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Der Barbaratag im Bergbau



Am 4. Dezember werden vielerorts Zweige von verschiedenen Obst- und Ziergehölzen in Vasen gestellt, um der Heiligen Barbara zu gedenken. Blühen die Zweige an Weihnachten, verspricht man sich Glück für die Zukunft. Dass seit Jahrhunderten vor allem Bergleute auf das Glück der Heiligen Barbara vertrauen, zeigen Altäre oder Schreine mit Barbarafiguren unter Tage – und das nicht ohne Grund.



Die Barbara-Legende

Barbara von Nikomedien ist die Hauptfigur der Barbara-Legende. Sie soll im 3. Jahrhundert in Nikomedien, dem heutigen Izmit in der Türkei, gelebt haben, wobei ihr Todestag auf den 4. Dezember des Jahres 306 fällt; dem russisch-orthodoxen und georgischen Kalender nach endete ihr Leben am 17. Dezember.

Barbara war der Legende nach die Tochter des heidnischen Dioscuros, dem es missfiel, dass Barbara den christlichen Glauben angenommen hatte. Daraufhin sperrte Dioscuros Barbara in einen Turm. Als der Vater eines Tages auf Reisen unterwegs war, gelang ihr die Flucht. Schutz fand Barbara in einer Felsengrotte. Ihr Versteck blieb allerdings nicht unbemerkt. Verräter informierten Dioscuros, der sie abermals in den Kerker steckte und schließlich enthauptete.


Die Heilige Barbara und die Bergleute

Dass die Heilige Barbara seit vielen Jahrhunderten als Schutzpatronin mit dem Bergbau verwurzelt ist, ist der Interpretation der Legende um sie zu verdanken. Insbesondere in den strenggläubigen, katholischen Regionen Böhmens, Sachsens, Schlesiens, in Teilen der Alpen sowie im Raum Saarland und den Montanregionen Rheinland-Pfalzes wurde Barbara seit dem späten Mittelalter verehrt und mit dem Beginn des Kohleabbaus in den 1950er Jahren auch im Ruhrgebiet.

Dem Aberglauben nach steht die Heilige Barbara als Patronin für alle, die in „gefahrbringenden Berufen“ arbeiten und deshalb Schutz vor der potentiell gefährlichen Arbeit im Stollen benötigen. Der Pädagoge Selmar Peine (1861 bis 1936) nennt als mögliche Gefahrensituationen Einstürze, Sprengarbeiten und schlagende Wetter; ein giftiges, brennbares und/oder explosives Luft- und Gasgemisch unter Tage. Peine führt weiter an, dass die Heilige Barbara als Beschützerin auserwählt wurde, da sie Gott einst um „Schutz vor Hungersnot, Pest und jedem Verderben“ bat und nicht zuletzt, weil ihr Aufenthaltsort während ihrer Flucht eine Grotte war, die symbolisch als Bergwerk interpretiert wurde.

Der Einfluss des Glaubens an die Schutzwirkung der Heiligen Barbara prägte viele Bergbaustädte und -regionen. So wurden ihr zu Ehren Barbarakirchen mitsamt von Kirchenfenstern, die Szenen mit ihr darstellen, wie sie im Stollen auf die Kumpel herunterblickt, errichtet, genau wie Siedlungen, unter anderem in Lohberg und Dienslaken, nach der Heiligen Barbara benannt wurden.

Auch heute noch wird die Tradition der Heiligen Barbara als Beschützerin des Bergbaus aufrechterhalten – auch im erweiterten Sinn. Bei Tunnelarbeiten jeglicher Art, ob für Autobahnen, Eisenbahnen oder als U-Bahn-Schacht, werden häufig Barbara-Altäre oder -Schreine eingeweiht und zusätzlich Partnerinnen von Persönlichkeiten der Öffentlichkeit als Verkörperung der Heiligen Barbara für den jeweiligen Tunnelneubau auserkoren.

Je nach Region wurde und wird der Heiligen Barbara alljährlich am 4. Dezember mit unterschiedlichen Bräuchen und Festen gedacht – auch von Personen, die keinerlei Bezug zum Bergbau haben.
Der vermutlich bekannteste Brauch ist das Aufstellen von Barbarazweigen. Zweige von Äpfeln, Birnen, Kirschen oder Pflaumen, aber auch Flieder, Forsythien oder Linden werden abgeschnitten und am Barbaratag in eine Vase gestellt. Blühen die Zweige zu Weihnachten, bringt die Heilige Barbara im kommenden Jahr Glück. Um den Kreis zur Heiligen Barbara zu schließen: nachdem Barbara aus dem Gefängnis geflohen war und wiedergefunden wurde, blieb sie mit ihrem Kleid an einem Zweig hängen. Dieser brach ab und blühte am 24. Dezember. Dass der Brauch schon sehr alt ist, beweisen Aufzeichnungen von Anton von Perger (1809 bis 1876; Schriftsteller), der berichtet, dass die Zweige schon 1870 am Barbaratag vor Kirchen verkauft wurden.

Apropos Kirche: einige Bergmänner gehen auch heute noch am Barbaratag in Tracht in die Kirche. Tatsächlich ist die Heilige Barbara auch in der Tracht verewigt. Das Design der klassischen Bergmanns-Tracht ist sehr vielgesichtig, aber wenn der Bergkittel, das mantelartige Kleidungsstück, 29 Knöpfe aufweist, ist jeder Knopf eine Reminiszenz an die Heilige Barbara, insofern die 29 Knöpfe an die 29 Lebensjahre der Heiligen Barbara erinnern. Die oberen drei Knöpfe bleiben allerdings offen und stehen für die Heilige Dreifaltigkeit und die drei Jahre, in denen Barbara im Kerker eingesperrt war.


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Quellen:

Letzte Aktualisierung: 09.12.2024



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