Mineralien und Erze aus Laurion oder Lavrion zählen zu den beliebtesten und begehrtesten Mineralien unter Sammlern. Mehr als 700 Mineralien kommen in der Region vor. Auf Märkten - analog wie digital - werden oft hohe Preise für Fundstücke aus dieser historischen Region aus Griechenland bezahlt. Ihnen wurden ganze Bücher und Schriften gewidmet und zahlreiche Mineralienfotografen greifen gern auf die perfekt geformten Kristalle zurück. Das sind genügend Gründe, um diese besondere griechische Region einmal genauer unter die mineralische Lupe zu nehmen.
Laurion, Lavrion oder Lavrio ist eine Region im südlichen Griechenland. Laurion ist ein Teil Attikas und liegt ca. 50 km östlich von Athen. Verwaltungstechnisch ist Lavrio eine Gemeinde, deren Hauptsitz die gleichnamige Kleinstadt ist. Das Gebiet der Gemeinde entspricht ungefähr der Fläche Nürnbergs.
Das Gebiet um Laurion ist geologisch betrachtet ein Teil des attisch-zykladischen Blauschiefergürtels, der sowohl von Intrusionskörpern durchdrungen ist, aber auch hydrothermale Mineralisierungen enthält. Die reichhaltigen Erze und Edelmetallvorkommen finden sich in der Regel in subvulkanischen und plutonischen Gesteinen, die durch verschiedene Prozesse mitunter umgewandelt worden sind. Durch den Rückzug der hellenischen Subduktionszone konnten diese Gesteine in Richtung Erdoberfläche gehoben werden.
Laurion kann im Prinzip in zwei große Zonen unterteilt werden: das nördliche Plaka und das eher zentral gelegene Kamariza. Dazwischen finden sich immer wieder mehrere kleinere Flächen, die zum Teil bedeutende Lagerstätten waren.
Bei Kamariza befinden sich die wichtigen Blei-Zink-Silber-Lagerstätten, die durch die Verdrängung und Auswaschung des Karbonats entstanden sind. Die Zone ist geprägt durch eine untere und eine obere Marmorschicht, die im Trias bzw. im unteren Jura entstanden sind. Zwischen diesen Marmorschichten findet sich der Kamarazaschiefer, der Mächtigkeiten von bis zu 300 Metern Breite einnehmen kann.
In der Region um Plaka hingegen finden sich teils mächtige mineralreiche Intrusionskörper in den miozänen Granodioriten. Die Granodiorite dort sind hauptsächlich geprägt durch Plagio- und Orthoklase, Biotit, Hornblende und Quarz. Dort finden sich hydrothermal umgewandelte Lagerstätten mit vielen lokalen Mineralisierungen.
Jüngere geologische Prozesse zwischen 9 und 6 Millionen Jahre brachten viel und regional kleinflächigen Plutonismus mit sich. Außerdem kam es zu Abschiebungen und Verwerfungen von Teilen des Deckgebirges, dass die Bildung von Mineralien stark geprägt hat.
Seit der Antike werden in Attika bzw. Laurion verschiedene Industrie- und Edelmetalle wie Silber, Blei, Eisen und Kupfer abgebaut. Aufzeichnungen zeigen, dass die Bergbauaktivität vermutlich bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. begann. Mit dem Beginn der Attischen Demokratie um etwa 500 v. Chr. kam es zur Ausdehnung des Bergbaus. Die Wirtschaft im antiken Griechenland florierte, so dass auch der Bedarf an zahlreichen Rohstoffen – vor allem Silber und Eisen – zunahm.
Silber war wohl das begehrteste Element. Das gewonnene Silber wurde überwiegend zur Herstellung von Silbermünzen verwendet, mit dem das antike Athen seine steigenden Militärausgaben zum Schutz gegen die Perser finanzierte. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass das laurische Silber bereits in der späten Bronzezeit zwischen dem 16. Und 11. Jahrhundert v. Chr. eine große Rolle für die Vormachtstellung Athens war.
Die zahlreichen Kupferminerale wurden nicht ausschließlich zur Herstellung von Kupfer verwendet. Oft wurden die farbenintensiven Mineralien wie Azurit, Malachit oder Linarit zur Produktion von Farben verarbeitet, die dann zum Färben von Glas- und Tonwaren, Textilien oder zur Herstellung von Kosmetik genutzt wurden.
Die reichen Erz- und Mineralvorkommen dieser berühmten Region waren enorm wichtig für den Aufstieg des antiken Athens. Wurden Anfangs viele Mineralien oberflächennah gesammelt, hat sich um 300 bis 50 v. Chr. eine aufstrebende Bergbauindustrie entwickelt. Viele der alten, oftmals steilen und kleinen aber auch gefährlichen Gänge und Stollen können heute noch begutachtet werden.
Auf dem gesamten Gebiet Laurions wurden mehr als 2.000 verschiedene Stollen, Gruben und Schächte gezählt. Das athenische Volk hatte zunächst die Hoheit über die gesamte Bergbauregion und verdiente gut an dem Erlös der Nutzungsrechte für die Bergwerke. Die reichen Erzausbeuten haben viele damalige Unternehmer reich gemacht, die ihrerseits ihre Produkte bis nach Ägypten verkauften. Übrigens: Zu Hochzeiten des antiken Bergbaus waren bis zu 25.000 Sklaven in den Minen Laurions tätig.
Zwischenzeitliche Kriege wie der Peloponnesische Krieg führten immer wieder zur vollständigen Unterbrechung des Bergbaubetriebs. Auch die starke Konkurrenz aus Makedonien, die Rohstoffe wie Silber und Gold in höherer Menge und teils günstiger produzieren konnten, führten zeitweise zur Bedeutungslosigkeit. Gegen 168 v. Chr. allerdings wurde Makedonien durch die Römer besetzt und deren Bergwerke stillgelegt, wodurch Laurion für einige Zeit wieder attraktiv wurde.
Im weiteren Verlauf bis hin zur Zeitenwende um das Jahr 1 n. Chr. wurden die Bergbauaktivitäten immer geringer, bis sie schließlich vollständig eingestellt wurden. Erst mit der Unabhängigkeit Griechenlands im Jahr 1832 und der langsam zunehmenden Industrialisierung des Landes wurde der antike Bergbau wieder reaktiviert. Vor allem die Silber- und Bleigewinnung waren wichtig für das zu jener Zeit eher arme Land.
Im Jahr 1984 endete schließlich die lange Bergbautradition der Region. Die Gründe für die Schließung der letzten Gruben lagen nicht unbedingt darin, dass die Erzvorkommen erschöpft sind. Es lag vielmehr daran, dass die Kosten immer höher wurden und die Umweltgefahren, die durch die Verhüttung von Blei und Kupfer entstanden, immer weiter steigen.
Die Cato Sounio Minen befinden sich im Süden Attikas und bilden mehr oder weniger die Grenze zwischen den laurischen Bergbaugebiet und dem südlichen Festland Griechenlands.
Geologisch finden sich noch Schichten des Laurionschiefers sowie hydrothermal überprägten Lagerstätten. Im Vergleich zu vielen anderen Minen sind die Cato Sounio Minen relativ mineralienarm. Es finden sich dennoch oft reiche Vorkommen von Kupferadamin, Smithsonit, Azurit und Malachit sowie anderen blei- und/oder zinkhaltigen Mineralien.
Erwähnenswert sind vor allem die westlich gelegene Barbaramine mit schönen Smithoniten, Adaminen und Hemimorphiten sowie sulfatreichen Sounionminen im Norden von Kato Sounio.
Die Kamariza-Minen in der Nähe von Agios Konstantinos sind wohl die bekanntesten Minen. Besonders hervorzuheben ist der Hilarion Stollen, der erst um 1970 entstanden ist. Diese Stollen sind über ein verzweigtes Netz mit anderen Stollen in der Umgebung verbunden. Bekannt sind um die 200 Mineralien, von denen vor allem schöne Adamine, Azurite, Konichalcite und Aurichalcite häufig in Sammlervitrinen oder Mineraliendosen verstaut sind.
Geologisch ist die Kamarizaregion sehr interessant. Bis zum Miozän (23 bis 5 Mio. Jahre v.u.Z.) dehnte sich das kontinentale Back-Arc-Becken in dieser Region aus und verdrängten den damaligen so genannten attisch-kykladischen Blauschiefergürtel. Die vorher vorhandenen Karbonate wurden ausgewaschen und mit Ablagerungen von Blei, Zink, Silber und Gold gefüllt.
Zu erwähnen sind auch die Typlokalitäten Mereitereit, Fabritzit und Hilarionit, die nur sehr selten vorkommen. Vor allem ist das eisen- und arsenhaltige Hilarionit mit seinen grünlichgelben rosettenartigen Kristallen bei Sammlern begehrt.
Einige Minen und Stollen aus Laurion beherbergen auch heute noch zum Teil seltene und schöne Silbermineralien. Oftmals ist das Silber jedoch in eher häufigen Mineralien wie Galenit (Bleiglanz) enthalten. Diese enthalten mitunter bis zu 1 Prozent des begehrten Elements.
Die Silbervorkommen sind in der Gemeinde Laurion relativ ungleich verteilt. Viele unterschiedliche Silbermineralien sind z.B. aus der Region um Plaka (nordwestlich von Thorika) bekannt. Neben gediegenem Silber kommen dort eher häufigere Mineralien wie Akanthit, Proustit und Pyrargyrit, aber auch seltenere wie Freieslebenit, Miargyrit oder Baumstarkit vor.
Weitere Silbermineralorkommen gibt es im südlichen Sounion sowie in der Kamarizaregion. In letztere finden sich selten sogar Elektrumvorkommen (eine Varietät von Gold mit höherem Silberanteilen).
Aus Laurion sind mehr als 100 verschiedene Kupferminerale bekannt. Von großem Interesse für Sammler sind vor allem die grünliche Mineralien Atacamit, Brochantit, Malachit, Konichalcit, Cornubit, Mixit, Agardit sowie die hell- bis leuchtend blauen Mineralien Azurit, Aurichalcit, Connelit und Devillin. Daneben sind die metallisch glänzenden Vertreter Bornit und Chalkopyrit immer wieder mal vertreten, wenngleich auch nicht sonderlich imposant.
Erwähnenswert sind die sehenswerten Typlokalitäten Ktenasit, Attikait und Serpierit.
Besonders zahlreich sind Kupfermineralien aus der Region um Kamariza. Vor allem Exemplare aus dem jüngeren Hilarionstollen werden heute noch zahlreich auf Mineralienbörsen hin- und hergetauscht. In den südlicheren Regionen von Laurion sind kupferhaltigere Minerale eher selten, wobei die üblichen Vertreter wie Malachit oder Azurit auch dort angetroffen werden können.
Das chemische Element Blei spielt eine zentrale Rolle in der Mineralisation der erzführenden Gänge in und um Laurion. Reiche Vorkommen gibt es vor allem von Galenit, Cerussit und Mimetesit, die oft auch schöne Kristalle ausbilden. Galenit kommt allerdings oft auch derb im Erz vor.
Im gesamten laurischen Gebiet sind mehr als 50 Bleiminerale bekannt. Zu unterscheiden sind die reinen Erzminerale von den Schlackenmineralen im Süden Laurions. In den Erzgängen können mit etwas Glück auch seltene Bleimineralien wie Hidalgoit, Gartrellit und Segnitit vorhanden sein.
Zwei Minerale, deren Name nach der Region benannt wurden, sind vor allem bei Sammlern heiß begehrt: Laurionit und Paralaurionit. Laurionit wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts vom österreichischen Mineralogen Rudolf Koechlin auf eine der zahlreichen Schlackenhalden gefunden. Es ist wie Paralaurionit ein Blei-Chlor-Mineral aus der Klasse der Halogenide. Die meist farblosen und nur selten weißen Minerale haben zwar gleiche chemische Zusammensetzung, zeigen allerdings einen unterschiedlichen Kristallaufbau. Vor allem für Sammler von Micromounts sind die meist tafeligen Kristalle eine besondere Augenweide.
Zink ist nach Kupfer das Element, das am häufigsten mineralbildend in Laurion ist. Mehr als 60 Zinkminerale kennt man heute. Bekannt sind die reichen Vorkommen des wirtschaftlich bedeutenden Erzminerals Smithsonit, das in Laurion in den Farben weiß, gelb, blau und grün vorkommt.
Berühmt für die Region um Laurion ist Aurichalcit, von denen besonders schöne tafelige Kristalle vorkommen und die oft für Fotomotive verwendet werden. Sie kommen dort als leuchtend grüne aber auch als himmelblaue Varianten vor, nicht selten im Übergang zu Hydrozinkit.
Mit viel Glück kann man die beiden Typlokalitäten Zinkolivenit und Zinkaluminit beobachten, wobei Zinkolivenit etwas schönere Kristalle von grünlicher bis bläulicher Farbe bildet. Auch viele andere Zinkmineralien wie Descloizit, Hemimorphit, Fraipontit oder Adamin lassen sich immer mal wieder finden.
In Lavrion gibt es neben den bisher genannten MIneralien natürlich noch viele andere. Hier sind vor allem einige eisenhaltige Mineralien wie Jarosit zu nennen, die meist mit schönen hellbraunen Kristallen und typischen Harzglanz zu bestaunen sind.
Fluorite werden auch manchmal genannt, auch wenn sie nur selten perfekte Würfel oder Kugeln bilden. In der Region um Kamariza finden sich weißliche Fluoritwürfel, während in den südlichen Schlackeregionen hellblaue Fluoritkugeln zu finden sein können.
Quellen und weiterführende
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