Fruchtschiefer
Fruchtschiefer - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: Fruchtschiefer
Fruchtschiefer - Schiefer mit Fossilien?
Der Name des Gesteins Fruchtschiefer spielt sowohl auf das schiefrige Gefüge als auch auf die mineralischen Einschlüsse an, deren Größe und Aussehen dem Fruchtstand von Getreide (Samenfrucht/Getreidekörner) gleichen, bei denen es sich folglich aber nicht um Fossilien bzw. Versteinerungen handelt.
So definiert bspw. 1850 Carl Friedrich Naumann (1797 bis 1873) Fruchtschiefer bzw. Fleckschiefer als "Thonschiefer mit runden oder länglichen, bisweilen auch garbenförmig gestalteten Concretionen", wobei "die Flecken haben meist die Grösse einer Linse oder eines Getreidekorns (daher wohl auch der Name Fruchtschiefer)".
Franz Ambrosius Reuß (1761 bis 1830, Mineraloge und Geologe) führt Fruchtschiefer als eine Varietät der Gattung Thonschiefer zudem unter dem Namen "Roggenstein" auf und auch Christian August von Gutbier (1798 bis 1866, Geognostiker) zieht unter dem Stichwort Fruchtschiefer den Vergleich mit "Getreidekörner(n)".
Eigenschaften von Fruchtschiefer
Definition: Fruchtschiefer ist ein Schiefer, der unter niedrigmetamorphen Bedingungen gebildet wurde.
Fruchtschiefer besteht zur Hauptsache aus den Glimmermineralien Serizit, Biotit sowie Muskovit, die mit einem Anteil von bis zu 65 % die Hauptgemengteile im Fruchtschiefer repräsentieren und das schimmernde Aussehen des Gesteins erzeugen.
Untergeordnet und mit einem Gehalt von bis zu 20 % weist Fruchtschiefer Cordierit sowie in noch geringeren Mengen Quarz, Hornblende und Feldspat auf.
Der blaugraue, dunklere Cordierit ist in der Gesteinsmatrix aufgrund der Farbe und Größe deutlich auszumachen, wobei die Form der Cordierit-Kristalle an Getreide- oder Reiskörner erinnert, die ca. 2 bis 5 mm lang sind und die laut Karl Moritz Kersten (Geologe, 1803 bis 1850) "mit der Hauptmasse sind sie so innig verwachsen, dass sie nur schwierig von derselben getrennt werden können". Ergänzende dazu die Bebachtung von Christian August Gutbier: "die einzelnen Körner in jede Richtung durch einander liegen".
Die Gesteinsmatrix von Fruchtschiefer hingegen ist feinkörnig.
Die Farbe von Fruchtschiefer ist in der Gesamtheit dunkel, wobei die Farbgebung von grau, blaugrün bis grünlich-grau reicht. Auffällig ist der seidig-schimmernde Glanz der Gesteinsoberfläche, der mit den im Fruchtschiefer enthaltenen Glimmer zu begründen ist.
Das Gefüge von Fruchtschiefer ist schiefrig, d.h., das Gestein ist plattenartig aufgebaut und lässt sich in feine Platten zerlegen. Die Gemengteile – die gesteinsaufbauenden Mineralien – sind eingeregelt, lediglich der Cordierit ist wahllos angeordnet vorhanden.
Die Dichte von Fruchtschiefer beträgt 2,74 g/cm3.
Entstehung und Verbreitung von Fruchtschiefer
Fruchtschiefer ist ein Gestein, das im Oberkarbon vor ca. 300 Mio. Jahren im Zuge der Kontaktmetamorphose gebildet wurde.
Das Ausgangsgestein von Fruchtschiefer sind Tonsteine, die durch den Kontakt mit aus dem Erdinneren aufdringenden Magmen im Mineralbestand und Gefüge sichtbar verändert wurden. Die Druck- und Temperaturverhältnisse (ca. 500 °C) waren zum Zeitpunkt der Entstehung vergleichsweise niedriggradig (siehe: Die Entstehung von Gesteinen) .
Das Zeugnis der Metamorphose sind neu entstandene Mineralien metamorphosen Ursprungs, allen voran diverse Glimmer und Cordierit, sowie der schieferige Charakter von Fruchtschiefer.
Die bedeutendsten Vorkommen von Fruchtschiefer befinden sich im Odenwald, Harz, Vogtland und Erzgebirge.
Der Fruchtschiefer von Theuma
Ein Fruchtschiefer, der sich deutschlandweit einen Namen gemacht hat, ist der Fruchtschiefer von Theuma.
Das Gestein aus dem Vogtland/Sachsen nahe Plauen wurde bereits im Mittelalter abgebaut und wird auch heute noch aus Steinbrüchen gewonnen.
Bedeutung und Verwendung von Fruchtschiefer
Fruchtschiefer zeichnet sich durch eine hohe Verwitterungsstabilität und Farbbeständigkeit aus.
Deshalb wird das Gestein für die Gestaltung von Fassaden wie auch als Gestein für Bodenplatten, Arbeitsplatten, Säulen, Mauerstein und Treppenstufen verwendet.
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Siehe auch:
Quellen:
- Naumann, C. F. (1850): Thonschiefer - Fleckschiefer. IN: Lehrbuch der Geognosie. 1. Band
- Reuß, F. A. (1802): Gattung Thonschiefer. IN: Lehrbuch der Mineralogie, Zweiten Theiles zweiter Band
- Gutbier, C. A. (1834): Geognostische Beschreibung des Zwickauer Schwarzkohlengebirges und seiner Umgebungen
- Kersten, K. M. (1844): Chemische Untersuchung der Substanz der schwärzlich-braunen Concretionen im Fruchtschiefer. IN: Journal für praktische Chemie, herausgegeben von Otto Linné Erdmann und Richard Felix Marchand, 31. Band
- Murawski, H. (2017): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
- Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München