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Hermanover Kugeln



Viele Namen von Mineralien sind eng mit dem Ort der Erstentdeckung verknüpft: Tansanit aus Tansania, Annabergit aus Annaberg im Erzgebirge. Rhönit aus der Rhön oder Hermanover Kugeln, ein Mineralgemenge, das im Südosten der Tschechischen Republik vorkommt.



Anthophyllit-Phlogopit-Knollen aus Hermanov

Der Name Hermanover Kugel ist eine Anspielung an die Typlokalität – den Ort, an dem das Mineral zum ersten Mal entdeckt wurde – sowie die Gestalt des Mineralaggregats.

Namenspate der Hermanover Kugeln ist die Gemeinde Hermanov u Krizanova, die etwa 170 km südöstlich von der tschechischen Hauptstadt Prag entfernt ist.
Eine der ältesten Beschreibungen in der mineralogischen Literatur zum Thema Hermanova Kugeln findet sich bei Victor Leopold von Zepharovic (1830 bis 1890). Dem Mineralogen zufolge kommen die Kugeln und Knollen "häufig auf einem sumpfigen Wiesengrunde" bei Hermanov bzw. damals noch Hermanschlag vor. Teilweise werden die Kugeln auch als Glimmerkugel bezeichnet, da Glimmer ein wesentlicher Bestandteil des Mineralgemenges ist.


Merkmale von Hermanover Kugeln

Der Mineraloge Konstantin von Chrustschoff (1852 bis 1912) bezeichnete die Hermanover Kugeln im Jahr 1894 als "sphäroidale Bildungen", nannte sie aber auch "merkwürdiger Glimmerschiefer von Hermannsschlag".

Tatsächlich trifft es Chrustschoff mit seiner Beschreibung der Kugeln genau, da die Hermanover Kugeln als ein kugel- oder knollenförmiges Gemenge von etwa einem bis drei Zentimeter Durchmesser mit einem „Kern“ von dunkelgrauem schimmernden Phlogopit/Glimmervarietät, der von hellerem silbrig-glänzendem Anthophyllit umgeben ist, definiert werden.
Etwas detaillierter fällt die Erläuterung der "kugelartigen Konkretionen" bei Chrustschoff aus: die "innere Zone besteht aus concentrischen, wie die Schaalen einer Zwiebel angeordneten Glimmerhüllen, die äusseren daggen aus radial gestellten Glimmerlamellen".

Heutzutage gilt als gesichert, dass es sich bei den äußeren "Glimmerlamellen" allerdings nicht um Glimmer handelt, sondern um Anthophyllit, der wiederum ein Mineral ist, das zur Gruppe der Amphibole zählt, und sich durch eine weiße, hellbraune, gelbe bis graue Farbe auszeichnet.

Farblich heben sich die Anthophyllit-Kristalle der Hermanover Kugeln deutlich vom dunkleren Phlogopit-Kern ab, den der Anthophyllit radialstrahlig umgibt. Gustav Adolf Kenngott (1818 bis 1897; Mineraloge) sprach 1874 von "Strahlsteinnadeln" von "graulich- bis gelblichgrüner" Farbe, während die Anthophyllit-Linse "licht- oder dunkeltombackbraun" ist (Kolenati, 1854).

Teilweise enthalten Hermanover-Kugeln auch feine Lagen von Chlorit, der sich wie ein grüner Ring um den Phlogopit legt.

Die Besonderheit der Hermanover Kugeln zeigt sich häufig erst beim Öffnen. Geschlossen sind die runden, eiförmigen bis elliptischen Kugeln unscheinbar, vor allem wenn die Hermanover Kugeln von einer Verwitterungskruste überzogen sind. Die Größe der Hermanova-Kugeln variiert; so wurden Exemplare gefunden, deren Durchmesser nur 2 bis 3 cm beträgt, während andere einen Durchmesser von 10 cm oder mehr aufweisen.

Die im Zuge der Regionalmetamorphose entstandenen Hermanover-Kugeln sind im Mineralienhandel eine Seltenheit und werden nur selten angeboten.


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Quellen:


Letzte Aktualisierung: 29. April 2024



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