Die Form eines idealtypischen Bergkristalls gleicht einer sechsseitigen Säule mit einer am Ende aufgesetzten Pyramide. Infolge von Verwachsungen, Zwillingsbildung, Wachstumsanomalien und regionalen Besonderheiten können Bergkristalle aber auch anders aussehen – wie im Fall der Bergkristalle vom Tessiner Habitus.
Der Begriff Habitus stammt aus der Kristallographie und beschreibt die Gestalt oder Form eines Kristalls.
Abhängig vom jeweiligen Mineral, dessen chemischer Zusammensetzung und Bau des Kristallgitters wird der Habitus auch von den äußeren Bedingungen während der Entstehung, allen voran Temperatur und Druck, bestimmt.
Die Bezeichnung Tessiner Habitus ist im Zusammenhang mit Funden der Quarzvarietäten Bergkristall und Rauchquarz im Tessin, einem Kanton in der Schweiz, entstanden, die eine charakteristische Kristallgestalt aufweisen.
Der Rauchquarz und Bergkristall im Tessiner Habitus zeichnen sich durch spitz zulaufende Kristalle mit steilen Rhomboederflächen aus, wodurch ein kegelförmiges Aussehen entsteht, da sich die Kristallspitze nach oben hin verjüngt bzw. in die Länge gezogen wirkt.
Zusätzlich zeigen die Kristalle eine horizontale Riefung auf der Kristalloberfläche, die Ausdruck der spezifischen Wachstumsbedingungen in den alpinen Klüften sind. Die Riefen verlaufen als feine parallele Linien oder Streifen und sind durch periodische Wachstumsunterbrechungen oder -schwankungen während der Kristallisation entstanden.
Quarzkristalle im Tessiner Habitus kommen hauptsächlich im südlichen Gotthardmassiv sowie im Bedrettotal und Valle Maggia im Tessin vor. Weitere Vorkommen konzentrieren sich auf Fundorte im Binntal und Simplongebiet im Kanton Wallis.
Kristalle im Tessiner Habitus sind allerdings nicht nur auf die Schweiz beschränkt. Das Pendant in Österreich wird Rauriser Habitus genannt.
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Quellen: