Artischockenquarz
Artischockenquarz - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: artichoke quartz, sprouting quartz
Artischockenförmiger Quarz
Eine der ältesten Beschreibungen von Quarz, dessen Form der Kristalle an die Blüte einer Artischocke erinnert, stammt aus dem Jahr 1832. In seinem Werk „A descriptive catalogue of a new collection of minerals in the Museum of the Royal Dublin Society“ listet der Mineraloge Carl Ludwig Giesecke (1761 bis 1833) ausführlich alle Quarze mitsamt Herkunft, Farbe und Besonderheiten auf. Wie er erwähnt, befinden sich im Fundus des Museums zwei Quarze mit „artichokelike aggregated pyramids“ und „artichokelike aggregate shorts prisms“: einmal in Form eines Amethysts und zum anderen stellte er die Kristallform bei einem gelbgrauen Quarz fest.
In der Literatur findet man als Synonym für Artischockenquarz häufig auch die Begriff Sprossenquarz. Hierbei gleicht die Ausprägung der Kristalle nicht der einer Artischocke, sondern ähnelt vielen kleinen Sprossen, die an einem größeren Kristall „anhaften“ und besonders oft im Zusammenhang mit Bergkristall, Amethyst, Rauchquarz und Milchquarz erwähnt werden.
Eigenschaften von Artischockenquarz
Artischockenquarz ist keine Varietät von Quarz. Vielmehr wird Artischockenquarz als eine besondere Wachstumsform der Kristalle definiert.
Die chemische Zusammensetzung SiO2 von Artischockenquarz gleicht der andere Quarze wie bspw. Citrin, Rauchquarz, Rosenquarz, Amethyst, Bergkristall oder Achat, und wird damit der Mineralklasse der Oxide zugeordnet.
Die Farbe von Artischockenquarz ist sehr verschieden, insofern die artischockenähnlichen Kristalle schon bei weißem Milchquarz, farblosem Bergkristall, violettem Amethyst und braunem Rauchquarz beschrieben wurden.
Die Strichfarbe von Artischockenquarz, d.h., die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird, ist immer weiß.
Artischockenquarz kristallisiert dem trigonalen Kristallsystem folgend. Auf dem größeren Mutterkristall sitzen viele kleinere Tochterkristalle, die im Fall von Artischockenquarz kleinen sechsseitigen Pyramiden gleichen, während bei Sprossenquarz der Tochterkristall das kleinere Abbild des Mutterkristalls darstellt. Die Anzahl der anhaftenden Tochterkristalle ist variabel.
Abhängig von dem jeweiligen Quarzmineral variiert die Transparenz zwischen durchsichtig, durchscheinend und undurchsichtig bei glasartigem Glanz. Der Bruch ist muschelig-uneben, die Spaltbarkeit ist unvollkommen.
Zudem zeichnet sich Artischockenquarz durch eine Mohshärte von 6,5 bis 7 aus und gilt damit als mittelhartes Mineral der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) folgend. Die Dichte beträgt 2,65 g/cm³.
Entstehung und Verbreitung von Artischockenquarz
Quarz ist ein Mineral magmatischen Ursprungs, das unterhalb der Erdoberfläche auskristallisiert.
Während der Entstehung von Artischockenquarz kam es zu Störungen im Kristallwachstum – bspw. Durch Unterbrechung der Zufuhr mineralstoffhaltiger Lösungen, die sich als Fehler im Kristallgitterbau und im Konkreten in der speziellen Form der Artischockenquarze äußerten.
Die Vorkommen von Artischockenquarz und Sprossenquarz sind an keinen alleinigen Fundort gebunden.und können deshalb bei allen Quarz-Vorkommen weltweit entdeckt werden. Allerdings ist Artischockenquarz im Vergleich zum ideal-typischen Quarzkristall recht selten.
Verwendung und Bedeutung von Artischockenquarz
Artischockenquarz ist vor allem für Sammler interessant. Auch wenn Quarz nach Feldspat zu den am häufigsten auf der Erde vorkommenden Mineralien zählt, sind Artischockenquarze eine Rarität.
Daneben findet Artischockenquarz als Heilstein Anwendung, ohne dass die Wirkung auf die Gesundheit in wissenschaftlichen Studien belegt werden konnte.
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Auch interessant:
Quellen:
⇒ Giesecke, C. L. (1832): A Descriptive Catalogue of a New Collection of Minerals in the Museum of the Royal Dublin Society
⇒ Rykart, R. (1971): Bergkristall. Form und Schönheit alpiner Quarze
⇒ Rykart, R. (1995): Quarz-Monographie. Die Eigenheiten von Bergkristall, Rauchquarz, Amethyst, Chalcedon, Achat, Opal und anderen Varietäten
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ www.mineralienatlas.de - Artischockenquarz