In vielen historischen Mineralienbüchern sind im Register Namen von Mineralien zu finden, die heute kaum bekannt sind. Einer davon ist Galmei.
Eine der ältesten Beschreibungen von Galmei stammt aus der Feder des Naturforschers und Arztes Adam Lonitzer (1528 bis 1586). Allerdings nennt Lonitzer Galmey bzw. „Lapis calaminaris“ nicht in der Bedeutung als Mineral, sondern als Mittel der Apotheker. Lonitzer zufolge verfügt Galmei über die „eygenschaft ist zusammenzuziehen, reinigen, böse geschwer und wunden zur heylung zubringen“.
Doch auch schon Jahrhunderte zuvor gehörten Galmei-Pflaster zum Repertoire der Ärzte. So arbeitete schon der griechische Arzt Pedanios Dioskurides, der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebte, mit Galmei als Arznei zur Unterstützung der Wundheilung; genau wie Galmei von dem römischen Universalgelehrten Plinius (23 bis 79) beschrieben wurde und auch Theophrastus Bombast von Hohenheim alias Paracelsus (1493/94 bis 1541) vertraute auf Galmei in der Behandlung von Wunden.
Der Name Galmei stammt ursprünglich aus dem griechischen Vokabular und wurde später im lateinischen Sprachschatz adaptiert. Namenspate des Wortes Galmei ist dem Chemiker und Mediziner Jöns Jakob Berzelius (1779 bis 1848) zufolge „Cadmus, welcher ihnen den Gebrauch desselben zuerst lehrte“, wobei Cadmus der König von Theben in der griechischen Mythologie darstellt. Aus Cadmus wurde im Laufe der Zeit zunächst Cadmia, das im Mittelhochdeutschen in den Jahren zwischen 1050 und 1500 zu Kalemin und schließlich zu Galmei wurde.
Eine frühe, ausführliche Definition von Galmei findet sich 1750 bei Johan Gottschalk Wallerius (1709 bis 1785). Der Mineraloge charakterisiert die „Galmeierde“ oder auch „Zinci minera terrae“ als eine „metallische Erdart, zuweilen lokkerer, zuweilen härter, von verschiedener Farbe, doch meist gelblich oder braun, und gleichsam als von Natur vermodert oder verwittert“.
Der Apotheker Johann Rudolph Glauber (1604 bis 1670) beschrieb Galmei 1667 als ein „stinckendes Mineral“, das, wenn es erhitzt wird, „einen solch übelen gestanck von sich giebet“. Tatsächlich waren galmeihaltige Erze sehr begehrt, da diese für die Herstellung von Messing benötigt wurden.
Zu den weiteren optischen Eigenschaften der Galmeierze zählen, dass der „Stein bildet runde Klumpen, die in runder gelber Erde liegen“ (Johann Samuel Halle). Der Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 1778) beobachtete im Jahr 1778, dass der Glanz von Galmei zwischen „matt und erdig“ variiert, die Farbe sowohl „weiß, isabellengelb“ als auch „pomeranzengelb, röthlicht, roth, rothbraun, grau, hellgrün und bunt“ bei hauptsächlich undurchsichtiger Transparenz sein kann.
Heutzutage ist der Begriff Galmei selten geworden. Die Bezeichnung steht als veralteter Sammelbegriff der Bergleute bzw. aus dem Hüttenwesen für zinkhaltige Mineralgemenge, die übergeordnet zur Mineralklasse der Silikate wie auch Karbonate zählen.
Noch bevor die Bergleute der Vergangenheit wussten, dass eine Grube über vielversprechende Galmei-Vorkommen verfügte, verließen sie sich auf ihre botanischen Kenntnisse. Sie orientierten sich an bestimmten Pflanzen, der Galmeivegetation, die darauf schließen ließen, dass der Boden und der Untergrund zinkreich waren. Pflanzen, die an diesem Standort wuchsen, wiesen in allen Pflanzenteilen Zink auf und konnten das schwermetallhaltige Milieu tolerieren, während andere Pflanzen in diesem Ökosystem nicht oder nur überlebt hätten.
Typische Galmeipflanzen sind zum Beispiel das Galmeiveilchen alias Kelmesveilchen: ein zartes Pflänzlein, das mit den violetten oder buttergelben Blüten als wilde Stiefmütterchen oder Ackerveilchen erinnert. Aber auch die Hallersche Schaumkresse, das Galmei-Hellerkraut, die Galmei-Grasnelke, der Galmei-Schwingel oder die Galmei-Frühlingsmiere sind Zeigerpflanzen, die vielerorts im Harz, rund um Aachen, in Teilen der Alpen sowie im Schwarzwald anzutreffen sind.
Unter allen weltweit bekannten Mineralien ist die Liste der Mineralien, die im Namen den Zusatz Galmei tragen, übersichtlich. Smithsonit wurde viele Jahre unter dem Namen Edelgalmei geführt, während Hemimorphit als Kieselgalmei in der Literatur zu finden war. Nichtsdestotrotz wurden den Galmeierzen auch weitere Zinkmineralien wie Hydrozinkit und Willemit zugeordnet.
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