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Gletschermilch



Der Begriff Gletschermilch wurde lange Zeit im Zusammenhang mit geologischen Themen verwendet. Mittlerweile ist Gletschermilch bekannter in Form eines Nahrungsergänzungsmittels. Doch was ist Gletschermilch?



Definition Gletschermilch

Unter dem Begriff Gletschermilch wird in der Geologie ein durch feinstkörnige Sedimente milchig-weiß getrübtes Gletscherwasser verstanden.
Auch die Gebrüder Grimm befassten sich im 19. Jahrhundert mit Gletschermilch und definierten diese als "das von den Zersetzungsprodukten der Grundmoräne getrübte Wasser des Gletscherbaches".
Der Geograph Friedrich Umlauft (1844 bis 1923) geht noch mehr ins Detail, demnach ist Gletschermilch "abgeschmolzenes Eiswasser von milchweißer oder hellgrauer, trüber Färbung", wobei die Trübung "durch die ungemein feinen Theilchen von Kalkstein oder Granit, welche der Gletscher durch seine ungeheuere Last von seiner Felsunterlage abschleift" zurückzuführen ist. Berlepsch spricht 1862 von einer "millionenfach-zentnerschweren Last". Der Dichter und Philosoph Friedrich Schiller (1759 bis 1895) in seinem Werk Wilhelm Tell ergänzt den Mineralgehalt der Gletschermilch um "zerriebenen Quarz, Feldspat und Glimmer"


Eigenschaften von Gletschermilch

Die helle Farbe der Gletschermilch ist auf das sogenannte Gletschermehl zurückzuführen, d.h. ein feines Gesteinsmehl, das in der Alpenregion vorwiegend aus kalkhaltigen Gesteinen wie Kalkstein oder Dolomit besteht.

Entsprechend dem Ursprungsgestein variiert die chemische bzw. mineralische Zusammensetzung von Gletschermilch; abhängig davon, welches Gestein Bestandteil des Gletschermehls ist.



Verwendung und Bedeutung von Gletschermilch

Aufgrund der wässrig-schlammigen Konsistenz wird Gletschermilch mitunter auch als Gletscherschlamm verkauft, der in einigen Kosmetikprodukten, vor allem in Gesichtsmasken, als porenreinigende Zutat enthalten ist.

Daneben wird Gletschermilch als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, wobei Gletschermilch als Pulver in den Handel gelangt, das mit Wasser angerührt wird.
Die Anbieter von Gletschermilch werben neben der Förderung von Haarwachstum mit starken Nägel und straffer Haut (speziell Bindegewebe), betonen die Wirkung im Rahmen einer basischen Ernährung und Linderung bei Magen-Darm-Problemen.


Entstehung von Gletschermilch

Gletschermehl als Grundlage von Gletschermilch wiederum entsteht, indem Gletscher Felsen überfahren (sog. Detersion) und im Zuge dessen ein feinkörniges Sediment erzeugen, oder mit den Worten des Pädagogen Heinrich Wettstein (1831 bis 1895): entsteht Gletschermilch "beim Vorrücken (über) den felsigen Boden und die Seitenwände abschleifen, wdurch ein feiner Schlamm entsteht". Er spricht dabei am Beispiel der Aargletscher von einer Menge von 5000 Zentner pro Tag.
Mit dem Schmelzwasser der Gletscher gelangt das Gesteinsmehl bzw. der Gletscherschlamm schließlich in die Flüsse, wird dort in der Schwebe gehalten (sog. Suspension) und trübt diese weiß bis gräulich ein; mitunter erscheinen die Flüsse durch Lichtbrechung auch türkis bis hellblau.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Berlepsch, H. A. (1862): Der Gletscher. IN: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern
⇒ Schiller, F. (1865): Wilhelm Tell
⇒ Umlauft, H. (1876): Das Alpengebiet. IN: Oie Oesterreichisch-Ungarische Monarchie: geographisch-statistisches Handbuch
⇒ Wettstein, H. (1893): Die Schweiz. IN: Naturkunde und Erdkunde
Grimm, J. und Grimm, W. (i.d.F.v. 1949): Gletschermilch. IN: Deutsches Wörterbuch. 4. Band. Gewöhnlich - Gleve



Letzte Aktualisierung: 7. August 2023



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