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Das Bernsteinzimmer



Steine und Minerale sind nicht nur für Sammlungen, Schmuck und dekorative Kunstgegenstände interessant, teilweise werden aus den natürlichen Materialien ganze Wandvertäfelungen gefertigt. Die wohl bekannteste Wandverkleidung aus Naturstein ist im Bernsteinzimmer vorzufinden.



Das Bernsteinzimmer

Der Auftraggeber für die Gestaltung eines Zimmers nur aus Bernstein bestehend war Friedrich I. (1657 bis 1713).
Die Idee kam dem ersten König von Preußen während eines Aufenthalts in Königsberg, wo er Kunstwerke aus Bernstein sah.

Auf Empfehlung von Friedrich IV. (1671 bis 1730, König von Dänemark und Norwegen) hin engagierte Friedrich I. 1701 einen dänischen Bernsteinkünstler namens Gottfried Wolffram. Ihm wurde der Auftrag zuteil, einen Raum im Charlottenburger Schloß in Berlin mit Bernstein zu verkleiden. Nachdem Wolffram dem Preußen zu kostspielig wurde, stellte Friedrich I. die Danziger Bernsteindrechsler Gottfried Thurau und Ernst Schacht ein, die die Arbeiten am Bernsteinzimmer in Charlottenburg fortführten. Entgegen den eigentlichen Plänen von Friedrich I. wurde das Bernsteinzimmer letztlich im Berliner Stadtschloss vollendet.


Bild 1: Bernsteinzimmer (Quelle: Ueli Gubler / pixelio.de)

Wände und Kunst aus Bernstein

Insgesamt wurden im Bernsteinzimmer fünf Tonnen des fossilen Harzes in Form von Mosaiken, Wandpaneelen, Reliefs oder Möbeln verarbeitet.

Dabei wurde der Bernstein nicht als Ganzes bzw. als naturbelassener Stein verwendet, sondern in hauchdünne Scheiben geschnitten und mit Kleber auf hölzernen Unterlagen befestigt. Die damaligen Kosten beliefen sich auf 30.000 Reichstaler, der heutige Wert wird auf 215 Mio. Euro geschätzt.


Von Berlin nach St. Petersburg

Während eines Besuchs von Zar Peter dem Großen (1672 bis 1725) in Berlin war der Herrscher aus Russland fasziniert vom Bernsteinzimmer. Bedingt durch die Tatsache, dass der Sohn von Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. (1688 bis 1740) kein Interesse an Kunst hegte, vermachte dieser dem Zaren das Bernsteinzimmer.
Im Gegenzug für das Geschenk erhielt der regierende König von Preußen 55 russische Soldaten.

1717 erfolge schließlich der Versand von Berlin nach St. Petersburg des in 18 Kisten verstauten Bernsteinzimmerns – zunächst über den Schifffahrtsweg, später per Pferd.

Im Zarenpalast in St. Petersburg wechselte das Bernsteinzimmer zweimal den Standort, bis dieses 1755 im Katharinenpalast in Zarskoje Selo fertiggestellt wurde. Die Fertigstellung des Zimmers seit der Schenkung 1716 verzögerte sich nicht nur wegen der Platzierung im Palast.
Die Räumlichkeiten im Katharinenpalast waren wesentlich größer als in Berlin. Hier nahm die Wandvertäfelung eine Fläche von 55m2 ein, weshalb das Bernsteinzimmer in St. Petersburg um vergoldete Paneelen und Spiegel erweitert wurde; der ursprüngliche Charakter dennoch gewahrt wurde.


Das Bernsteinzimmer im 2. Weltkrieg

Mit der Belagerung St. Petersburgs durch die deutsche Wehrmacht seit dem 8. September 1941 wurde der Zarenpalast als Herberge für Armeen genutzt. Vorherige Versuche, das Bernsteinzimmer durch Tapeten vor Plünderungen zu verhüllen, scheiterten. Knapp anderthalb Monate später am 14. Oktober 1941 bauten Soldaten das Zimmer innerhalb weniger Stunden in Gänze auseinander und verpackten die Elemente in 27 Kisten.

Daraufhin erfolgte die Weitergabe nach Königsberg, um das Bernsteinzimmer dort auszugsweise auszustellen. Durch einen Brand im Schloss wurde das Bernsteinzimmer abermals von den Wänden demontiert und an einem seit jeher unbekannten Ort gelagert.


Das verschollene Bernsteinzimmer

Über den weiteren Verbleib des Bernsteinzimmers seit 1945 wird spekuliert.
Mutmaßungen, dass sich das Bernsteinzimmer vergraben in der Kurischen Nehrung in Litauen bzw. Russland oder in Polen befindet, erwiesen sich als falsch. Nachdem 1997 in Deutschland eine Kommode aus dem Bernsteinzimmer auftauchte, mehrte sich die Hoffnung über Verstecke in Deutschland. Auch hier bleiben weitere Nachforschungen und Ausgrabungen vielerorts erfolglos.

Noch zu „Lebzeiten“ des Bernsteinzimmers vor dem 2. Weltkrieg wurde das Bernsteinzimmer der Schönheit wegen das Prädikat des achten Weltwunders verliehen. Aus diesem Grund wurde von 1976 an beginnend eine Kopie im Katharinenpalais in St. Petersburg angefertigt. Die Grundlage der Innenraumgestaltung des Nachbaus waren Fotos von vor 1945, sowohl in bunt als auch schwarz-weiß. Die Vollendung der Rekonstruktion erfolgte in einer feierlichen Zeremonie am 31. Mai 2003.


Die Herkunft des Bernsteins

Durch die Nähe zur Ostsee - dem Ort, wo Bernstein gefunden wird, musste keine große Strecke überwunden werden, um an das Baumaterial des Bernsteinzimmers zu gelangen.
An der Küste der Ostsee, insbesondere in Richtung Baltikum, sind auch heute noch im Frühjahr und Herbst große Funde von Bernsteinen möglich.

Die Grundlage für die Entstehung von Bernstein ist organisches Material, speziell das Harz von Nadelbäumen. Die vor etwa 50 Millionen Jahren abgesonderten Harztropfen schlossen dabei mitunter Pflanzen, Tiere oder andere Minerale ein, ehe diese ins Meerwasser gelangten. Im Meer war das Harz geschützt vor Verwitterung und konnte unter dem Druck aufliegender Sedimente innerhalb von Jahrmillionen verfestigt werden.

Bernstein ist durch seine Eigenschaften ein dankbar zu verarbeitendes Material. Bernsteine sind sehr weich und lassen sich zu feinen Plättchen schlagen. Zudem faszinieren die unterschiedlichen Farben des fossilen Harzes - von gelb, braun über orange und rot bis hin zu rot, schwarz und braun - ein interessantes Farbspiel.


Siehe auch:

Quellen:



Letzte Aktualisierung: 17. Juni 2021



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