Wer sich bereits selbst auf die Suche nach Mineralien und Kristallen begeben hat, weiß vermutlich, dass große Funde nur selten an der Erdoberfläche möglich sind. Vielmehr verbergen sich die größeren Kristalle in unterirdischen Hohlräumen - so geschehen auch im Fall der Bergkristalle vom Planggenstock.
Der Planggenstock ist ein 1.675 m ü. NN hoher Berg in der südlichen Schweiz, gelegen im Kanton Glarus.
Das Gestein, aus dem der Planggenstock besteht, ist Nagelfluh – eine Bezeichnung für Konglomerate, die vor allem im Alpenvorland geläufig ist. Charakteristisch für Nagelfluh wie auch für Konglomerate generell sind die eckigen Bruchstücke verschiedener Gesteine, die in der Gesteinsmatrix „eingebacken“ sind. Optisch erinnert das Gestein oft an Beton.
Die Besonderheit des Planggenstocks offenbarte sich im Jahr 2004.
Die beiden Strahler – ein insbesondere in der Schweiz gebräuchlicher Begriff für Mineraliensucher – Franz von Arx und Paul von Känel fanden damals einen Hohlraum, der mit großen Bergkristallen gefüllt war. Bereits seit zehn Jahren waren die beiden Kristallsucher zu Werke am Planggenstock, bis der Sensationsfund entdeckt wurde.
Bis die Kristalle geborgen werden konnten, sollten noch Jahre vergehen. Der Grund: es musste geplant werden, wie die Kristalle unversehrt in Gänze aus dem Hohlraum im Planggenstock transportiert werden konnten und welche Arbeiten am Planggenstock dazu notwendig waren. Geöffnet wurde der Hohlraum schließlich am 21. September 2005.
Insgesamt wurden zwei Tonnen Bergkristalle geborgen, wobei eine 300 kg schwere Bergkristallgruppe mit einer über einem Meter langen Bergkristallsäule als der bedeutendste Fund in den Alpen seit 300 Jahren gilt.
Dass die Bergkristalle mitsamt der Begleitfunde bestehend aus Rauchquarz und rosa Fluoriten heute von jedermann bewundert werden können, ist das Ergebnis einer Abstimmung der Burgschaft Bern vom 16. Dezember 2009. Der Beschluß stimmte zu, dass das Naturhistorische Museum Bern** den Kauf der Kristalle übernahm. Der Grund, weshalb das Musuem derart großes Interesse am Schatz vom Planggenstock hatte: seit vielen Jahren ist es Usus, dass Kristallfunde von besonderer Wichtigkeit im Museum beheimatet werden.
Bild 1: Kristalle vom Planggenstock (Foto: Peter Vollenweider/NMBE)
Kein Wunder, dass die Bergkristalle aufgrund der imposanten Größe auch als die Riesenkristalle vom Planggenstock tituliert werden.
Nach dem Fund wurden die Bergkristalle vom Planggenstock zunächst ab dem 1. März 2008 in der Alten Kirche in Flüelen** ausgestellt, bis sie 2011 Teil der Mineralienausstellung des Naturhistorischen Museums in Bern** wurden.
Bild 2: Bergkristalle und Fluorite (Foto: Peter Vollenweider/NMBE)
Bild 3: Franz von Arx und Paul von Känel bei der Bergung (Foto: Robert Bösch)
Der Preis für den Kristallfund: 4,5 Mio. Schweizer Franken, zusätzlich zu den Kosten für die Neugestaltung und Präsentation im Museum, so dass sich die Endkosten auf 6 Mio. Schweizer Franken beliefen, bis die Ausstellung der schätzungsweise 10 Mio. Jahre alten Riesenkristalle vom Planggenstock am 14. Mai 2011 eröffnet wurde.
Siehe auch:
⇒ Die Schneekopfkugeln vom Thüringer Wald
⇒ Der Granatglimmerschiefer vom Ötztal
⇒ Der Fluorit von Annaberg-Buchholz
⇒ Mineralienbörsen in der Schweiz
** = Unbezahlte Werbung aufgrund Nennung der Einrichtung
Quellen:
- www.kristalle.ch
- www.nmbe.ch
- www.kristallkeller.ch
- www.vonarx-bergkristalle.ch
Letzte Aktualisierung: 24. September 2021