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Zinnober reden – Etwas für Zinnober halten



Von einem Mineral, Gold und Quecksilber, Unsinn und dem Stein der Weisen.



Zinnober im Wörterbuch

Das Wort Zinnober steht nicht nur in der Auflistung in Mineralienbüchern, auch im Duden findet sich der Begriff wieder. Neben der Erklärung, dass Zinnober ein Mineral ist, es sich aber genauso um einen speziellen Farbton handelt, ist mit Zinnober auch „wertloses Zeug“, „Unsinn“ sowie „dummes Zeug“ gemeint. Woher diese Bedeutung stammt, zeigt ein Blick in die Vergangenheit.


Zinnober und der Stein der Weisen

Gold zählt zu den wertvollsten Metallen der Erde. Das Edelmetall kommt in der Natur gediegen vor, ist aber auch Bestandteil vieler Mineralien. Im Vergleich zu anderen Erzen sind goldhaltige Gesteine und Mineralien eine Seltenheit, was findige Menschen bereits in vergangenen Tagen auf die Idee brachte, Gold „herzustellen“. Alchemisten wurden diejenigen genannt, die sich auf die Fahne geschrieben hatten, „das Geheimnis oder die Kunst, geringere Metalle oder Mineralien in Gold zu verwandeln“ zu können, zu kennen vorgaben (Krünitz et al., 1788).

Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang fällt, ist der Stein der Weisen bzw. Lapis philosophorum, worunter eine Substanz oder ein Stein verstanden wird, der zur „Umwandelung unedler Metalle in Gold und der Bereitung eines Unsterblichkeits-Elixires“ geeignet ist (Archiv der Pharmazie 1861). Die Vorstellung stammt ursprünglich aus China und wurde erstmals vor 2000 Jahren praktiziert.

Die Substanzen, die zur Herstellung von Gold zum Einsatz kamen, waren Quecksilber, das unedle Metall, und Schwefel bzw. „Schwefel und Merkur“ (Hermetisches A.B.C., 1779). Quecksilber in der Funktion als metallisch glänzendes Element. Schwefel diente als farbgebende Zutat und beides zusammen ergibt in der idealen Theorie glänzendes Gold.

Der Mineraloge Georgius Agricola beschrieb seinerzeit auch das Rezept der Alchemisten, um Gold herzustellen. Die einzigen Zutaten: „1 Theil gestoßener Schwefel“, der zuerst in einem Tiegel über Kohlen erhitzt wird, bis er mit „2 Theilen Quecksilber“ vermischt wird. Nach einer ausreichenden Abkühlzeit haben sich beide Stoffe miteinander verbunden und bilden eine feste Masse.

Was den Alchemisten allerdings nicht bewusst war, ist die Tatsache, dass sie auf künstliche Weise das Mineral Zinnober, alternativ Cinnabarit, erschaffen hatten: ein zinnoberrotes, rotbraunes Sulfidmineral, das – wenig überraschend – kein Gold enthält.


Zinnober als Redewendung

Aus diesen Experimenten wurde schließlich die Redensart Zinnober reden, Zinnober machen oder etwas für Zinnober halten geboren. Das heißt: jemand versucht, etwas zu erschaffen oder redet von etwas, was unmöglich, unsinnig oder dumm ist.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Pflugk, C. (1732): LAPIS PHILOSOPHORUM NON ENS, Oder: Kurtzer Vorberich daß der Stein der Weisen nie gewesen, noch nicht ist
⇒ Linden, A. (1779, Hrsg.): A.B.C. vom Stein der Weisen. IN: Hermetisches A.B.C.
⇒ Krünitz, J. G., Floerken, H. G., Flörke, J. W. und Korth, D. (1788): Gold-Machen. IN: Oekonomische Encyklopädie, oder, Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung
⇒ Gmelin, J. F. (1797): Geschichte der Chemie seit dem Wiederaufleben der Wissenschaften bis an das Ende des achtzehenden Jahrhunderts. Bis nach der Mitte des siebenzehenden Jahrhunderts
⇒ Agricola, G. und Lehmann, E. (1810): Künstliche Mennige. IN: Mineralogische Schriften. De natura fossilium. Oryktognosie
⇒ Liebig, J. (1842): Alchemie. IN: Handwörterbuch der reinen und angewandten Chemie
⇒ Archiv der Pharmazie (1861): Notizen über chinesische Materia medica
www.duden.de - Zinnober

Letzte Aktualisierung: 14. August 2023



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