Siam-Rubin
englisch: siam ruby
Rotbrauner Rubin aus Thailand
Rubinvorkommen gibt es rund um Globus viele, doch unter allen bekannten Fundorten haben sich einige – vor allem in Hinblick auf die Eignung als Schmuckstein – einen Namen gemacht.. Expertinnen und Experten können teilweise anhand der Farbe Rückschlüsse auf die Herkunft ziehen.
So ist die Farbe von Rubin aus Burma ein kräftiges Rot, das in der Gemmologie auch als Taubenblutrot bezeichnet wird. Rubine aus Longido in Tansania sind violett- und braunstichig, während die Farbe von Rubin aus Mosambik ins Pinkfarbene bzw. Himbeerrote gehend charakterisiert wird.
Rubine aus Thailand, vor allem Steine von den Standorten Kanchanaburi, Chatnaburi und Bo Rai in der Provinz Trat, zeichnen sich durch ein ins Bräunliche gehendes Rot aus.
Der Abbau der roten Edelsteine in Thailand wird in großem Umfang seit dem späten 19. Jahrhundert praktiziert. In der historischen Literatur sucht man allerdings lange nach Hinweisen auf die Gewinnung von Edelsteinen in Thailand. Der Grund: bis 1939 war Siam ein eigenständiges Land, das dann mehrheitlich auf Thailand aufgeteilt wurde, in Teilen aber auch die Staaten Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam umfasst.
Seit der Entdeckung der Rubinvorkommen in den 1850er Jahren im einstigen Siam wurden die begehrten Edelsteine bis weit ins 20. Jahrhundert auf einfachste Weise gewonnen. Da die Steine als Seifen, d.h. Ansammlungen von Edelsteine in und unter Lockersedimenten, vorlagen, wurde der Wasser getränkte Schlamm mit Handarbeit in Rattankörben und -sieben verlesen und ausgesiebt. Allerdings zeigte sich, dass die Rubinvorkommen in Thailand mit der Zeit zur Neige gingen, weshalb der Abbau in den 1990er Jahren weitestgehend eingestellt wurde (siehe Keller).
Anders sah es vor mehr als 130 Jahren aus. Dem Mineralogen Max Bauer (1844 bis 1917) zufolge, waren die Rubine von Siam neben Burma und Ceylon/Sri Lanka von „kommerzieller Bedeutung“. Bauer schreibt 1896, dass man in der Vergangenheit in „2 Stunden leicht eine Hand voll Rubine“ sammeln konnte. Kein Wunder, dass das Interesse an der Gewinnung weiterer Rubine geweckt worden war. Was den Zugang zu den Edelsteinen schwer, mitunter auch unmöglich machte, war ein damals geltendes „königliches Privileg“, das laut Bauer zum Ende des 19. Jahrhunderts gelockert wurde, sodass mit einem in England ansässigen Unternehmen der Abbau begann.
Eigenschaften von Siam-Rubin
Das Mineral Rubin wird in der Mineralogie als die rote Varietät der Korundgruppe definiert, zu der zudem der blaue Saphir, farbige Saphire sowie der farblose Leukosaphir zählen.
Die Farbe von Rubinen aus Siam wird als karmesin- oder karminrot beschrieben; ein intensives mittleres Rot, das leicht ins Bräunliche zieht.
Der Gemmologe Edwin William Streeter (1834 bis 1923) empfand die Farbe seinerzeit als zu dunkel und deshalb qualitativ minderwertig, insbesondere im Vergleich mit anderen internationalen Rubinen.
Die dunkle, bräunliche Färbung der Siam-Rubine lässt sich ursächlich mit der Entstehung und den in den Kristallen enthaltenen Einschlüssen erklären. Die Rubine von Siam sind eisenreicher als andere Vorkommen, bedingt durch den hohen Eisengehalt des Muttergesteins Basalt.
Als Fremdmineralien im Siam-Rubin nennt Keller konkret bronzefarbenen bis bräunlichen Pyrrhotin, gelben Apatit und rotbraunen Almandin/Granat, die als Körnchen oder filigrane Plättchen vorliegen.
Bereits 1940 setzte sich der Mineraloge Eduard Gübelin (1913 bis 2005) mit den Einschlüssen als Merkmal zur Unterscheidung anderer Rubinvorkommen auseinander. Er verglich Rubine aus Siam bzw. Thailand mit Rubinen aus Burma. Dabei stellte er anhand mikroskopisch-analytischer Untersuchungen fest, dass Siam-Rubine neben mineralischen Einschlüssen auch ganz typische, einzigartige mit Gas oder Flüssigkeiten gefüllte Hohlräume aufweisen, die entweder als Bläschen, filigranste parallel verlaufende Linien oder Federn zu sehen sind und abhängig von der Menge die Reinheit der Rubine beeinflussen.
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | Al2O3 |
Mineralklasse | Oxide
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Kristallsystem |
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Farbe | rot, rotbraun, hellrot |
Strichfarbe | weiß |
Glanz | glasartig bis diamanten |
Transparenz | durchsichtig, durchscheinend bis undurchsichtig |
Bruch | muschelig, splittrig |
Spaltbarkeit | nicht vorhanden |
Mohshärte | 9 |
Dichte | 3,9 bis 4,1 g/cm³ |
Entstehung und Verbreitung von Siam-Rubin
Die Edelsteinvorkommen von Kanchanaburi und Chantaburi werden als alluviale Seifen gedeutet: eine Anreicherung verschiedener Schmuck- und Edelsteine wie Rubin, Saphir, Topas, Bergkristall/Quarz und Zirkon, die über fließende Gewässer zu ihrem Ablagerungsort transportiert wurden und dort teilweise von bis zu 1,50 m mächtigen tonig-sandigen Sedimenten überlagert zu finden sind.
Vorab wurden die Mineralien über die Verwitterung, den natürlichen Vorgang der Gesteinszerkleinerung auf physikalischem, chemischen und biologischen Weg, aus dem rubinführenden Basalt herausgelöst, weshalb Siam-Rubin als Rubin magmatischen Ursprungs klassifiziert wird.
Da die Bezeichnung Siam-Rubin eine geographische Herkunftsbezeichnung ist, tragen nur Rubine, die im heutigen Thailand gefunden werden, diesen Namen.
Bedeutung und Verwendung von Siam-Rubin
Auch wenn bräunliche Rubine nicht als das Ideal eines Rubins gelten, so wurden die roten Edelsteine aus Siam bzw. Thailand trotzdem zu Schmuck verarbeitet. Bei Rubinen hat sich das sogenannte Brennen als Methode zur Korrektur und Verbesserung der Farbe bewährt. Dazu werden die Steine auf etwa 1.700 bis 1.800 °C erhitzt, infolge dessen die Wertigkeit des farbbeeinflussenden Eisens verändert wird, was sich in der Änderung der Farbe zu einem edlen Rubinrot äußert.
Da die Brenntemperatur nahe an den Schmelzpunkt von Rubinen kommt, wird der Stein leicht angeschmolzen, mit der Folge, dass Hohlräume verschmolzen werden und der Stein abschließend reiner erscheint.
Dass Rubine als Stein für die Herstellung von Schmuck geeignet ist, ist der Härte der Korund-Varietät zu verdanken. Mit einer Mohshärte von 9 sind nur noch Diamanten härter als Korunde, weshalb Rubine nicht so leicht zum Zerkratzen oder Splittern neigen.
In puncto Schliff ist Vielfalt groß. Viele Siam-Rubine sind im klassischen Ovalschliff gehalten, wobei der Herz-, Baguette-, Rund-, Kissen- und Antikschliff ebenfalls gängig sind.
Auch interessant:
- Bleiglasrubine - Wenn Rubine mit Glas veredelt werden
- Brennen von Mineralien - Veränderung unter Hitzezufuhr
- Zirkonia - Kunstkristall und Edelsteinimitation
Quellen:
- Bauer, M. (1896): Rubin. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 1
- Smyth, H. (1898): The Cambodian Peninsula. The Coast - Bangplasoi to Chantabun and Krat. IN: Five Years in Siam, from 1891 to 1896
- Streeter, E. (1898): The Ruby. IN: Precious Stones and Gems. Their History, Sources and Characteristics
- Gübelin, E. (1940): Differences between Burma and Siam Rubies. IN: Gems & Gemology. Spring 1940
- Keller, (1982): The Chanthaburi-Trat Gem Field, Thailand. IN: Gems & Gemology. Winter 1982
- Sangsawong, S., Vertriest, W., Saeseaw, S., Pardieu, V., Muyal, J., Khowpong, C., Atikarnsakul, U. und Weeramonkhonlert, V. (2017): A Study of Rubies from Cambodia and Thailand. IN: Gems & Gemlogy. Summer 2017
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke. BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
- www.mindat.org - Ruby from Chanthaburi Province, Thailand