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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 05.10.2022


Nephrit

Nephrit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: nephrite | französisch: néphrite


Der Name Nephrit stammt aus dem Griechischen und wird mit Nierenstein übersetzt – weniger aufgrund der Form des Minerals als aus dem Aberglauben bzw. "der eingebildeten Kraft" (Blank; 1810), Nephrit wäre ein Heilstein, der bei Blasen-, Harnwegs- und Nierenleiden helfen würde.

Ursprünglich war Nephrit allerdings nicht als Nierenstein bekannt, sondern als Nervenstein, wie der Naturforscher Ambrosius Rau (1784 bis 1830) berichtete: "Der Name nephris, abgeleitet von Nerve, wurd zuerst von Orpheus erwähnt, und später in nephritis verwandelt", dem wiederum "eine heilsam wirkende Kraft die Nerven zu stärken und dann die Steinschmerzen zu heben" (Zappe, 1817) zugeschrieben wurde.


Eigenschaften von Nephrit

Nephrit ist kein von International Mineralogical Association (IMA) anerkanntes eigenständiges Mineral. Entsprechend den Statuten der IMA werden Mineralien als Festkörper mit chemisch eindeutiger Zusammensetzung definiert.
Bei dem Mineral Nephrit handelt es sich um einen Mischkristall bestehend aus Tremolit und Aktinolith, wonach Nephrit übergeordnet ein Vertreter der Amphibole ist. Weitaus häufiger als mit Amphibolen wird Nephrit mit dem Begriff Jade in Verbindung gebracht, wobei dichte, verfilzte Nephrit-Aggregate als Jade bezeichnet werden.

Die Farbe von Nephrit ist vorrangig grün; hellgrün, dunkelgrün, graugrün bis schwarzgrün bzw. mit den Worten des Chemikers Joseph Redemt Zappe 1817: "lauchgrün nach verschiedenen Abstuffungen, die einerseits ins Berg-, anderseits ins Schwarzgüne übergeht und selten molkefarbig ist". Die Farbe von Nephrit geht laut Friedrich Mohs 1804 aber auch "theils ins grünlichgraue, theils ins berg- und grasgrüne" – wobei die farbgebenden Elemente von Nephrit Eisen sowie Chrom sind. Die Farbe ist nicht immer gleichmäßig verteilt, sodass eine gefleckte oder gestreifte Optik entsteht.
Die Strichfarbe von Nephrit ist weiß.

Nephrit kristallisiert dem monoklinen Kristallsystem folgend und bildet mikroskopisch kleine Kristalle, sodass die Aggregate wie verfilzte feine Fasern wirken.

Der Glanz von Nephrit ist glasartig bei undurchsichtiger Transparenz. Die Spaltbarkeit ist bei diesem Mineral nicht vorhanden, der Bruch ist spröde und splitternd.

In der Vergangenheit wurden Mineralien mit allen Sinnen untersucht. So schreibt der Mineralogen Johann Georg Lenz (1748 bis 1832), Nephrit "fühlt sich fettig an" und der Paläontologe Johann Samuel Schröter (1735 bis 1868) stellte fest, dass Nephrit "ganz ohne Geschmack" sei und sich "sehr kalt" anfühlt (Emmerling, 1793).

Mit einer Mohshärte von 6 bis 6,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ist Nephrit ein hartes Mineral, dessen Dichte 2,9 bis 3,03 g/cm³ beträgt.



Entstehung und Verbreitung von Nephrit

Nephrit wird unter metamorphen Bedingungen gebildet.
Die Vorkommen von Nephrit erstrecken sich auf zahlreiche Fundorte weltweit, darunter u.a. Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, China, Taiwan, Neuseeland, Australien, Kanada sowie in den USA.


Verwendung und Bedeutung von Nephrit

Der Mineraloge Heinrich Fischer (1817 bis 1886) beschrieb Nephirt 1875 als ein "äusserlich wenig ansprechendes Mineral", wobei er seine Meinung folgendermaßen begründete: "fehlt ihm lebhafter Glanz, seine Farben sein meist unrein, trüb".
Tatsächlich zeigt ein Blick in die historische Literatur zum Thema Verwendung von Nephrit, dass das Mineral den Namen Beilstein als Synonym trug - der Tatsache geschuldet, dass Nephrit zur Herstellung von Steinäxten und Beilen verarbeitet wurde, v.a. in der Südsee und in Südamerika.
Daneben wurde Nephrit zu "Dolchen und Säbelgriffen, man verarbeitet ihn auch zu Pokalen und Theegeschirren" sowie "Ohrgehängen" (Bertele, 1804).
Aber auch der Glaube an die Heilwirkung war lange von Bestand, sodass aus Nephrit auch "Amuletten, Brustbilder, Schaalen" (Emmerling, 1793) angefertigt wurden.

Heutzutage ist Nephrit vor allem in der Herstellung von Schmuck sowie als Heilstein von Bedeutung. Als Schmuckstein wurde Nephrit nicht geschätzt; allenfalls "Antiquitäten und Kunstgegenstände" wurden laut Doelter aus Nephrit gefertigt. Allerdings betonte der Mineraloge 1893 auch, dass Nephrit "bei vielen rohen Völkerschaften der Vor- und Jetztzeit" durchaus den Stand hatte wie Diamanten in der westlichen Welt.
Dass Nephrit eine heilende Wirkung hat, konnte in klinischen Tests nicht nachgewiesen werden.


Nephrit-Jade

Unter dem Begriff Jade werden im Handel zwei Mineralien verstanden: Nephrit und Jadeit. Aufgrund dessen wird Nephrit bisweilen unter den Namen Sibirische Jade, Russische Jade oder Wyoming-Jade bezeichnet – bezugnehmend auf die Herkunft des Minerals.


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Auch interessant:


Quellen:
⇒ Schröter, S. (1781): Nierenstein, Nephrit. IN: Lithologisches Real- und Verballexikon. Steine und Versteinerungen. Vierter Band.
⇒ Emmerling, L. A. (1793): Nephrit. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Lenz, J. G. (1800): Gemeiner Nephrit. IN: System der Mineralkörper
⇒ Bertele, G. A. (1804): Nephrit. IN: Handbuch der Minerographie einfacher Fossilien zum Gebrauche seiner Vorlesungen
⇒ Mohs, F. (1804): Nephrit. IN: Des Herrn Jac. Fried. von der Null Mineralien-Kabinet. Geordnet, beschrieben und als Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht
⇒ Blank, J. B. (1810): Nephrit. IN: Handbuch der Mineralogie
⇒ Zappe, J. R. (1817): Nephrit. IN: Mineralogisches Hand-Lexicon. Oder: Alphabetische Aufstellung und Beschreibung aller bisher bekannten Fossilien, nach ihrer alten und neuen Nomenklatur und Charakteristik, nach ihrem geognostischen Vorkommen und technisch-ökonomischen Gebrauche. Aus den besten und neuesten Schriften zusammengetragen, und Anfängern, Sammlern, Liebhabern, und (wenn man will) auch Berg- und Wirthschaftsbeamten zum nützlichen und bequemen Gebrauche verfasset
⇒ Rau, A. (1818): Gattung Nephrit. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Fischer, H. (1875): Nephrit und Jadeit. Nach ihren mineralogischen Eigenschaften sowie nach ihrer urgeschichtlichen und ethnographischen Bedeutung
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Nephrit. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München


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