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Plutonismus - Historische Lehre



Im ausgehenden 17. Jahrhundert entstand in England eine Lehre, deren Vertreter glaubten, dass alle Gesteine der Erde magmatischen Ursprungs sind – Plutonismus genannt.



Steine aus der Unterwelt

In Anlehnung an die magmatischen Kräfte, die vom Erdinneren aus die Gesteine und Oberflächengestalt der Erde prägten, wurde der römische Gott der Unterwelt Pluto zum Namenspaten des Plutonismus gewählt. Alternativ wird die Lehre vom Plutonismus auch Vulkanismus genannt – der vulkanischen Vorgänge wegen, die im Erdinneren als Motor der Erde fungieren.


Plutonismus: alle Gesteine sind magmatischen Ursprungs

Geologie und Kirche

Die ersten Gedanken zum Plutonismus tauchten im Jahr 1664 bei Athanasius Kircher (1602 bis 1680) auf.
Der deutsche Gelehrte setzte sich in seinem von 1664 bis 1678 veröffentlichten und aus zwölf Einzelbänden bestehendem Werk „Mundus Subterranus“ intensiv mit den Anfängen der Erde, vulkanischen Prozessen und Entstehung von Gesteinen auseinander. Auch wenn zu dieser Zeit der biblische Schöpfungsgedanke dominierte, vermutete Kircher, dass zahlreiche Vorgänge durch vulkanische Aktivitäten im Erdinneren bestimmt werden. Kircher scheute deshalb auch nicht Expeditionen zu den italienischen Vulkanen und ließ sich in den Vesuv abseilen. Zudem war er Zeuge einiger Vulkanausbrüche und Seebeben, hielt diese für die Nachwelt in Zeichnungen fest. Bezugnehmend auf seine Beobachtungen und Schilderungen von Bergmännern, dass mit zunehmender Teufe die Temperaturen höher wurden, vermutete Kircher bereits seinerzeit, dass die Erde aus mehreren Schalen besteht und es zum Erdmittelpunkt immer heißer wird.

Ein anderer bedeutender Plutonist ist der schottische Geologe James Hutton (1726 bis 1797).
Ihm zufolge wird die Erde von einem Zentralfeuer im Kern der Erde angetrieben. Entgegen der Annahmen vom Neptunismus, nach denen die Schöpfung der Erde ca. 4000 Jahre v.Chr. beendet war, gehen die Vertreter vom Plutonismus von einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Erde aus. Hutton erkannte richtig, dass die Gesteine Granit und Basalt magmatischen Ursprungs sind und Abkühlung- bzw. Erstarrungsprodukte flüssiger Gesteinsschmelzen sind, und fortwährend gebildet werden. Auch überlegte Hutton bei Betrachtungen seiner schottischen, vom Vulkanismus geprägten Heimat, dass jene flüssigen Gesteinsschmelzen in höhere Bereiche der Erde empordringen und die Oberfläche umgestalten.

Weitere Untersuchungen zu den Gesteinen der Erde gehen auf den deutschen Naturforscher Alexander von Humboldt (1769 bis 1859) zurück. Anfangs war Humboldt davon überzeugt, dass Gesteine und Gebirge Sedimente der Urozeane sind. Bei Untersuchungen der Vulkane im Süden Italiens nahm er von diesem neptunistischen Gedanken Abstand und trat seitdem für die Lehre vom Plutonismus ein.


Alle Gesteine sind magmatischen Ursprungs

Vermehrt beschrieben verschiedene Forscher, dass die Erde ein Feuer in sich trägt, aus welchem Erstarrungsgesteine resultieren. Gleichlautend sind die Aussagen vom französischen Naturforscher George-Louis Leclerc Buffon (1707 bis 1788).
Von 1749 an veröffentlichte Buffon 36 Bände, die sich mit der Geschichte der Erde, Mineralien, Gesteinen, Vulkanen und naturwissenschaftlichen Themen auseinandersetzten. Für die Überzeugungen vom Neptunismus am bedeutendsten sind die Aussagen im 1781 erschienen Werk „Epoque de la nature“.
Anhand von geologischen Tatsachen und Zeugnissen stellt er Überlegungen zum Aufbau der Erde an. Immer wieder findet sich in den „Epochen der Natur“ die Beschreibung einer „eigentümlichen Wärme“. Buffon erklärt, dass diese unabhängig von der Sonne ist, die lediglich in der Lage ist, maximal 15 bis 20 Fuß tief in die Erdoberfläche einzudringen. Er geht deshalb davon aus, dass die „eigentümliche Wärme“ aus dem Erdinneren stammt, Gesteine zunächst flüssig sind, ehe diese kristallisieren bzw. sich verfestigen. Als Beweis für die „eigentümliche Wärme“ führt er - wie bereits Kircher – Beschreibungen unterirdischer Grubentemperaturen von Bergleuten auf.
Zudem bilden Beobachtungen im vulkanisch geprägten Elsass das Fundament seiner Annahmen – hier geht von der Erdoberfläche eine Wärme aus, die anderenorts so direkt nicht wahrnehmbar ist. Die durch die „eigentümliche Wärme“ gebildeten Gesteine nennt Buffon Gläser. Heute werden als vulkanische Gläser Gesteinsgefüge definiert, die infolge der sehr schnellen Abkühlung keine Einzelminerale ausbilden können und deshalb amorph sind im Gegensatz zur Mehrzahl sämtlicher Gesteine der Erde. Ebenso erkennt Buffon, dass einige Gesteine und Minerale – als Beispiel erwähnt er Marmor, Kalkstein, Kreide und Alabaster – eine „Steigerung“ erfahren haben, wodurch sich das ursprüngliche Gefüge veränderte; eine Unterscheidung, richtigerweise in Sediment- und metamorphe Gesteine findet nicht statt.

Mit dem Wissensstand der Plutonisten setzte im 17. und 18. Jahrhundert ein Umbruch im geowissenschaftlichen Denken ein. Es wurde sich zunehmend vom Glauben an die Entstehung der Erde und Gesteine durch Gott verabschiedet und auf die Dynamik im Kreislauf der Gesteine konzentriert.


Neptunisten gegen Plutonisten: Der Basaltstreit

Den Höhepunkt konträrer theologischer, neptunistischer und plutonistischer Meinungen bildete der Basaltstreit zum Ende des 18. Jahrhunderts. Am sächsischen Scheibenberg diskutierten beide Parteien ihre Positionen zur Entstehung vom Basalt, kamen aber zu keiner übereinstimmenden Ansicht zusammen.


Siehe auch:
Alexander von Humboldt und die Minerale
Kreislauf der Gesteine
Johann Wolfgang von Goethe - Jurist, Dichter und Geologe


Quellen:
- www.humboldtgesellschaft.de
- http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de - Buffon: Epochen der Natur
- http://geostudium.uni-goettingen.de - Neptunismus vs. Plutonismus
- www.equisetites.de - Athanasius Kirchers geologisches Weltbild
- http://volcanism.wordpress.com
- http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de - Athanasii Kircheri: Mundus subterraneus in XII libros

Letzte Aktualisierung: 23. Juni 2021



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