Krantzit
Der unreife Bernstein von Latdorf
Die Erstbeschreibung von Krantzit stammt aus dem Jahr 1859 und geht auf den Chemiker und Mineralogen Carl Wilhelm Bergemann (1804 bis 1886) zurück. Er hatte zuvor von Adam August Krantz (1808 bis 1872), einem Mineralogen und Mineralienhändler, Probenmaterial aus einer Braunkohlelagerstätte in Latdorf, einem Ortsteil des heutigen Nienburgs in Sachsen-Anhalt, zur genaueren Untersuchung erhalten. Im Rahmen dessen stellte Bergemann fest, dass es sich nicht um gewöhnlichen Ostseebernstein handelte, der vermeintliche Bernstein vielmehr „aus einem bisher nicht beschriebenen Harze besteht“, wobei er die urweltliche „Braunkohleflora“ als Quelle des Harzes nennt und Krantz in seiner Veröffentlichung „Ueber ein neues fossiles Harz aus der Braunkohle (Krantzit)“ zum Namenspaten des Harzes wählte.
Eigenschaften von Krantzit
Krantzit zeichnet sich durch eine gelbe, braune, rötliche bis schwarze Farbe aus. Bergemann beobachtete seinerzeit allerdings, dass sich sowohl die Farbe als auch Härte von Krantzit an der Luft verändert. Der Geologe Gottlieb Berendt (1836 bis 1920) bezeichnete Krantzit deshalb als „unreifen Bernstein“. Tatsächlich bildet Krantzit an der Luft eine gelbliche Kruste und wird härter, bleibt weiterhin trotzdem so weich bleibt, dass er sich zerschneiden lässt. Bei rötlichen Krantziten ist der Oxidationsvorgang bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, teilweise wird das fossile Harz dann Oxikrantzit genannt.
1872 zog der Chemiker Hermann Spirgatis aufgrund vom „Aussehen und der Consistenz“ den Vergleich mit „ostpreussischem Harz“, sprich Succinit. Eine weitere Gemeinsamkeit von Krantzit und Succinit-Bernstein ist die Größe der Steine, die laut Bergemann von „kleinen Körnern bis zu faustgroßen Stücken“ reicht, die größtenteils von abgerundetem Charakter sind, aber auch tropfsteinartige Formen bilden, als wären mehrere Harztropfen miteinander verbunden.
Genauso variabel ist die Transparenz: von rein oder durchscheinend bis hin zu undurchsichtig. Als Grund für die Trübung einiger Krantzite konnte Bergemann Einschlüsse von „erdigen Theilen oder Braunkohle“ bestimmen, die zusätzlich die Farbe beeinflussen, indem jene Krantzite von brauner bis schwarzer Farbe sind.
Zu den weiteren Merkmalen von Krantzit zählen der harzartige Glanz, die Mohshärte von 2 bis 3 sowie die Dichte von 1,07 g /cm³.
Entstehung und Verbreitung von Krantzit
Ebenso wie andere Bernsteine ist Krantzit ein über einen Zeitraum von Jahrmillionen verfestigtes Baumharz. Als Entstehungszeit wird das Eozän vor 56 bis 33,9 Millionen Jahren datiert und als organischer Ursprung sowohl das Harz von Storaxbäumen (Styracaceae) als auch von Doliostrobus taxiformis diskutiert.
⇒ Weitere Informationen: Die Entstehung von Bernstein
Neben der Typlokalität in Latdorf wurde Krantzit auch in Aschersleben, im Geiseltal sowie in Helmsted gefunden.
Nachweis von Krantzit
Krantzit beginn ab einer Temperatur von 228 °C zu schmelzen. Bei Temperaturen zwischen 288 und 300 °C verwandelt sich das fossile Harz in eine zähe, teerartige Masse, die Bergemann zufolge ein „stinkendes Öl“ von „höchst widerlichem und penetrantem Geruch“ absondert.
Zudem enthält Krantzit keine Bernsteinsäure.
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Quellen:
- Bergemann, C. (1859): Ueber ein neues fossiles Harz aus der Braunkohle (Krantzit).. IN: Journal für praktische Chemie. Band 76
- Bergemann, C. (1859): Krantzit, ein neues fossiles Harz. IN: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie
- Berendt, G. (1872): Unreifer Bernstein. IN: Schriften der Physikalisch-ökonomischen gesellschaft zu Königsberg in Preussen. Band 13-14
- Blum, J. R. (1874): Krantzit. IN: Lehrbuch der Mineralogie (Oryktognosie)
- Wimmer, R., Krumbiegel, G., Kosmowska-Ceranowicz, B. und Wagner-Wysiecka, E. (2017): Neufunde von fossilen Harzen aus dem Mitteldeutschen Braunkohlenrevie. IN: Mauritiana (Altenburg) 31