Rumänit
Rumänit - Entstehung und Herkunft
englisch: romanian amber
Bernstein aus Rumänien
Im Jahr 1881 berichtete der deutsche Forscher Otto Helm (1826 bis 1902) in seinen Ausführungen "Ueber sicilianischen und rumaenischen Bernstein" erstmals über Bernsteine, die er aus Rumänien erhalten hatte. Darin betont Helm, dass die rumänischen Bernsteine "äusserlich von Ostseebernstein kaum zu unterscheiden" sind, betont aber gleichzeitig die höhere Härte selbiger.
1891 setzt er sich in seinen "Mittheilungen über Bernstein. XIV. Ueber Rumänit, ein in Rumänien vorkommendes fossiles Harz" erneut mit den rumänischen Bernsteinen auseinander, die laut Helm in Rumänien weniger für Bernsteinschmuck Verwendung finden, stattdessen wird der hiesige Bernstein in Rumänien "zu Cigarrenspitzen und anderen Gebrauchs- und Luxusgegenständen verarbeitet".
Sah Helm Jahre zuvor bis auf die Härte nur wenige Unterschiede zum baltischen Bernstein, konkretisiert er 1891 als weitere Merkmale zur Unterscheidung neben der höheren Härte auch die gelbe bis braune Farbe, die zahlreichen Risse sowie den geringeren Gehalt an Bernsteinsäure bei höheren Schwefelwerten.
Für Helm sind die Unterschiede derart augenscheinlich, dass das fossile Harz einen eigenen Namen verdient hat, den er in Anlehnung an die Vorkommen in Rumänien wählte: Rumänit.
Eigenschaften von Rumänit
Rumänit besteht aus dem erhärteten fossilen Harz von Mammutbäumen, Kiefern und Tannen. Deshalb wird der Rumänische Bernstein auch nicht den Steinen und Mineralen zugeordnet, sondern den fossilen Harzen, zu denen auch der gewöhnliche Bernstein (sog. Succinit bzw. Bernstein aus der Ostsee) zählt.
Der für Bernsteine typisch harzige Geruch wird bei der Bearbeitung - teilweise reicht schon das oberflächliche Polieren mit Schleifpapier aus - deutlich.
Die Eigenschaften von Rumänit sind denen von gewöhnlichen Bernsteinen sehr ähnlich bzw. gleich.
Rumänischer Bernstein weist eine Mohshärte von 2,5 bis 3 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien und Gesteinen nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) auf und ist damit geringfügig härter als Baltischer Bernstein mit einer Härte von 2 bis 2,5, weshalb sowohl Ostsee-Bernstein wie auch Rumänit einfach mit einem Messer oder einer Münze geritzt werden können.
Die Dichte ist mit 1,05 bis 1,10 g/cm³ sehr gering, so dass Rumänit in der Lage ist, in salzhaltigem Wasser zu schwimmen.
Im Gegensatz zu Ostsee-Bernsteinen ist die Farbe von Rumänischen Bernsteinen dunkler, in der Grundfarbe braun bis goldbraun, oder wie Helm schreibt: "gewöhnlich braungelb bis braun, selten gelb".
Die Strichfarbe ist weiß.
Rumänit weist einen harzartigen Glanz auf, die Transparenz reicht von durchsichtig bis durchscheinend. Der Bruch ist muschelig und teilweise scharfkantig, die Spaltbarkeit ist nicht vorhanden.
Die Größe der rumänischen Bernsteine ist sehr variabel und reicht von pfefferkorngroßen Exemplaren bis hin zu 3,5 kg schweren Steinen.
Entstehung und Verbreitung von Rumänit
Die Zeit der Entstehung von Rumänit wird auf das Oligozän (vor 33,9 bis 23,03 Mio. Jahren) datiert. Zu dieser Epoche der Erdgeschichte waren die Grundrisse der Gestalt der heutigen Verteilung der Kontinente und Weltmeere im Groben bereits deutlich zu erkennen. Der Bereich des heutigen Rumäniens war zu großen Teilen von Meerwasser überdeckt. Der Vorgang, wie die Rumänischen Bernsteine entstanden, gleicht dem der Ostsee-Bernsteine: Feinste Harztropfen wurden von den hiesigen Nadelbäumen abgesondert, gelangten ins Meer, wurden über die Jahrmillionen von Sedimenten, z.B. Sand, überdeckt und wurden auf diese Weise vor der Zersetzung geschützt. Das Material erhärtete unter der Auflast der Sedimentdecke. Mit der fortlaufenden tektonischen Entwicklung – Heraushebung der Karpaten und Schließung der Meere – wurden die Rumänischen Bernsteine aus dem Meer emporgehoben.
Die Vorkommen von Rumänischen Bernsteinen liegen deshalb teilweise im Berg oder Höhlen verborgen. Große Bekanntheit im Zusammenhang mit Rumänit erlangte der Ort Colti in Zentralrumänien, wo Rumänit oftmals im Bachbett gefunden wurde und wird.
Verwendung und Bedeutung von Rumänit
Neben der Verwendung als Schmuckstein sind Rumänische Bernsteine auch für die Wissenschaft von Bedeutung. Einschlüsse von Tieren oder Pflanzenteilen vermitteln einen Eindruck der Flora und Fauna der weiten Vergangenheit der Erde.
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Quellen:
- Helm, O. (1881): Ueber sicilianischen und rumaenischen Bernstein. IN: Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Band 5
- Helm, O. (1891): Mittheilungen über Bernstein. XIV. Ueber Rumänit, ein in Rumänien vorkommendes fossiles Harz. IN: Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Band 7
- Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
- Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
- Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
- Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
- Reinicke, R. (2007): Steine am Ostseestrand. Demmler Verlag Schwerin
- Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten 1900 Einzelstücke. BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH