in der Literatur auf. Im Werk Lipsiae wurde „crystallus islandica“ 1693 als Stein mit der Eigenschaft „refractionis duplicis“ - doppelte Brechung – beschrieben, dessen Typlokalität, d..h. Ort der Erstentdeckung, am Roer-Fjord in Island liegt (Jacobaeus/Laverentzer, 1710). Auch wenn Doppelspat bzw. Islandspat weltweit vorkommt, stellt der isländische Islandspat alle andere Fundorte in den Schatten, wie Friedrich Schoedler (1813 bis 1884; Bibliograph) 1850 schreibt: „Berühmt wegen seiner Schönheit ist besonders der auf Island gefundene Doppelspat“.
Eigenschaften von Islandspat
Islandspat ist mit der chemischen Zusammensetzung CaCO3 ein Vertreter der Mineralklasse der Karbonate und eine Varietät von Calcit.
Die Farbe von Islandspat ist farblos bzw. um einen "reinesten Crystall" (Brückmann, 1730), gegen das Licht gehalten können sich je nach Blickwinkel und Lichteinfall regenbogenfarbene Reflexe präsentieren.
Die Strichfarbe von Islandspat ist weiß, d.h., wird Islandspat über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen, erscheint ein weißer pulverisierter Abrieb.
Genau wie Calcit kristallisiert Islandspat im trigonalen Kristallsystem und bildet prismatische, rhomboedrische und skalenoedrische Kristalle, das an ein "geschobenes Viereck" (Krünitz, 1781) erinnert. Der Mönch und Physiker Placidus Heinrich (1758 bis 1825) beschrieb Islandspat 1812 als "Romboidalspath aus Island". Die Aggregate sind tafelig, stalagmitisch, stengelig, dicht, pulverartig, körnig oder massig.
Islandspat zeichnet sich durch einen glas- bis perlmuttartigen Glanz aus und ist von durchsichtiger Transparenz. Der Bruch des Minerals ist muschelig-spröde, die Spaltbarkeit ist vollkommen ausgeprägt.
Mit einer Mohshärte von 3 zählt Islandspat zu den weichen Mineralen, die Dichte beträgt 2,71 g/cm³.
Doppelbrechung von Islandspat
Eine Besonderheit bei Islandspat ist die ausgeprägte Doppelbrechung des Minerals, die in dieser Form bei keinem anderen Mineral beobachtet werden konnte.
Trifft Licht auf einen Islandspatkristall, wird das Licht im Mineral in zwei Strahlen zerteilt, so dass hinter dem Mineral befindliche Gegenstände doppelt erscheinen. Mitunter findet sich deshalb auch die alternative Bezeichnung isländischer Doppelspat.
Entstehung und Verbreitung von Islandspat
Die Entstehung von Islandspat steht im engen Zusammenhang mit der Entstehung magmatischer Gesteine. In diesen Gesteinen zirkulierende, hydrothermale Lösungen kristallisieren bei Erkaltung in Gängen oder Gesteinshohlräumen als Islandspat aus. Das Mineral kann aber auch als Gemengteil in Gesteinen enthalten sein. Weiterhin ist Islandspat auch in karbonatreichen Sedimentgesteinen zu finden.
Nennenswerte Vorkommen von Islandspat befinden sich neben Island in Spitzbergen/Norwegen; Skane/Schweden; Sibirien, Ural/Russland; Derbyshire/England; Waldviertel/Österreich; Queensland/Australien; Mato Grosso, Minas Gerais/Brasilien; Nevada, Arizona, Nevada, Kalifornien, New Mexiko/USA.
Verwendung und Bedeutung von Islandspat
Islandspat ist sowohl als Baumaterial als auch als Schmuckstein und Sammlermineral von Interesse.
Nachweis von Islandspat
Wie alle karbonathaltigen Minerale löst sich auch Islandspat unter Zugabe von Salzsäure aufbrausend auf.
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Auch interessant:
Quellen:
- Nova acta eruditorum, Lipsiae (1693)
- Jacobaeus, O. und Laverentzen (1710): Crystallus islandica. IN: Muséum Regium, seu Catalogus rerum tam naturalium, quàm artificialium, quæ in Basilica Bibliothecæ augustissimi Daniæ Norvegiæ monarchæ, Friderici Quarti, Havniæ asservantur, gloriosissimæ memoriæ rege, Christiano Quinto, regnante, ab Oligero Jacobæo ... quondam describtus, nunc verò magna ex parte auctior uberioribus commentariis, præsertim autem quoad antiquitates historiam numismatum Danicorum
- Brückmann, F. E. (1730): Magnalia Dei In Locis Svbterraneis Oder Unterirdische Schatz-Cammer Aller Königreiche und Länder in Ausführlicher Beschreibung Aller, mehr als MDC. Bergwercke Durch Alle vier Welt-Theile, Welche Von Entdeckung derselben bis auf gegenwärtige Zeit gebauet worden, und noch gebauet werden; in was Stand sie jehmals gewesen, und wie sie jetzo beschaffen; was vor Ertze, Steine und Berg-Arten aus solchen jehmals gewonnen, und noch zu Tage ausgefördert werden; Nebst Anmerckung aller derjenigen Länder und Oerter, wo Edelgesteine zu finden, Jn Geographischer Ordnung und einigen Kupffer-Figuren zu besichtigen
- Linné, C. v. (1740): Crystallus Islandica. IN: Systema naturæ
- Newton, I. (1793): Crystallus IslandicaIN: Scripta ad lucem et colores pertinentia
- Gehler, J. S. T. (1798): Krystall, isländischer, Doppelstein, Doppelspath, crystallus islandica. IN: Physikalisches Wörterbuch, oder Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre
- Heinrich, P. (1812): Die Phosphorescenz der Körper oder die im Dunkeln bemerkbaren Lichtphänomene der anorganischen Natur. Von der durch äußere Temperatur-Erhöhung bewirkten Phosphorescenz der Körper
- Krünitz, J. S. (1801): Oekonomische Encyklopädie, oder, Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft
- Schoedler, F. (1850): Das Buch der Natur, die Lehren der Physik, Astronomie, Chemie, Mineralogie, Geologie, Physiologie, Botanik und Zoologie umfassend allen Freunden der Naturwissenschaft, insbesondere den Gymnasien, Real- und höheren Bürgerschulen gewidmet
- Nordenskiöld, A. E. (1886): Der Islandspat. IN: Grönland. Seine Eiswüsten im innern und seine Ostküste
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Altaba, M. F. und G. Tanelli (1995): Wissen heute auf einen Blick - Mineralogie. Neuer Kaiser Verlag GmbH, Klagenfurt
- Booth, B. (1999): Steine und Mineralien. Könemann Verlag Köln
- Hochleitner, R. (2024): Welcher Stein ist das? Über 350 Mineralien, Edelsteine & Gestein, mehr als 1.300 Abbildungen. EXTRA: Die interessantesten Fundgebiete - mit Kosmos-plus-App. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Company KG
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