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Der Amethyst von Maissau



Die violette Quarzvarietät Amethyst zählt zu den weltweit am häufigsten vorkommenden Mineralien, wobei die Farbe von Amethysten aus Uruguay und Sibirien/Russland als besonders schön und intensiv bewertet wird. Andere regionale Amethystvorkommen brauchen sich dennoch nicht hinter den internationalen Amethysten verstecken – vor allem Amethyst aus Maissau erlangte durch die abwechslungsreichen Muster, vielfältigen Kombinationen mit anderen Mineralien und der Tatsache, dass sich um den weltgrößten Amethystgang handelt, Bekanntheit auch über die Landesgrenzen von Österreich hinaus.



Die Mineralien von Maissau

Die kleine Stadtgemeinde Maissau liegt im Waldviertel im Nordwesten von Niederösterreich. Tatsächlich ist es das Mineral Amethyst, das seit fast 20 Jahren mit dem Tourismus den Wirtschaftssektor von Maissau prägt. Jeder Wanderführer verweist auf das Lokalkolorit Amethyst. Dabei ist Amethyst nicht das einzige Quarzmineral, das in Maissau gefunden werden kann. Auch Rauchquarz, Chalcedon, Achat, Bergkristall, Milchquarz und Jaspis sowie Albit/Feldspat, Hämatit, Calcit, Lepidokrokit und Pyrit kommen in Maissau vor.


Der Maissauer Amethyst

Schon im frühen 19. Jahrhundert beschrieben Geologen und Mineralogen die Amethystvorkommen in der Umgebung von Maissau, dessen Entdeckung einem Zufall zu verdanken ist. Der Geologe und Bergrat Johann Czjzek (1806 bis 1855) schreibt 1850, dass im Zuge der Einrichtung der „Steinbrüche für Strassenschotter auf der Höhe des Maissauer Berges“ ein „Gang, der Amethystkrystalle führt“, entdeckt wurde.
Der Mineraloge und Geologe Wilhelm von Haidinger (1795 bis 1871) konkretisiert den Fundort noch genauer: „auf den Aeckern am Manhartsberge bei Maissau rechts von der Poststrasse“.

In einer Tiefe von 12 m befindet sich auf einer Länge von rund 400 m ein ausgedehntes Amethystvorkommen, das zu den größten in ganz Europa gehört und obendrein den Titel „größtes Bänderamethystvorkommen der Welt“ (Gallas, 2007) hält, von dem aber angenommen wird, dass die Ausdehnung bis zu 1 km reichen könnte. Die weitere Erschließung steht derzeit außer Frage, da der Verlauf der Ader einen Friedhof kreuzt.




Die Besonderheit der Maissauer Amethyste ist die Optik der Kristalle. Nur selten sind die bis 12 cm großen Kristalle einfarbig violett. Wilhelm von Haidinger beschrieb als charakteristisches Merkmal des Amethysts von Maissau ein „auffallendes Wechseln der Farbe von dunkelviolblauen, lichtrosenrothen, schiefergrauen und indigblauen Tönen“. Die Kristalle bzw. Stufen sind von weißen, hellbraunen oder gräulichen Streifen oder den namensgebenden Bändern durchzogen, farblich zoniert und wirken wie ein Puzzle zusammengesetzt, was die variable Helligkeit der Farbe und die Transparenz der Kristalle betrifft. Teilweise sind die einzelnen Farben linienartig angeordnet oder gezackt in der Variante, die im Handel als Chevron-Amethyst angeboten wird. Haidinger formulierte diese treffend als „keilförmig hineinragende Zwickel von einer viel dunkleren und gesättigteren Farbe“.

Gallas zufolge wiederholt sich dabei immer wieder ein Muster bzw. eine Abfolge von Milchquarz, Rauchquarz und Amethyst. Niedermayr und Götzinger gingen 1987 noch etwas mehr ins Detail, insofern auf den Granit jeweils eine Lage heller Rauchquarz, dunkler Rauchquarz, Milchquarz, dunkler Amethyst, eine dünne Lage Milchquarz, heller Amethyst, wiederum Milchquarz, Rauchquarz und Milchquarz folgt, während es bei Haidinger schlicht Amethyst „mit weissem Quarz überzogen“ war.

Trotz der vielen Amethystfunde und der Bedeutung der Amethyste für das Kunsthandwerk blieb die weitere Entwicklung von Maissau als bedeutende Amethystlagerstätte stecken. Doch in den Jahren zwischen 1986 und 1994 wurde der Amethyst von Maissau von der Krahuletz-Gesellschaft Eggenburg allmählich aus dem Dornröschenschlaf geweckt.


Amethyst als Gangfüllung

Der Amethyst von Maissau liegt in Form einer senkrechten, von Ost nach West streichenden Gangfüllung vor. Das heißt: in einer in geologischer Vorzeit einst entstandene Spalte im Gestein bzw. Gebirgsmassiv konnten mineralstoffhaltige Lösungen aufsteigen und auskristallisieren, deren Zusammensetzung und Alter sich vom Nebengestein unterscheidet.

Die Voraussetzungen zur Entstehung der Amethyste von Maissau, oder vielmehr des Gangs, ist auf die Variszische Gebirgsbildung zurückzuführen. In der Zeit vor 419,2 bis 251,9 Millionen Jahren/Paläozoikum kollidierten die Großkontinente Gondwana und Laurussia, was die Entstehung vieler mitteleuropäischer Gebirge begründet. Parallel dazu entstanden als Folge der Druckentlastung dem Ende des Gebirgsbildungsprozesses Spalten im Gestein, die später mit anderen Gesteinen oder wie im Fall von Maissau mit Amethysten und anderen Mineralien ausgefüllt wurden, was wiederum erklärt, weshalb das Muttergestein Granit bedeutend älter ist als die amethysthaltige Gangfüllung.


Amethystwelt Maissau

Mit der Wiederentdeckung des Amethysts und der Erschließung seit den 1980er Jahren wurde 1999 zunächst die Maissauer Amethyst GmbH ins Leben gerufen, der im Jahr 2000 die Amethystwelt folgte: eine Themenwelt mit dem Hauptaugenmerk auf dem violetten Quarzmineral Amethyst. In einem Schaustollen wird eine präparierte Amethystader gezeigt, Schatzgräberfelder animieren zum Mineralien suchen, das angeschlossene Museum präsentiert Maissauer und Waldvierteler Mineralien und was die Kunst des Edelsteinschleifens aus diesen zaubern kann.


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Mehr zum Thema Amethyst

Quellen:
⇒ Haidinger, W. (1850): Ueber eine neue Varietät von Amethyst. IN: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe. 1. Band
⇒ Czjzek, J. (1853): Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen von Krems und vom Manhartsberg
⇒ Hauer, F. v. (1855): Uebersicht der geologischen Verhältnisse des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns
⇒ Niedermayr, G. und Götzinger, M. A. (1987): Der Amethyst von Maissau (Grabung 1986)
⇒ Steiniger, F. F. und Stürmer, F. (1990): Katalog zur Sonderausstellung Waldviertel - Kristallviertel
⇒ Gallas, P. (2007): Amethyst Welt Maissau - Von der Fundstelle zur Besucherattraktion. IN: Abhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, Band 60
⇒ Steininger, F. F. (2008): Waldviertel - Kristallviertel
www.mineralienatlas.de: Amethyst - Niederösterreich

Letzte Aktualisierung: 9. Februar 2024



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