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Edelsteine auf der Blockchain - Wie digitale Technik Transparenz in den Edelsteinhandel bringt



Von Saphiren aus der Auvergne bis hin zu afrikanischen Diamanten: Die Herkunft edler Steine war jahrzehntelang schwer nachvollziehbar. Die Blockchain-Technologie verspricht, das zu ändern. Doch was steckt wirklich hinter dem Trend, Edelsteine digital zu zertifizieren? Und was bedeutet das für Käuferinnen und Käufer, den Handel und die gesamte Branche?



Eine Branche im Wandel

Wer Edelsteine kauft – sei es als Schmuck oder als Anlageobjekt, vertraut auf Angaben wie „natürlich“, „unbehandelt“ und „aus ethischer Quelle“. Doch wie sicher sind diese Aussagen tatsächlich?

In der Vergangenheit war die Edelsteinbranche oft von Intransparenz geprägt. Viele Steine wechseln auf dem Weg vom Fundort bis zur Schmuckvitrine oder zum Tresor mehrfach den Besitzer, reisen über Kontinente, werden geschliffen, behandelt, neu etikettiert. Dabei kam es nicht selten zu Fälschungen, fragwürdigen Herkunftsangaben oder zur Vermischung von „sauberen“ mit sogenannten Konfliktsteinen aus Bürgerkriegsregionen.


Blockchain als digitales Kassenbuch

Hier kommt die Idee der Blockchain-Technologie ins Spiel. Ursprünglich bekannt geworden durch Kryptowährungen wie Bitcoin, bietet Blockchain genau das, was der Edelsteinhandel braucht: eine dezentrale, unveränderliche Datenbank, in der jede Transaktion dauerhaft gespeichert wird. Was einmal eingetragen ist, kann nicht mehr gelöscht oder gefälscht werden.

Als spezielle Form einer verteilten Datenbank speichert eine Blockchain Informationen nicht an einem einzigen Ort, sondern über viele IT-basierte Knotenpunkte in einem Netzwerk hinweg. Der Name „Blockchain“ stammt daher, dass die Daten in sogenannten Blöcken gespeichert und kryptographisch miteinander verkettet werden. Jeder neue Block enthält einen Verweis auf den vorherigen; so entsteht eine chronologische, nachträglich nicht veränderbare Kette.

Im Kontext des Edelsteinhandels lässt sich mit dieser Technologie dokumentieren, wo ein Stein gefunden wurde, wann und wo er geschliffen wurde, welche Laborergebnisse vorliegen und wer ihn gehandelt oder besessen hat. Jeder Schritt wird als digitaler Fußabdruck dauerhaft gespeichert und ist über einen QR-Code oder eine Online-Plattform abrufbar.


blockchain edelsteine
Fiktives Blockchain-Zertifikat

Vom Rohstein zur digitalen Identität

Damit ein Edelstein auf der Blockchain erfasst werden kann, benötigt er eine eindeutige digitale Identität. Das kann eine eingravierte Seriennummer (z.B. als QR-Code via Laser an nicht sofort sichtbaren Stellen am Stein), ein begleitendes Laborzertifikat oder – bei besonders wertvollen Stücken – ein Mikrochip (RFID/NFC) oder 3D-Scan sein. Dieser Identifikator wird dauerhaft mit dem Blockchain-Eintrag verknüpft.
Typischerweise enthält der digitale Eintrag folgende Daten:

So wird jede Station des Edelsteins dokumentiert: vom Abbau über die Bearbeitung in Edelsteinschleifereien, Untersuchungen in gemmologischen Laboren, Zertifizierungsstellen und den Handel bis hin zum Verkauf. Es entsteht ein lückenloser Herkunftsnachweis, der z.B. zeigt, ob ein Saphir tatsächlich aus der Auvergne stammt oder ein Diamant aus einem konfliktfreien Gebiet.

Ein großer Vorteil: Blockchains versprechen Fälschungssicherheit. Die einmal gespeicherten Daten können nicht mehr manipuliert werden – im Gegensatz zu Papierzertifikaten. Auch digitale Echtheitszertifikate lassen sich fälschungssicher in der Blockchain hinterlegen.

Für die Käuferinnen und Käufer bedeuten Blockchains mehr Sicherheit hinsichtlich der Echtheit und Herkunft der Steine und die Möglichkeit, über einen QR-Code die gesamte Reise des Edelsteins transparent und wahrheitsgemäß nachzuvollziehen. Die Daten sind meist über etablierte Systeme wie Ethereum, Hyperledger oder IPFS dauerhaft abrufbar.


Tab. 1: Blockchain-Projekte verschiedener Unternehmen
UnternehmenBeschreibung
Everledger Blockchain-basierte Plattform für Diamanten, Edelsteine und Kunstgegenstände
Tracr (De Beers) Rückverfolgbarkeit von Diamanten entlang der Lieferkette mit Blockchain
Gübelin Gem Lab „Provenance Proof Blockchain“ für farbige Edelsteine, u. a. Smaragde
Chroma (The Moyo Gems Project) Unterstützt Kleinbergbau und Rückverfolgbarkeit bei farbigen Edelsteinen


Die Geschichte der Blockchain-Edelsteine

Als Pionierin im Bereich der Blockchain-Zertifizierung von Edelsteinen gilt die australische Unternehmerin Leanne Kemp. Sie gründete 2015 das Unternehmen Everledger, das als erstes Blockchain-basierte Herkunftszertifikate für Diamanten auf den Weg brachte. Ihr Ziel war es, die oft intransparenten Lieferketten der Luxusgüterindustrie mithilfe moderner Technologie nachvollziehbar und fälschungssicher zu machen.

Kurz darauf folgte De Beers, der größte Diamantenproduzent der Welt, mit der Plattform Tracr. Diese ermöglicht es Partnern, ihre Diamanten entlang der gesamten Lieferkette zu verfolgen.

Auch das traditionsreiche Gübelin Gem Lab aus der Schweiz engagiert sich: Mit der offenen Plattform Provenance Proof will es vor allem für farbige Edelsteine wie Smaragde oder Saphire neue Standards in puncto Transparenz setzen.


Auswirkungen auf die Edelsteinbranche

Die Einführung der Blockchain hat spürbare Folgen und wird den Markt langfristig verändern.
Viele Verbraucherinnern und Verbraucher legen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und ethisch gewonnene Edelsteine. Mit Blockchain kann belegt werden, dass keine Kinderarbeit, ökologischer Raubbau oder Schmuggel am Edelstein haftet. Die Unternehmen, die Blockchain-Zertifikate nutzen und die lückenlose Historie eines Edelsteins garantieren können, stärken auf diese Weise ihre Glaubwürdigkeit, ihr Vertrauen und ihre Corporate Social Responsibility (CSR).

Aktuelle Regulierungen und EGS-Anforderungen (Environmental/Umwelt, Social/Soziales und Gouverance/Unternehmensführungen) machen Transparenz auf jedem einzelnen Schritt bald zur Pflicht und sind gelebte Nachhaltigkeit.


Preisfrage: Sind Blockchain-Edelsteine teurer?

Ja, aber mit Mehrwert. Ein Blockchain-Zertifikat steigert den Vertrauenswert und damit oft auch den Marktwert eines Edelsteins. Seitdem Edelsteine als Wertanlage interessant geworden sind, rückt die digitale Rückverfolgbarkeit zunehmend in den Fokus.

Für Unternehmen, die keine digitalen Nachweise anbieten, könnte das Vertrauensverlust, Wettbewerbsnachteile oder gar Marktausschluss bedeuten.

Anders sieht es bei Massenware aus; Steine, die zu klein sind, synthetischen Ursprungs sind oder im Wert nicht mit den Hochkarätern der Edelsteinbranche konkurrieren (bspw. Quarze wie Bergkristall, Amethyst oder Citrin, Fluorit und Calcit versus Morganit, Diamant, Aquamarin, Smaragd, Saphir, Rubin, Tansanit oder Paraiba-Turmalin) werden auch in Zukunft ohne Blockchain verkauft.


Zwischen Technik und Vertrauen

Blockchain ist kein Allheilmittel, aber ein Werkzeug. In einer Branche, in der es seit jeher um Wert, Echtheit und Glauben geht, kann die digitale Technologie neues Vertrauen schaffen.
Für Edelsteine bedeutet das: Die Zukunft ist nicht nur glänzend, sondern auch digital verknüpft.


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Letzte Aktualisierung: 21.08.2025



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