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Magnolie

englisch: magnolia | französisch: magnolia


Ein lebendes Fossil

Namenspate der baum- oder strauchartigen Pflanze Magnolie ist der französische Botaniker Pierre Magnol (1683 bis 1715). Ihm zu Ehren bedachte sein Kollege Charls Plumier (1646 bis 1704) im Jahr 1703 die Pflanze mit dem Namen Magnolie.

Auch wenn Magnolien vielmehr für die Botanik interessant sind, beschäftigt sich auch die Paläontologie mit Magnolien. Versteinerte Baumstämme oder Blattabdrücke zeigen, dass Magnolien schon seit mehr als 100 Millionen Jahren auf der Erde gedeihen und sich seitdem optisch bzw. im Bau wenig bis gar nicht verändert haben. Dementsprechende Pflanzen und Tiere werden deshalb lebende Fossilien genannt.


magnolie.png Foto
Magnolie

Eigenschaften von Magnolien

Magnolien sind Vertreter der Pflanzengattung der Magnolioaceae (Magnoliengewächse), von deren Existenz anhand von fossilen Blattabdrücken seit der Oberen Kreide vor ca. 100 Mio. Jahren ausgegangen wird.

Magnolien gibt es in Form von Sträuchern oder Bäumen, die je nach Art eine Höhe von etwa neun Meter wie bei den Tulpenmagnolien oder bis zu 20 m im Fall der Yulan-Magnolien (Magnolia denudata) erreichen können. Ebenso artenabhängig ist die Eigenschaft, ob Magnolien das ganze Jahr über grüne Blätter tragen, d.h. immergrün sind, oder ob zum Ende der Vegetationszeit im Herbst das Laub abgeworfen wird.
Der schwedische Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 1778) unterschied 1777 noch vier Arten:

  1. Magnolia grandiflora - die großblumige Magnolie oder der "Karolinische Lorbeerbaum" (Gmelin)
  2. Magnolia glauca - die eisengraue Magnolie
  3. Magnolia acuminata - die scharfzugespitzte Magnolie
  4. Magnolia tripetalata - die dreiblättrige Magnolie

Gut 120 Jahre später waren bereits 21 Arten bekannt, die dem Gartenbauschriftsteller Andreas Voss (1857 bis 1924) zufolge hauptsächlich in Asien und Nordamerika heimisch sind. Die Zahl der bekannten Arten ist seitdem weiter angestiegen und beträgt mehr als 350.

Die Form der Blätter ist von Art zu Art unterschiedlich und gleicht manchmal einer Lanzette, kann aber auch oval sein. Johann Adolph Hildt nannte die Art Magnolia acuminata aufgrund der länglichen Blätter 1798 deshalb auch "Gurkenbaum".
Vielfältiger dahingegen ist die Farbe der Blüte von Magnolien; weiß, rosa- und purpurfarben, rot und auch gelb, wobei es gelbe Magnolien unter dem Namen Elisabeth oder Butterflies zu kaufen gibt.

Das besondere an Magnolienblüten ist der Zeitpunkt der Blüte. Die Blüten erscheinen, noch bevor sich das erste Blattgrün zeigt etwa von März an beginnend bis in den April, teilweise auch in den Mai hinein. Da um diese Zeit im Frühjahr Nachtfrost herrschen kann, kann es vorkommen, dass sich die Blüten bei Frost welk-braun einfärben.

Der Duft von Magnolienblüten ist zart und lieblich; der Naturwissenschaftler Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804) spricht von einem "vortreflichen Geruch". Sternmagnolien (Magnolia stellata) duften leicht zimtartig.

Vor dem Blühen werden Magnolienblüten in einer Knospe geschützt, die durch einen weichen, haarigen Flaum geprägt ist – ähnlich wie man es von Weidenkätzchen kennt. Die Zahl der Blütenblätter ist unterschiedlich – es gibt Magnolien mit sechs Blütenblättern oder gefüllte Magnolienblüten, die bis zu 20 Blütenblätter aufweisen.

Zu den gefüllten Magnolien zählen bspw. die gefüllten Tulpenmagnolien der Sorte Yulan-Magnolie (Magnolia denudata), die Purpur-Magnolie (Magnolia liliiflora) und die immergrüne Magnolie (Magnolia grandiflora). Nach der Blüte bilden sich aus den Blüten Sammelfrüchte.


Magnolien als Fossil

Die erdgeschichtlich ältesten Belege von Magnolien stammen aus dem Erdzeitalter der Oberkreide vor ca. 100 Mio. Jahren. Gefunden wurden vor allem Blattabdrücke in Steinen im Bereich des heutigen Deutschlands und Tschechiens.

Da Magnolien bereits vor Millionen von Jahren und auch heute noch existent sind, sich hinsichtlich der Optik und im Aufbau kaum/nicht verändert haben, werden die Blütenbäume zu den rezenten Fossilien gezählt – ganz im Gegensatz zu den Dinosauriern, die vor ca. 65 Mio. Jahren ausstarben, noch lange, bevor der erste Mensch auf der Erde erschien.

Trotz der prähistorischen Funde von Magnolien im mitteleuropäischen Raum - so etwa Hoyerswerda und Zittau/Sachsen, Schweinhausen und Engelwies/Baden-Württemberg, Wunsiedel und Pfaffenzell/Bayern, Eschweiler/Hessen und im Rheinischen Braunkohlerevier/Deutschland; in der Schweiz und in Tschechien, war der Magnolienbaum lange Zeit nicht unter der hiesigen Fauna vertreten.
Der Grund: Mit dem Beginn des Pleistozäns vor ca. 2,5 Mio. Jahren und der einhergehenden Vereisung war der damalige Standort des heutigen Mitteleuropas für Magnolien als Lebensraum nicht optimal. Lediglich in Teilen Süd- und Ostasiens sowie in einigen Südstaaten der heutigen USA konnte die Pflanze überleben. Dass Magnolien seit über 200 Jahrhunderten trotzdem wieder in den Gärten Mitteleuropas wachsen, ist dem Umstand zu verdanken, dass 1780 erste Magnolien aus Japan importiert wurden.

Neben den erwähnten Ländern wachsen Magnolien mittlerweile in weiten Teilen der Welt, darunter China, Japan, Nord- und Südkorea, Sri Lanka, auf den Philippinen und in den USA.


Verwendung von Magnolien

Auch wenn Magnolien in der Vergangenheit vorrangig der Schönheit wegen nach Europa kamen und sich als Zierde im Garten großer Beliebtheit erfreuten und erfreuen, erkannten zwei andere Zweige weitere Potentiale von Magnolien.

Der Naturhistoriker und Physiker Joseph Bergmann (1736 bis 1803) schreibt 1787, dass sowohl die Samen wie auch die Rinde der Magnolie in der Medizin zum Einsatz kamen, im Speziellen in der Verwendung als Arzei bei Fiebererkrankungen.

Dass die Art Magnolia glauca auch unter dem Namen Biberbaum in die botanische Geschichte bekannt geworden war, ist der Tatsache geschuldet, dass Biber dem Mineralogen, Chemiker und Physiker Georg Adolph Suckow (1751 bis 1813) zufolge gerne an der Rinde nagten. Findige Jäger machten sich die Vorliebe zunutze und setzten deshalb die Art Magnolia glauca gezielt zur Jagd auf Biber ein.


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Quellen:

  • Plumier, C. (1703): Magnolia. IN: Nova plantarum Americanarum genera, authore p. Carolo Plumier ordinis Minimorum in provincia Franciae, & apud insulas Americanas botanico regio
  • Miller, P. (1733): Tulipifera. IN: The Gardeners Dictionary
  • Gmelin, J. F. (1773): Magnolia. IN: Onomatologia botanica completa, oder vollständiges botanisches Wörterbuch
  • Linné, C. v. (1777): Magnolie. Magnolia. IN: Des Ritters Carl von Linné vollständiges Pflanzensystem, nach der dreyzehnten lateinischen Ausgabe und nach Anleitung des holländischen Houttuynischen Werks übersetzt und mit einer ausführlichen Erklärung ausgefertigt. Von den Bäumen
  • Bergmann, J. (1787): Magnolia. IN: Anfangsgründe der Naturgeschichte
  • Suckow, G. A. (1786): Magnolie. IN: Anfangsgründe der theoretischen und angewandten Botanik
  • Hildt, J. A. (1798): Magnolia acuminata. IN: Beschreibung in- und ausländischer Holzarten zur technologischen Kenntniss und Waarenkunde Charakteristik und Synonomik aller Kunst,- Farbe- und Apothekerhölzer
  • Ettinshause, C. F. v. (1869): Magnoliaceae. IN: Die fossile Flora des Tertiär-Beckens von Bilin
  • Voss, A. (1896): Magnolia. IN: Vilmorin's Blumengärtnerei. Beschreibung, Kultur und Verwendung des gesamten Pflanzenmaterials für deutsche Gärten, Band 1
  • www.mineralienatlas.de - Magnolia

Autor: (steine-und-minerale.de)

Letzte Aktualisierung: 12.11.2024

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