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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 06.02.2024


Kolumbianit

Kolumbianit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: columbianite, cali glass, calities


Kolumbianit = Pseudotektit aus Kolumbien

Eine der ältesten Beschreibungen des Gesteins Kolumbianit stammt aus der Feder von Alexander von Humboldt (1769 bis 1859). Der deutsche Naturforscher beschrieb im Rahmen seiner Expeditionen nach Südamerika in seinem Werk „Geognostischer Versuch über die Lagerung der Gebirgsarten in beiden Erdhälften“ aus dem Jahr 1823 in Kolumbien Steine „zerstreut wie Kiesel-Bruchstücke“, die er als Obsidiane analysierte und die „nicht selten die Gestalt von flüssigen Glastropfen (haben), oder sie stellen Kugeln dar, deren Außenfläche mit kleinen Knötchen besetzt ist“.

In Anlehnung an das Land, in dem die Gesteinsgläser entdeckt wurden, erhielt das Gestein den Namen Kolumbianit, alternativ auch Columbianit.


Eigenschaften von Kolumbianit

Aus Sicht der Geologie wird Kolumbianit den vulkanischen Gläsern zugeordnet, d.h. Gesteine vulkanischen Ursprungs, die infolge der Entstehung keine Kristallstruktur der aufbauenden Mineralien bilden, amorph sind.

Die Farbe von Kolumbianit ist sehr abwechslungsreich wie auch schon von Humboldt beobachtete: „alle Farbverschiedenheiten, vom tiefsten Schwarz bis zu der eines künstlich glänzenden wasserhellen Glases“. Weitere Farben von Kolumbianit sind grünschwarz, rauchgrau, violettgrau bis grünbraun.

Kolumbianit zählt zu den Obsidianen und ist damit ein saures, kieselsäurereiches Gestein, das weniger als ein Prozent Kristallwasser enthält und Apatit, Eisenoxid, Feldspat sowie Zirkon als Einschlüsse aufweisen kann.

Das auffälligste Merkmal von Kolumbianit ist die äußere Beschaffenheit: rund, oval, tropfenförmig oder klumpig, ca. zwei bis fünf Zentimeter im Durchmesser groß mit zerfurchter Oberfläche. Zahlreiche runde bis längliche Dellen und Einkerbungen zeugen von der Entstehung des kolumbianischen Gesteinsglases (siehe Entstehung von Kolumbianit).

Wie für Gesteinsgläser typisch zeichnet sich auch Kolumbianit durch einen glasartigen Glanz aus, wobei ältere Exemplare als Folge der Verwitterung matt erscheinen können. Wird Kolumbanit durchbrochen, zeigen sich muschelförmige Rillen, die mitunter sehr scharfkantig sein können.
Gegen das Licht gehalten präsentiert sich die durchscheinende Transparenz von Kolumbianit.

Mit einer Mohshärte von 5 bis 5,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ist Kolumbianit ein mittelhartes Gestein mit einer Dichte von 2,5 bis 2,6 g/cm³.


Entstehung und Verbreitung von Kolumbianit

Dass Kolumbianit als Pseudotektit bezeichnet wird bzw. überhaupt der Vergleich mit Tektiten fällt, kommt nicht von ungefähr.
Tektite sind eine Gruppe von Gesteinsgläsern, die durch den Einschlag eines Meteroriten entstanden sind. Die Reaktion der hohen Temperaturen infolge des Aufpralls der Gesteine aus dem Weltall mit irdischen Gesteinen führt zu einer Aufschmelzung und Veränderung des Mineralbestands und -gefüges. Die schnelle Abkühlung der Gesteinsschmelze wiederum führt zu Bildung von glasartigen Strukturen.

Pseudotektite sind aufgrund der äußeren Gestalt Tektiten sehr ähnlich. Der Ursprung ist jedoch ein anderer. Pseudotektite alias vulkanisches Glas ist das Resultat von eruptierter Lava, die sehr schnell erkaltete. Meteoriten als Größe fehlen an dieser Stelle.

Die beim Vulkanausbruch als Lava zutage tretende Magma ist kochend heiß und an der Erdoberfläche einem extremen Temperaturunterschied (Lava: 500 bis 1.200°C versus Temperatur an der Luft) ausgesetzt. Den in der Lava enthaltenen mineralstoffreichen Lösungen bleibt keine Zeit, langsam abzukühlen und Kristalle auszubilden. Stattdessen erhärtet die Gesteinsschmelze zu einer amorphen Masse.

Die besondere Oberflächenbeschaffenheit mit Hohlräumen und Einkerbungen sind das Abbild der einst siedend heißen Lava mit zahlreichen gasgefüllten Bläschen, die aufgeplatzt sind.

Gesteinsgläser gibt es an vielen Orten der Welt. Der Name Kolumbianit ist allerdings ausschließlich Gesteinsgläsern vorbehalten, die aus Kolumbien stammen.
Als besonders reich gelten die Kolumbianit-Vorkommen in der Gegend um Cali im Westen Kolumbiens, daher auch das Synonym Cali-Glas oder Calities.


Verwendung und Bedeutung von Kolumbianit

Kolumbianit ist bei den Muisca, einem indigenen Volk in Kolumbien, ein heiliger Stein, um den sich zahlreiche Mythen ranken. Diesem Umstand ist es nicht zuletzt zu verdanken, dass Kolumbianit auch heute noch auch in der westlichen Welt als Heilstein verkauft wird, ohne dass die Heilwirkung von Kolumbianit in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden konnte.


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Quellen:
⇒ Humboldt, A. v. (1823): Geognostischer Versuch über die Lagerung der Gebirgsarten in beiden Erdhälften
Tobin, J. (2003): Tektite Testing Magazine. IN. Meteorite Times
Vernish, R. (2016): Is it a Tektite or a Pseudo-tektite?. IN: Meteorite Times Magazine
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg


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