Die Theorie, dass die Kontinente wandern, konnte sich erst in den 1960er Jahren etablieren. Obwohl Alfred Wegener (1880 bis 1930) schon um das Jahr 1910 Beweise fand, dass die Kontinente wanderten, dauerte es noch länger als 50 Jahre, bis die Wissenschaft seine Beweise akzeptierte.
Inhaltsverzeichnis
Alfred Wegener wurde am 1. November 1880 in Berlin geboren. Von 1899 bis 1904 befasste er sich mit dem Studium der Meteorologie, Physik und Astronomie, das Wegener neben seiner Heimatstadt Berlin auch an die Universitäten in Innsbruck/Österreich und Heidelberg führte.
Zu den bekanntesten Exkursionszielen von Wegener zählt Grönland. Im Jahr 1906 unternahm der Wissenschaftler seine erste Exkursion - vorrangig, um das Klima der Vergangenheit zu rekonstruieren - in den hohen Norden, der drei weitere Aufenthalte in Grönland folgen sollten.
1908 erfolgte die Anstellung als Dozent an der Universität Marburg in den Fächern Physik, Meteorologie sowie Astronomie. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs war Wegener als Meteorologe bei der Deutschen Seewarte in Hamburg tätig.
1930 führte es Wegener ein letztes Mal nach Grönland, wo er Mitte November 1930 verstarb.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bemerkte ein junger Deutscher namens Alfred Wegener - seines Zeichens Geowissenschaftler aus Berlin, dass die Küstenlinien Afrikas und Südamerikas auf der jeweils gegenüberliegenden Seite des Atlantischen Ozeans wie ein Puzzle zusammenpassten. Er schlussfolgerte daraus, dass die Kontinente zu einer vergangenen Zeit miteinander verbunden waren, zu einem späteren Zeitpunkt auseinanderdrifteten und so den Atlantischen Ozean bildeten.
Anzumerken ist, dass Wegener nicht der erste war, der diese Idee hatte. Allerdings hatte Wegener als einziger umfangreiche Nachforschungen unternommen, um zu überprüfen, ob das Puzzle-Phänomen auch noch an anderen Kontinenten sichtbar ist. Seine Untersuchungen ergaben, dass alle Kontinente zu einem früheren Zeitpunkt der Erdgeschichte einen zusammenhängenden Kontinent (= Superkontinent) bildeten, den Wegener als Pangäa bezeichnete. Jenes Pangäa bestand aus dem nördlichen Laurasia und südlichen Gondwana.
Wegener war sich bewusst, dass sich die hiesigen Wissenschaftler seiner Zeit nicht damit zufrieden stellen lassen würden, die Positionen der Kontinente und die Tatsache, dass einige Kontinente wie ein Puzzle zusammenpassten, als Beweis anzuerkennen. Weitere Forschungen nach Beweisen für die Existenz eines Superkontinents Pangäa begleiteten Wegener bis zu seinem Tod im Jahre 1930. Im Zuge dessen stützte sich Wegener auf viele geologische Erkundungs- und Kartierungsmethoden und unternahm zahlreiche Expeditionen.
Wegener fertigte umfangreiche Kartierungen an, auf denen sowohl die Fundorte von Fossilien sowie Tiere und Pflanzen, die sich weder mit Hilfe von Wind oder Wasser fortbewegen konnte, dargestellt wurden. Das Ergebnis: Fossilien derselben Art wurden in der Antarktis, Afrika, Australien, Südamerika und Indien gefunden. Die spannendste Frage daraufhin war: Warum konnten dieselben Arten auf all diesen Kontinenten gefunden werden, obwohl tausende Kilometer Ozean die Kontinente voneinander trennte? Als Wegener die Fundorte bestimmter Fossilien in eine Karte einzeichnete, fiel ihm auf, dass die pflanzlichen und tierischen Zeugnisse der Vergangenheit alle in derselben Region von Pangäa lagen: Beispielsweise wurden Fossilien des Mesosaurus in Argentinien und in großen Teilen Afrikas gefunden, aber nirgendwo anders in der Welt. Ebenso wurden fossile Farne (Glossopteris) in allen südlichen kontinentalen Landmassen gefunden. Wegener nahm zu recht an, dass diese Lebewesen sich zu einer Zeit ausbreiteten, als der Superkontinent Pangäae noch existierte - und sich nicht auf mysteriöse Art und Weise durch die Ozeane bewegten.
Bestimmte Typen sedimentärer Gesteine (z. B. Sandsteine, Kalksteine) bilden sich nur in bestimmten Klimazonen. Gletscher und der von den mächtigen Eisblöcken abgelagerte Schotter entsteht ausschließlich in kalten Klimazonen. Bedingungen, die nur in hohen Breitengraden oder in oberen Höhenlagen zu finden sind. Ebenso gibt es Sandsteine, die das Aussehen typischer Sanddünen vergangener Zeiten „konservieren“, wodurch es möglich ist, herauszufinden, in welchen Zonen es Wüsten in vergangenen Erdabschnitten gab. Wüsten bilden sich in der Regel in Breitengraden zwischen 30° Nord und 30° Süd.
Wegener kartierte 300 Millionen Jahre alte Gletscherablagerungen, die sich heute auf verschiedenen Kontinenten finden lassen. Die Eismassen zu jener Zeit waren riesig. Die Verteilung der ehemaligen Gletschergebiete umfasste den heutigen Südwestteil Südamerikas, das untere zentrale und südliche Afrika, Indien, Teile Ostaustraliens und die Antarktis. Den Großteil der ehemals vergletscherten Gebiete stellen heute tropische bis subtropische Gebiete dar.
Besonders eindrucksvoll war die Entdeckung Wegeners, dass sehr häufig ungewöhnliche Gesteinstypen oder charakteristische Gesteinssequenzen auf der einen kontinentalen Seite des Atlantischen Ozeans identisch mit der anderen kontinentalen Seite waren. Als Beispiel dienen die deformierten Gesteine des Kap-Faltengürtels (Karoo-Hauptbecken) in Südafrika, die nahezu gleich mit den Gesteinen der Provinz Buenos Aires in Argentinien sind. Auf der Pangäa-Karte sind beiden Regionen in Südafrika und Südamerika als ein zusammenhängender Gesteinsgürtel dargestellt.
Wegener nannte seine Theorie, bei der ein einziger Superkontinent in die heutigen sichtbaren Kontinente aufgebrochen wurde, als Die Theorie der Kontinentalverschiebung. In der damaligen Zeit war diese Theorie so revolutionär, dass zweifelbehaftete Wissenschaftler eine Erklärung verlangten, welche Bewegungsabläufe oder Prozesse das Wandern der Kontinente ermöglichten. Allerdings hatte sich Wegener vielmehr darauf konzentriert, den Beweis zu erbringen, dass die Kontinente gedriftet sind, aber nicht wie. Aus Verzweiflung äußerte der Wissenschaftler schließlich nachträglich zwei Theorien, die im Nachhinein als vergleichsweise unüberlegt in die Geschichte eingingen: seine erste Theorie ging davon aus, dass die Kontinente sich einfach über die ozeanische Kruste hinwegbewegen würden, wie ein Schiff auf dem Wasser; die zweite sagte aus, dass sich die kontinentale Kruste über die ozeanische Kruste bewegen würde.
Den Beweis, dass beide Wegener-Theorien falsch sind, brachten Geophysiker wenige Jahre später. Ozeanische Kruste ist viel zu dick, als dass kontinentale über die leichteren Ozeanplatten hinwegdriften könnten. Zum Vergleich: Das wäre, als würde ein kleines Modellboot versuchen, sich in schwerem Teer fortzubewegen – das Boot würde selbstverständlich zerbrechen.
Den meisten Wissenschaftlern dieser Zeit hat es ausgereicht, dass Wegeners Theorien zur Kontinentalverschiebung falsch waren, um auch seine vorher erbrachten Beweise zu konterkarieren, dass die Kontinente sich bewegt haben müssen. Dabei haben selbst Geophysiker lediglich durch Berechnungen Belege erbracht, dass das „Wie“ falsch war, nicht jedoch das „Was“. Jene Geophysiker haben weder die Beweise Wegeners widerlegt noch erhärtet, dass die Kontinente einst zu einem Superkontinent verschmolzen waren. Zwischen 1930 und 1960 haben nur wenige Geologen Wegeners Theorie der Kontinentalverschiebung unterstützt. Die meisten Wissenschaftler ignorierten Wegeners Annahmen weiterhin.
Vieles aus Wegeners Erkenntnissen zur Drift der Kontinente findet sich heute in den Theorien zur Plattentektonik wieder. Spätere Studien ließen erkennen, dass die Kontinente zusammen einen Superkontinenten ergeben haben müssen, so wie es Wegener bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts dargestellt hatte. Heute werden Wegeners Beiträge von den meisten Geologen als grundlegend und wichtig anerkannt.
Siehe auch: