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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 24.04.2024


Trilobiten

Trilobiten - Entstehung und Herkunft

englisch: trilobite | französisch: trilobita


Trilobiten
Trilobiten (Quelle: Die Gartenlaube 1906; Illustration Heinrich Harder)

Von Trilobiten, Käfermuscheln und seltsamen Fossilien

Als die ersten Trilobiten gefunden wurden, steckte die Paläontologie noch in den Kinderschuhen. Die Kenntnis der einzelnen Fossilien entsprach noch nicht dem heutigem Wissensstand. Jedes Jahr wurden neue, bis dato unbekannte Fossilien entdeckt.

Eine der ältesten Beschreibungen von Trilobiten stammt aus der Feder von Magnus Bromell (1679 bis 1731). 1729 berichtet der Mineraloge von einem „Saxum flaeridum nigrum spoliis insectorum majorum vaginipennium refertum“ - ein schwarzer aufgeblähter Stein, der eine große Menge an Insekten in sich trägt.

Schon bald darauf wurde das versteinerte Insekt „mit hohen hornartigen Flügeldecken“ (Walch, 1771; „lapidem insectiferum, insectum vaginipenne“) als Käfermuschel in der Literatur vorgestellt.
Als Beweis, dass es sich um eine Muschel handle, führte der Mineraloge Johann Georg Lenz (1748 bis 1832) die „langen zweyschaaligen Muscheln“ an. Erst Jahre später wurde widerlegt, dass Trilobiten nicht zu den Conchylien bzw. Weichtiere oder Muscheln zählen.
Tatsächlich wurden Trilobiten anfangs zu den Muscheln gezählt, da zunächst nur Fragmente, vorrangig vom Hinterteil oder Schwanzstück, oder aber die Oberschale, gefunden wurden.
Der Mineralogie Johan Gottschalk Wallerius (1709 bis 1785) beschäftigte sich 1783 ebenfalls mit dem mysteriösen Fossil und zitierte den Naturforscher Carl von Linné, der überlegte, ob das Fossil „vielleicht nur ein in der tiefsten See lebendes und dem Schildfloh nahe verwandten Insekts, welches gleichsam ein Mittelding zwischen Krebs, Schildfloh und Assel sei“.

Kurzum: die Gelehrten der Vergangenheit wussten lange Zeit nicht, wie Trilobiten einzuordnen sind. Die gefundenen Bruchstücke erschwerten die Bestimmung bzw. Identifizierung zusätzlich, sodass Trilobiten unzählige Namen hatten.
Johann Christian Schreber (1739 bis 1816, Naturforscher) nannte Trilobiten 1776 ein „sonderbares Seegeschöpf“. Carl von Linné (1707 bis 1778) sprach von einem „entomolithus paradoxus“ - einem widersprüchlichen versteinerten Insekt „wegen seiner sonderbaren Gestalt“ (Walch, 1771). Der Geologe Johann Ernst Immanuel Walch (1725 bis 1778) nennt aber auch Namen, bei denen sich der Name Trilobit bereits abzeichnet: u.a. „Conchites trilobus“ von Woltersdorf und „pectunculites trilobus imbricalus“ bei Herrmann.

Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte Walch unter dem Titel „Von den Trilobiten im Reiche der Versteinerungen, oder von den sogenannten Concha triloba rugosa“ im Jahr 1771 und führte gleichzeitig auch den Namen Trilobit ein, nachdem er vollständig erhaltene Exemplare von Trilobiten gesehen hatte.

Der Name Trilobit wiederum steht in direktem Zusammenhang mit dem Körperbau von Trilobiten.
Trilobiten bestehen immer aus drei sogenannten Lappen (lat: lobus). Der zentrale Lappen heißt Rhachis oder Spindellobus, während die beiden seitlichen Lappen jeweils Pleurallobus heißen. Diese drei Loben sind namensgebend für die Trilobiten (tri = drei, lobus = Lappen, Trilobit = Dreilapper).

„Die drey Lobi des Rückens und Schwanzes sind das, wodurch dieses Geschöpf von allen anderen characterisirt“ wird.
Johann Ernst Immanuel Walch, 1771


Was sind Trilobiten?

Trilobiten sind eine ausgestorbene Tierklasse, die vermutlich mehr als 15.000 Arten und mehr als 150 unterschiedliche Familien umfasste. Sie waren ausschließlich Meeresbewohner und gehörten zum Stamm der Gliederfüßer.
Trilobiten verfügten über ein gepanzertes Außenskelett und haben sich in den 250 Millionen Jahren ihres Daseins zu teils spezialisierten Arten weiterentwickelt.

Trilobiten aus dem Silur
verschiedene Trilobiten der Art Sao hirsuta (einer Art aus dem Silur)

  • Lebensweise: oft auf dem Meeresboden, einige schwammen aber auch im freien Wasser, selten sogar teilweise landlebend
  • Ernährung: Filtrierer, Aasfresser, teils aber auch Raubtiere
  • Länge: bis zu 70 Zentimetern, einige waren mit 6 bis 10 mm Länge aber auch auffallend klein
  • Augen: wenn vorhanden, dann Facettenaugen

Johan Ernst Immanuel Walch beschrieb Trilobiten einst als eine "Creatur, die einen meist spinnenähnlichen Kopf, einen in drey lobos getheilten, und wie ein Krebsschwanz mit schaligen Ringen besetzten Rücken, und eine Schwanzklappe hatte, die gleichfalls in drey lobos angetheilet war".
Walch führt in seinen Beschreibung weiter aus, dass der Kopf von Trilobiten halbmondförmig ist, während der Rumpft ein "längliches Oval" darstellt. Johann Christian Schreber geht noch mehr ins Detail und beobachtete, dass Trilobiten über eine "schmale Stirn, nierenförmige Backen und breite Nase" verfügen.
Dass anfangs vermutet wurde, dass Trilobiten auch Insekten sein könnten, liegt nicht zuletzt an den Exemplaren, be denen die Augen erhalten geblieben sind. Diese stellen Walch zufolge "cylindrische Erhöhungen dar, die wie lange Ohren oder Hörner aussehen".


Versteinerter Trilobit

Warum starben Trilobiten aus?

Trilobiten haben eine bemerkenswert lange Zeit auf der Erde verweilt und sind so manch großem Artensterben entronnen. Letztlich wurde ihr Aussterben jedoch im Perm besiegelt. Diese Zeit war eines der größten Massenaussterben auf der Erde und ist heute als Perm-Trias-Event bekannt. Mit ziemlicher Sicherheit waren Vulkanausbrüche epischen Ausmaßes dafür verantwortlich, die Erde in eine sprichwörtliche apokalyptische Welt zu verwandeln.

Dieser Vulkanismus, den man heute noch im Sibirischen Trapp beobachten kann, sorgte für einen abrupten Klimawandel und brachte chemische Veränderungen in den Meeren sowie in der Atmosphäre mit sich. Die Trilobiten, die in den 100 Millionen Jahren zuvor schon deutlich an Artenvielfalt und Häufigkeit verloren hatten und nicht als Gewinner der Evolution galten, starben folglich aus.

Wo finden wir heute Trilobiten?

Fossile Trilobiten findet man heute auf vielen Kontinenten und zwar meist dort, wo es versteinerte Reste alter Ozeane oder Meere gibt. Hier kommen vor allem Tonstein oder Tonschiefer als Muttergestein der Trilobiten in Betracht.
Diese entstehen häufig, wenn Schlammschichten unter der Auflast weiterer Sedimente mitsamt der luftdicht, vor der Zersetzung konservierten einstigen Lebewesen und Pflanzen über einen längeren Zeitraum versteinern. Genau in diesen Schlammschichten finden sich Reste jener Tiere und natürlich auch Trilobiten, die wir heute als Fossilien bestaunen können.

Trilobiten sind recht häufig und an vielen Orten in der Welt zu finden. Das liegt einerseits daran, dass sie über einen Zeitraum von etwa 250 Millionen Jahre auf der Erde waren. Andererseits weil sie sich als Meeresbewohner auf dem Meeresgrund aufgehalten haben und so einfach im Schlamm versunken sind, als sie starben.

Ein besonders beachtenswerter Fundort sind die Mount Stephen trilobete beds an der Westflanke des Mount Stephen in den Rocky Mountains. Dort finden sich im anstehenden Tongestein zahlreiche versteinerte Trilobiten der Gattung Ogygopsis – einer Leitgattung, die im Kambrium lebte.
Eine andere Trilobitengattung, die Acanthopyge, findet man dagegen vor allem im in der sogenannten Marakib-Formationen, die sich bei Alnif in Marokko liegt. Diese Trilobiten lebten vor allem im Devon, also vor etwa 400 bis 350 Milliionen Jahren.

Aber auch in Deutschland gibt es wichtige Fundorte. Der bekannteste Fundort dürfte Gees in der Eifel sein – auch bekannt als Trilobitenfelder von Gees. Dort gibt es vor allem Trilobiten der Gattungen Scutellum und Phacops, die zwischen den Zeitaltern Ordovizium und Devon gelebt haben. Graben darf man dort heute allerdings nicht mehr, da Fossiliensammler in der Vergangenheit ein regelrechtes Schlachtfeld hinterlassen haben und dieses Gebiet heute ein Naturschutzgebiet ist.

Weitere Trilobit-Vorkommen in Mitteleuropa sind der Harz, das Rheinische Schiefergebirge oder die Karnischen Alpen, wo jüngere Trilobiten aus dem Karbon (ca. 300 Millionen Jahre vor heute) gefunden wurden.


Die Bedeutung von Trilobiten für die Wissenschaft

Trilobiten zählen mit zu den häufigsten Fossilien, die sich heute finden oder sammeln lassen. In der Paläontologie gelten Trilobiten überdies als wichtige Leitfossilien, sodass Funde von Trilobiten in Gesteinen eine grobe zeitliche Einordnung des Alters und der Entstehung von entsprechenden trilobithaltigen Gesteinen ermöglichen. Trilobiten kamen besonders häufig im Kambrium (vor etwa 500 Millionen Jahre) vor und starben schließlich im Perm (vor etwa 250 Millionen Jahre) aus.


Mehr zum Thema Fossilien


Quellen:
⇒ Bromell, M. (1729): Acta Literaria Sveciae
ACTA LITERARIA SVECIAE ⇒ Walch, J. E. I. (1771): Von den Trilobiten im Reiche der Versteinerung, oder von der sogenannten Concha triloba rugosa. IN: Die Naturgeschichte der Versteinerungen. Zur Erläuterung der Knorrischen Sammlung von Merkwürdigkeiten der Natur
⇒ Kinsky, F.-J. (1775): Über einige mineralogische und lithologische Merkwürdigkeiten. IN: Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen, zur Aufnahme der Mathematik, der vaterländischen Geschichte, und der Naturgeschichte
⇒ Schreber, J. C. (1776): Lithologische Beobachtungen. IN: Der Naturforscher
⇒ Schröter, J. S. (1780): Käfermuschel. IN: Lithologisches Real-und Verballexikon, in welchem nicht nur die Synonymien der deutschen, lateinischen, französischen und holländischen Sprachen angeführt und erläutert, sondern auch alle Steine und Versteinerungen ausführlich beschrieben werden
⇒ Wallerius, J. G. (1783): Insektenversteinerungen. IN: Mineralsystem, worin die Fossilien nach Klassen, Abtheilungen, Gattungen, Arten und Spielarten angeordnet, beschrieben und durch Beobachtungen, Versuche und Abbildungen erläutert werden
⇒ Lenz, J. G. (1794): Die Käfermuschel, Monocler, Cakadu, Cochitae trilobi, Trilobiten. IN: Versuch einer vollständigen Anleitung zur Kenntniss der Mineralien
⇒ Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften (1794): Käfermuschel
⇒ Leunis, J. (1853): Die Trilobiten. IN: Schul-Naturgeschichte. Eine analytische Darstellung der drei Naturreiche, zum Selbstbestimmen der Naturkörper, mit vorzüglicher Berücksichtigung der nützlichen und schädlichen Naturkörper Deutschlands ; zum Gebrauche für höhere Lehranstalten. Oryktognosie und Geognosie
⇒ Bölsche, W. (1906): Die Schöpfungstage. IN: Die Gartenlaube
⇒ Rudolph, F. (2018): Welche Fossilien sind das?
⇒ Oschmann, W. (2018): Leben der Vorzeit. Grundlagen der Allgemeinen und Speziellen Paläontologie

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