Schmuck übt seit Jahrtausenden eine besondere Faszination auf den Menschen aus. Bereits antike Kulturen schmückten sich und verwendeten dafür Naturmaterialien aller Art. Der Reiz von Schmucksteinen ist auch in der heutigen Zeit nicht abgerissen; Edelsteine und Mineralien werden zu kunstvollen Schmuckstücken verarbeitet oder unbehandelt getragen. Ein beliebter Schmuckstein ist seit jeher der Bernstein, der schon von den Wikingern getragen wurde.
Verglichen mit anderen Mineralien und Gesteinen sind Bernsteine etwas Besonderes. Während beispielsweise Bergkristall, Glimmer, Tansanit, Diamanten, Granit oder Basalt anorganischen Ursprungs sind, handelt es sich bei Bernsteinen um Steine, die aus organischem Material hervorgegangen sind.
Namentlich handelt es sich bei Bernstein um das fossile Baumharz von Kiefern (speziell: Pinus succinifera). Vor Jahrmillionen sonderten jene Nadelbäume feine Harztropfen ab, diese fielen zu Boden und wurden von Sedimenten wie Sand überlagert. Im Laufe von Millionen von Jahren wurde das weiche, formbare Harz unter Sauerstoffabschluss vor der Zersetzung geschützt und verfestigte sich.
Als Entstehungsort von Bernsteinen gelten die Meere, die auf dem Grund Bernsteine unter Schichten von Meersand versteckt halten. Durch fortwährende Wellenbewegungen des Wassers werden die die Bernsteine überlagernden Sedimente nach und nach aufgelockert, die verborgenen erhärteten Harztropfen förmlich ausgegraben und an die Strände gespült.
Auch wenn Bernsteine - die zum Beispiel an der Küste der Ostsee, allen voran auf der Insel Rügen gefunden werden – ein Alter von etwa 50 Mio. Jahren aufweisen, ist die Härte von Bernsteinen sehr gering. Ein Bernstein erreicht auf der Mohs'schen Skala der Härte von Mineralien einen Härtegrad von 2 bis 2,5. Bernstein gilt damit als so weich, dass er mit einem Fingernagel oder Messer geritzt werden kann. Ähnlich weiche Mineralien sind Gips, das Glimmermineral Muskovit, Chalkosin, Gold und Silber.
Ebenso gering ist die Dichte von Bernsteinen. Mit einer Dichte von 1,05 bis 1,10 g/cm³ ist Bernstein so leicht, dass er auf salzigem Meerwasser schwimmt und über weite Distanzen getragen werden kann, bis er am Strand abgelagert wird.
Die Farbe von Bernstein ist sehr vielfältig: von gelb über orange bis hin zu braun gibt es Bernstein in unterschiedlichen, warmen Farbtönen. Oftmals vereinen sich in einem Exemplar mehrere Farben miteinander oder Verwitterungskrusten bilden dunklere Bereiche auf der Oberfläche von Bernsteinen. Deshalb gleicht kein Bernstein dem anderen.
Zudem zeichnet sich Bernstein durch einen harzigen Glanz sowie eine durchsichtige bis durchscheinende Transparenz aus.
Schmuck mit Bernstein - Unsere Empfehlung*
*Im Gegensatz zu Edelsteinen wie Saphir, Rubin und Diamant gestaltet sich die Verarbeitung von Bernsteinen zu Schmucksteinen schwieriger.
Bernstein hat einen spröden Charakter und neigt beim Schleifen und Polieren zum Splittern, was mit einem hohen Materialverlust einhergehen kann.
Aus diesem Grund werden Bernsteine weitestgehend in ihrer Form beibehalten und lediglich geschliffen.
Mugelige Formen wie Cabochons, Tropfen, Perlen, Kugeln oder Formen, die sich an der natürlichen Erscheinungsform des Bernsteins orientieren, sind am besten geeignet, weil die gewölbte Form die wenigsten Brüche und Splitter verursacht.
Aufwendige, facettenreiche Schliffe wie der Brillantschliff, Smaragdschliff oder andere kunstvolle Schliffe, die mit einer hohen Anzahl an Facetten aufwarten, werden deswegen nicht verwendet. Den höchsten Glanz bringen Bernsteine, die in runden Formen gehalten werden, hervor.
Bernsteine werden vorrangig als einzelner Stein verarbeitet, d.h. man setzt bei der Herstellung von Bernsteinschmuck auf Bernstein als Solitär oder kombiniert mehrere Bernsteine miteinander, die durch ihre unterschiedliche Farbgebung für Abwechslung sorgen.
Bernstein in Verbindung mit anderen Mineralien ist im Handel eher weniger zu finden. Ein weiteres Hauptaugenmerk bei Bernsteinschmuck liegt im Herausarbeiten möglicher Einschlüsse, sog. Inklusen. Durch die Geschichte der Entstehung von Bernsteinen können fossile Insekten, Blätter oder feinste Gasbläschen enthalten sein. Diese zur Geltung zu bringen ist das Ziel eines Schmuckherstellers.
Bernsteine werden in alle erdenklichen Materialien eingefasst. Sowohl puristisch an Lederbändern genau wie in Fassungen aus Gold und Silber werden mit Bernsteinen Ketten, Armreifen, Ringe und Ohrschmuck gefertigt.
Zu den bekanntesten Schmuckstücken aus Bernsteinen zählen Bernsteinketten für Babys. Die für diesen Zweck zu kleinen Perlen zurecht gearbeiteten Bernsteine sollen Babys als Zahnungshilfe dienen. Untersuchungen von Zahn- und Kinderärzten konnten allerdings keine Erleichterung beim Zahnen feststellen.
Problematisch ist zudem, dass sich durch das Anknabbern vom weichen Bernstein feine Bruchstücke oder Splitter lösen können, bei denen die Gefahr des Verschluckens oder Einatmens groß ist. Ferner sind Ketten bei Babys und Kleinkindern problematisch aufgrund der möglichen Strangulation.
Bernstein ist ein sehr empfindliches Naturmaterial, das vorsichtig behandelt werden sollte – genau wie jeder andere Schmuckstein auch.
Der Kontakt mit Kosmetikartikeln wie Creme, Parfüm, Haarspray, Duschgel und Seife sowie Spülmittel sollte vermieden werden.
Um Bernstein zu reinigen, reicht es, den Stein mit einem feuchten, weichen Tuch vorsichtig abzureiben. Spezielle Reinigungsmittel oder Produkte mit Alkohol sind nicht vonnöten; Trockenheitsrisse und der Verlust des Glanzes wären die Folgen.
Ebenfalls von Bedeutung ist die Frage der Lagerung von Bernsteinen. Werden Bernsteine dauerhaft direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt, können genau wie bei der falschen Pflege Risse im Bernstein entstehen. Am besten wird Bernsteinschmuck nach dem Tragen lichtgeschützt aufbewahrt.
Beim Kauf von Bernsteinschmuck ist darauf zu achten, dass der Stein keine Beschädigungen auf der Oberfläche aufweist, bei denen vorhersehbar ist, dass sich Splitter lösen könnten.
Vorsicht ist geboten, wenn Bernstein als Copal ausgewiesen ist. Copal ist zwar auch ein erhärtetes Baumharz, aber im Gegensatz zu Bernstein, der aus dem Harz von Nadelbäumen hervorgeht, stammt das Harz von Copal sowohl von Nadel- als auch Laubbäumen. Zudem macht sich das wesentlich geringere Alter des Copals – die Spanne reicht von mehreren Jahrzehnten bis zu Jahrtausenden – in der Härte bemerkbar. Copal ist sehr viel weicher als Bernstein und auf diese Weise eindeutig vom Gold der Ostsee zu unterscheiden.
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Quellen:
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Reinicke, R. (2007): Steine am Ostseestrand. Demmler Verlag Schwerin
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag*
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
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Letzte Aktualisierung: 20. Oktober 2021