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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 24.04.2024


Tambia spiralis

Tambia spiralis - Entstehung und Herkunft

englisch: tambia spiralis


Fossil des Jahres 2024

Das spiralförmige Spurenfossil von Tambach-Dietharz

Im Jahr 1969 berichtete der Paläontologe und Geologe Arno Herrmann Müller (1916 bis 2004) erstmals von der Entdeckung eines bis dato unbekannten Fossils, das in den Steinbrüchen am Bromacker bei Tambach-Dietharz in Thüringen gefunden wurde.
Seine Erkenntnisse und den Namen des Fossils veröffentlichte er unter dem Titel „Über ein neues Ichnogenus (Tambia n. g.) und andere Problematica aus dem Rotliegenden (Unterperm) von Thüringen.“

Den Namen Tambia spiralis wählte Müller sowohl in Anspielung an den Fundort in Tambach-Dietharz als auch wegen der Erscheinung des Fossils: ein spiralförmig in sich gewundener Abdruck.


Merkmale von Tambia spiralis

Tambia spiralis zählt in der Paläontologie zu den sogenannten Spurenfossilien; im Konkreten Ichnotaxa, Spurenfossilien von Organismen. Fossilien, von denen nur ein Abdruck für Nachwelt erhalten geblieben ist. In der historischen Literatur wurden Spurenfossilien auch unter dem Eintrag Spurenstein oder „Reduitegrata“ erwähnt. Der Paläontologe Johann Samuel Schröter (1734 bis 1808) definierte selbige als ein Relikt, das „von dem ehemaligen Körper gar nichts außer seinen Abdruck“ liefert.

Typisch für Tambia spiralis sind kreisrunde oder halbkreisförmige wie Wirbel wirkende Strukturen. Möglich sind aber auch in die Länge gestreckte Formen mit parallel verlaufenden Furchen. Die Größe der Abdrücke von Tambia spiralis variiert und beträgt wenige Zentimeter. Als Spurenfossil unterscheiden sich die Abdrücke von Tambia spiralis im Muttergestein Sandstein nicht.


Entstehung und Verbreitung von Tambia spiralis

Bislang wurde Tambia spiralis nur in den Sandsteinschichten von Bromacker beschrieben, wobei der Fundort gleichzeitig auch Ort der Entstehung des Fossils ist. Das Alter der Tambia spiralis-haltigen Sandsteinschichten wird auf das Unterperm (298,9 bis 272,3 Mio. Jahre) datiert.

Von welchem Lebewesen Tambia spiralis stammt, ist immer noch ungeklärt. Seit den ersten Funden steht die Wissenschaft vor einem Rätsel, auch wenn in den letzten Jahrzehnten verschiedene Hypothesen aufgestellt wurden.
Müller selbst war der Meinung, Tambia spiralis ist ein Grabgang eines wurmähnlichen Lebewesens, das durch die Öffnung in der Mitte des Strudels seine Nahrung einsog.
Sein Kollege Adolf Seilacher (1925 bis 2014) hingegen sah in dem spiralförmigen Wirbel einen Einsturztrichter eines unterirdischen Hohlraums.
Am plausibelsten gilt in der Paläontologie die Annahme, dass es sich bei Tambia spiralis um eine Weidespur handelt, d.h.: vorzeitliche Lebewesen haben vor Ort Sedimente und Pflanzen gegessen und durch die Bewegung der Nahrung Spuren hinterlassen.

Dass die Spuren erhalten geblieben sind, wird mit dem schlammigen Untergrund zum Zeitpunkt der Entstehung begründet. Die für Tambia spiralis markanten Vertiefungen härteten zunächst aus und wurden zu einem späteren Zeitpunkt mit Sedimenten verfüllt und überlagert, in den der Ausguss wiederum konserviert wurde.


Bedeutung von Tambia spiralis

Wie alle Fossilien ist auch Tambia spiralis für die Wissenschaften von besonderem Interesse, da anhand von Fossilienfunden die Entwicklung des Lebens auf der Erde rekonstruiert werden kann.


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Quellen:

Mineralien-Steckbriefe