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Karminit

Karminit - Kristalle
Karminit ist ein sekundäres und arsenhaltiges Bleimineral (Fundort: Kamariza / Laurion (Griechenland); Bildbreite: 3,5 mm)

Karminit - Ein farbintensives Bleiarsenat

Die Erstbeschreibung des Minerals Karminit erfolgte 1850 durch Fridolin von Sandberger. In seiner Publikation Carminspath, ein neues Mineral aus der Ordnung der Arseniate stellte er es nach Funden in der Grube Louise nahe Bürdenbach im Westerwald vor. Sechs Jahre später präzisierte er 1858 sowohl den deutschen Namen und veröffentlichte analysierte Daten zur chemischen Zusammensetzung von Proben aus dieser Fundstelle.

Optisch ist das Sekundärmineral vor allem bei Mineraliensammlern begehrt. Die tiefe kaminrote Farbe, die oftmals durch büscheligen bis nadeligen Kristallen repräsentiert wird, ist vor allem bei Micromountern begehrt. Es entsteht als Verwitterungsprodukt arsenhaltiger Bleierz-Minerale in der Oxidationszone und tritt häufig in Paragenese mit Beudantit, Skorodit, Mimetesit, Cerussit und Wulfenit auf.

Eigenschaften von Karminit

Mit der chemischen Zusammensetzung PbFe3+2(AsO4)2(OH)2 zählt Karminit zur Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate, genauer zur Untergruppe der Arsenate mit zusätzlichen Hydroxidionen und einem hohen Bleianteil.

Karminit fällt durch seine charakteristische Farbe auf: ein kräftiges, tiefes Karminrot bis Ziegelrot, das auch namensgebend für das Mineral war. In dünnen Nadeln oder Blättchen erscheint es oft durchscheinend mit leichtem Farbstich ins Orange- oder Rostrote. Die Strichfarbe ist dagegen deutlich matter - sie reicht von hellrot bis orangebraun.

Karminit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und bildet typischerweise nadelige, faserige oder blättrige Kristalle, die zu radialstrahligen Aggregaten oder rosettenartigen Gruppen verwachsen sein können. Häufig zeigen sich auch krustige Überzüge auf Erzresten oder Hohlraumfüllungen. Aufgrund dieser Ausbildung wird Karminit gelegentlich mit ähnlichen Sekundärmineralen wie Beudantit, Strashimirit oder sogar Erythrin verwechselt, unterscheidet sich jedoch durch Farbe, Glanz und Kristallform.

Der Glanz von Karminit kann als glasartig bis seidig beschrieben werden, bei durchscheinender Transparenz. Die Spaltbarkeit ist undeutlich, der Bruch uneben bis spröde. Karminit zeigt zudem einen auffälligen Pleochroismus, d.h. die Farbe verändert sich je nach Blickrichtung zwischen karminrot, rotbraun und orange.

Mit einer Mohshärte von etwa 3,5 gehört Karminit zu den eher weichen Mineralen. Es ist damit ähnlich hart wie Calcit. Die gemessene Dichte beträgt etwa 5,03 bis 5,18 g/cm³, was auf den relativ hohen Bleianteil zurückzuführen ist. Der Glanz, die auffällige Farbe und die spezifische Kristallform machen Karminit zu einem gesuchten Sammlermineral, das allerdings meist nur in kleinen Kristallen vorkommt.


Tab. 1: Die Eigenschaften von Karminit
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung PbFe3+2(AsO4)2(OH)2
Mineralklasse Phosphate, Arsenate und Vanadate
Kristallsystem
  • orthorhombisch
  • nadelig, blättrig oder faserig
  • meist mikroskopisch kleine Kristalle
  • radialstrahlige, rosettenartige Aggregate
Farbe karminrot, ziegelrot, rotbraun
Strichfarbe hellrot bis orangebraun
Glanz glasartig bis seidig
Transparenz durchscheinend
Bruch uneben bis spröde
Spaltbarkeit undeutlich
Mohshärte etwa 3,5
Dichte 5,03 bis 5,18 g/cm³

Entstehung und Verbreitung von Karminit

Karminit ist ein typisches Sekundärmineral, das sich in der Oxidationszone arsen- und bleihaltiger Sulfiderzlagerstätten bildet. Es entsteht durch Verwitterungsprozesse, bei dem primäre Minerale wie Arsenopyrit, Galenit (Bleiglanz) oder Siderit unter dem Einfluss von Sauerstoff und Wasser chemisch umgewandelt werden. Dabei kristallisiert Karminit bevorzugt unter schwach sauren bis neutralen Bedingungen und ist ein erzmineralogischer Hinweis auf arsenreiche Zonen innerhalb von Blei-Lagerstätten.

Paragenesen: Zu den häufigsten Begleitmineralen gehören vor allem Beudantit, Skorodit, Mimetesit, Cerussit, Wulfenit, Pharmakosiderit, Anglesit und Pyromorphit.

Karminit zählt zu den seltenen Mineralen, von denen weltweit nur eine begrenzte Zahl an Fundorten dokumentiert ist. Die Typlokalität ist die Grube Louise im Westerwald (Deutschland). Weitere bestätigte Fundorte finden sich u.a. in Portugal (Mina Grande bei Gois), Spanien (Mina San Nicolas), Griechenland (Laurion Minen, v.a. Kamariza), Namibia, Mexiko, Australien (Broken Hill), sowie in verschiedenen Regionen der USA (v.a. Kalifornien, Utah, Nevada).

Karminit - Grube Clara
Karminit aus der Grube Clara; (Micromount; Bildbreite: 2,0 mm)

In Deutschland gibt es heute die meisten dokumentierten Fundorte. Bekannte Fundorte sind z.B. noch die Grube Clara im Schwarzwald, im Erzgebirge (Marienberg, Dippoldiswalde), in einigen Orten Nordrhein-Westfalen (Grube Castor, Grube Wildermann) sowie vereinzelt im Harz (Straßberg, Harzgerode).

Bedeutung und Verwendung von Karminit

Aufgrund seiner Seltenheit und der meist mikroskopisch kleinen Kristalle spielt Karminit wirtschaftlich keine Rolle als Erzmineral. Weder das enthaltene Blei noch das Eisen oder Arsen werden aus Karminit gewonnen. Auch eine technische Nutzung, z.B. als Pigment, ist nicht bekannt und wäre wegen der Giftigkeit des Arsenanteils kaum praktikabel.

Seine Bedeutung liegt daher vor allem im wissenschaftlichen und sammlerischen Bereich. In der Mineralogie dient Karminit als Indikatormineral für oxidische Umwandlungsprozesse in arsen- und bleihaltigen Lagerstätten und ist von besonderem Interesse für die Erforschung der Paragenese in sekundären Erzbildungen.

Für Mineraliensammler ist Karminit aufgrund seiner auffälligen Farbe und seines seltenen Vorkommens ein begehrtes Sammlungsstück. Besonders gefragt sind gut ausgebildete, tiefrot glänzende Kristallgruppen auf kontrastreichen Matrixgesteinen, wie sie gelegentlich aus Portugal, Spanien oder Namibia stammen. Solche Stücke erzielen auf Mineralienbörsen oder im Fachhandel vergleichsweise hohe Preise, sofern Größe, Farbe und Kristallform den Ansprüchen genügen.

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Autor: (steine-und-minerale.de)

Letzte Aktualisierung: 17.10.2025

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