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In, auf und aus Gestein gebaut - Wartburg Eisenach



Viele Burgen, die im Mittelalter gebaut wurden wie beispielsweise die Nürnberger Burg, Burg Ramstein in Kordel oder die Festung Königstein in Sachsen, bestehen aus dem gleichen Baumaterial: Sandstein; so auch die Wartburg in Eisenach (Thüringen).



Das Gestein der Wartburg

Für den Bau der Wartburg wurden hauptsächlich zwei verschiedene Natursteine verwendet: Sandstein und Wartburg-Konglomerat.


Bild 1: Wartburg (Quelle: D.G.Pietsch / pixelio.de)

Während das Wartburg-Konglomerat direkt vor Ort abgebaut wurde, stammt der Sandstein der Wartburg vom etwa 40 km östlich von Eisenach gelegenen Großen Seeberg (ca. 430 m ü. NN) nahe Gotha.


Das Kennzeichen des Seeberger Sandsteins ist weiße, hellgelbe bis graubraune Farbe. Durch Einlagerungen von Limonit zeigt das Sedimentgestein teilweise gestreifte oder gebänderte, marmorartige Zeichnungen.
Seeberger Sandstein gilt als mineralisch sehr reiner Sandstein. Sandstein ist ein monomineralisches Gestein, das aus einer Mineralart – hier Quarz - besteht; in sehr geringen Anteilen können dennoch andere Minerale im Gestein vertreten sein. Analysen von Seeberger Sandstein ergaben, dass dieser einen Quarzanteil von 95 bis 99 % bei kieseligem Bindemittel aufweist.
Aufgrund der mineralischen Qualität wurde der Seeberger Sandstein auch für den Erfurter Dom und die angrenzende St. Severin-Kirche sowie für Elemente des Potsdamer Schloss Sanssouci verbaut.

Wie für Konglomerate typisch, sind in der tonig-schluffigen Matrix des Wartburg-Konglomerats Gesteinsbruchstücke verschiedener Herkunft enthalten. Unter anderem wurden Granit, Gneis, Glimmerschiefer und Quarzit sowie das Mineral Quarz im Wartburg-Konglomerat identifiziert.
Das Wartburg-Konglomerat entsteht im Zeitraum Unter-/Oberperm, als sich die Eisenach-Senke mit Molassesedimenten zu füllen begann und dabei Lockergesteine zementierte.


Auch wenn der kieselig gebundene Sandstein und das Wartburg-Konglomerat verwitterungsunempfindliche Gesteine sind, mussten die Natursteine der Wartburg in der Vergangenheit ausgebessert werden. Der Grund dafür waren aus den Gesteinen herausgelöste Minerale oder sekundäre Mineralneubildungen, bspw. in Form von Gips oder Salz auf der Gesteinsoberfläche.


Bild 2: Lutherstube auf der Wartburg (Quelle: bene52 / pixelio.de)

Die Geschichte der Wartburg

Die Gründung der Wartburg geht auf Graf Ludwig von Schauenburg (1042 bis 1123) zurück, der die Wartburg als die Region Eisenach überwachende Burg 1067 errichten ließ. Der Standort der Wartburg in Eisenach war strategisch günstig gewählt: die Wartburg wurde auf einer 411 m hohen Erhebung gebaut und war Teil der Via Regia, einem unter königlichem Schutz zusammenhängendes Straßensystem.


Nachdem die Burg bereits im 11. und 12. Jahrhundert über zahlreiche Gebäude verfügte, brannten große Teile der 170 m langen Burganlage durch einen Blitzeinschlag 1317 ab. In den nachfolgenden Jahrzehnten wurde die Burg neu aufgebaut, teilweise auf den einstigen Fundamenten. Da die Errichtung der Gebäudeteile der Wartburg zu verschiedenen Zeitpunkten stattfand, sind in der Architektur der Wartburg Baustile unterschiedlicher historischer Epochen vertreten.


Bild 3: Fachwerkbau auf der Wartburg (Quelle: Domino / pixelio.de)

Neben den schon erwähnten Natursteinen wie Sandstein und Wartburg-Konglomerat fallen im Bereich der Vorburg Fachwerkbauten auf. Von der Vorburg aus, die über einen Graben zugänglich ist, gelangt man zur angegliederten Hauptburg. Der vermutlich bekannteste Bewohner der Vorburg – speziell der Vogtei – war Martin Luther (1483 bis 1546).
In der heute noch zu besichtigenden Lutherstube übersetzte Luther, hier im Versteck unter dem Namen Junker Jörg, in zehn Wochen im Jahr 1521 das Neue Testament der Bibel in die deutsche Sprache.


Glaubt man der Oper „Tannhäuser und Sängerkrieg auf Wartburg“ (Uraufführung: 19. Oktober 1845 in der Semperoper Dresden) von Richard Wagner (1813 bis 1883), trafen sich 1206 Minnesänger auf der Wartburg, um sich literarisch-musikalische Gefechte, wer der bessere Fürst sei - Landgraf Hermann von Thüringen oder der Herzog von Österreich - zu liefern. Beteiligt waren am Sängerstreit auf der Wartburg Klingsor von Ungarland, Heinrich von Ofterdingen, Heinrich von Rispach, Reinmar der Alte, Walter von der Vogelweide und Biterolf. Dargestellt sind die Sänger auf einem Gemälde des Codex Manesse, das unter dem Titel „Klingsor von Ungarland“ außerdem den damaligen Bewohner der Wartburg, Landgraf Hermann I. von Thüringen (1155 bis 1217) samt Gattin Sophie zeigt.


Ein weiterer berühmter Bewohner der Wartburg war 1777 Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832), der sich auch als Geologe einen Namen machte und zu diesem Zweck drei Wochen in Eisenach verbrachte.


Aufgrund der Geschichte der Wartburg wurde die Eisenacher Burg 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.


Siehe auch:
- Der Geologe Johann Wolfgang von Goethe
- In, auf und aus Gestein gebaut - Brandenburger Tor
- Steinerne Zeugen - Versteinerter Wald Chemnitz


Quellen:
- http://wartburg-eisenach.de
- www.thueringen.info
- www.luther.de - Luther auf der Wartburg
- www.bennert.de
- www.thueringer-wald.com
- www.geodienst.de - Seeberger Sandstein
- www.minnesang.com
- www.burgen-web.de

Letzte Aktualisierung: 4. April 2018



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