Longido-Rubin
Longido-Rubin - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: longido ruby
Longido-Rubin – Rubin aus Tansania
Der Name Longido-Rubin steht für die Typlokalität, d.h., der Ort, an dem der rote Edelstein erstmals entdeckt wurde und auch heute noch gefunden wird. Der Distrikt Longido wiederum liegt in der Region Arusha im Norden von Tansania.
Die ersten Rubine in Longido wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckt und seit 1924 gewerbsmäßig abgebaut, bis der 1971 in den Minen von Longido zunächst die Lichter ausgingen. Im Jahr 1988 wurde der Betrieb erneut aufgenommen, der nicht zuletzt so erfolgreich war, weil 2017 weitere vielversprechende Fundstellen erschlossen wurden.
Eigenschaften von Longido-Rubin
Das Mineral Rubin wird in der Mineralogie als der rote Vertreter der Korundgruppe definiert, die außerdem noch von den Mineralien Saphir und Leukosaphir repräsentiert wird. Mit der chemischen Zusammensetzung Al2O3 zählt Rubin zur Mineralklasse der Oxide.
Die typische Farbe von Rubin ist rot – in unterschiedlichen Tonhöhen, Intensitäten und Untertönen. Neben reinroten Steinen kann Rubinrot auch einen Stich ins Blaue, Braune oder Violette aufweisen.
Die Farbe von Longido-Rubin variiert zwischen einem kräftigen Rot, das teilweise ins Violette geht und braunstichigen Rottönen. Untersuchungen von Kongsomart et al. haben dabei Chrom als Erklärung für die Farbe der Rubine ergeben.
Zudem hat das Studium der Longido-Rubine über die vergangenen Jahrzehnte hinweg gezeigt, dass die Farbe im Zusammenhang mit der Farbintensität des Mineralgemenges steht, in welchem der Rubin eingewachsen ist. Tatsächlich kommen Longido-Rubine vorrangig als Einschluss in grünem Zoisit vor, auch bekannt als Rubin-Zoisit oder Anyolith. Ist die Grundfarbe des Zoisits eher hell, ist das Rot der Rubine strahlend und intensiv, während dunklerer Zoisit Rubin mit bräunlichen Untertönen enthält.
Die Strichfarbe von Longido-Rubin ist weiß: wird Rubin über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen, erscheint ein weißer, pulverisierter Abrieb.
Longido-Rubin kristallisiert dem trigonalen Kristallsystem folgend und zeigt sich im Anyolith häufig als hexagonaler Kristall – sechseckig wie eine Bienenwabe, aber auch rundlich, tönnchenförmig oder als großflächig roter Bereich. Einzelne Kristalle sind dahingegen vergleichsweise klein, ca. fünf Millimeter.
Die Transparenz der Longido-Rubine ist größtenteils durchscheinend bis undurchsichtig; kristallklare Steine sind weitaus seltener zu finden. Der Grund für die Trübung der Reinheit: plättchenartige oder nadelförmige Einschlüsse von Fremdmineralien, wobei Glimmer, Feldspat und Amphibole identifiziert wurden.
Der Glanz der Rubine aus Tansania reicht von glas- bis diamantartig, die Spaltbarkeit ist nicht vorhanden, der Bruch ist muschelig-spröde.
Dass Rubine den Titel Edelstein verdient tragen, ist nicht nur der Schönheit und Seltenheit der Steine zu verdanken, auch die Härte der Kristalle spielt in diese Bewertung mit ein. Auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs nehmen Longido-Rubine den Platz 9 ein; lediglich Diamanten sind noch härter.
Entstehung und Verbreitung von Longido-Rubin
Longido-Rubine werden in den Minen von Mundarara abgebaut, die in eine Tiefe von bis zu 200 m unter die Erdoberfläche getrieben wurde, da die Prospektion der Gegend ergeben hatte, dass sich die Rubinvorkommen von Longido auf ein Band mit einer Mächtigkeit von 50 cm bis zu einem Meter auf eine Länge von 500 bis 600 m erstrecken (Dirlarn et al. 1992).
Das Reichtum an Rubinen in Longido ist der geologischen Vergangenheit vor Ort zu verdanken. Im Laufe von Jahrmillionen wurde der Norden von Tansania mehrfach im Zuge der Kontakt- wie auch Regionalmetamorphose geprägt. Bereits bestehende Gesteine und dieselbigen aufbauenden Mineralien wurden infolge der Temperaturbelastungen und Zufuhr von neuen chemischen Agentien zerstört, verändert und neu gebildet, sodass neben Rubin auch Albit, Diaspor, Phlogopit und Pargasit in Longido vorkommen.
Bedeutung und Verwendung von Longido-Rubin
1992 wurde Dirlarn et al. Zufolge monatlich eine Tonne Rubin-Zoisit abgebaut, auf die etwa 80 Karat (= 60 Gramm) Rubine fielen. Der Abbau lohnte sich trotzdem, da die Farbe als besonders schön und kräftig bewertet wurde, lediglich der Reinheit wird durch vorsichtiges Erhitzen, das sogenannte Brennen, nachgeholfen.
Da das Gros der Kristalle recht klein ist und mit dem Schliff einiges an Material verloren geht, beträgt das Gewicht geschliffener, sehr reiner und durchsichtiger Longido-Rubine nur selten mehr als 1 Karat. Diese Steine finden vor allem in der Schmuckverarbeitung Verwendung. Größere Steine von undurchsichtigem Charakter werden vorzugsweise mit Glattschliffen, z.B. Cabochon, versehen, um die Farbe in den Vordergrund zu stellen. Als Wertanlage sind Longido-Rubine weniger von Interesse, da die Größe geschliffener Steine nur selten die dafür empfohlene Untergrenze von vier Karat erreicht und Longido-Rubine hinsichtlich der Reinheit mit Rubinen anderer Vorkommen konkurriert.
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Quellen:
- Dirlarn, D. M., Misiorowski, E. B., Tozer, R., Stark, K. B. und Bassett, A. M. (1992): Gem Wealth of Tanzania. IN: GEMS & GEMOLOGY, Summer 1992
- Rankin, A. H., Greenwood, J. und Hargreaves, D. (2003): Chemical fingerprinting of some East African gem rubies by Laser Ablation ICP-MS . IN: The Journal of Gemmology, Volume 28 No 8
- Pardieu, V. und Vertriest, W. (2016): Update on Colored Gemstone Mining in Tanzania. IN: GEMS & GEMOLOGY, Fall 2016
- Kongsomart, B., Vertriest, W. und Weeramonkhonlert, V. (2017): Preliminary observations on facet-grade ruby from Longido, Tanzania. IN: GEMS & GEMOLOGY, Winter 2017
- Leelawatanasuk, T., Susawee, N. und Bupparenoo, P. (2018): Characteristics of Faceted-Quality Ruby from Longido, Tanzania. IN: Bulletin of Earth Sciences of Thailand
- www.mineralienaltas.de - Longido