Halotrichit
Halotrichit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung
englisch: halotrichite, mountain butter | französisch: halotrichite, pierre de beurre
Bergbutter = Halotrichit
Viele Jahre war das Mineral Halotrichit in historischen Mineralogiebüchern unter der bergmännischen Bezeichnung Bergbutter oder Steinbutter zu finden.
Neben der Haptik spielte vor allem das Aussehen des Minerals eine Rolle bei der Namensgebung. Als buttergelber Überzug, der sich zudem auch noch fettig anfühlt, überzieht Bergbutter vielerorts Gesteine in Stollen oder Höhlen.
So schreibt der Mineraloge und Geologe Johann Gottlob Lehmann (1719 bis 1769) 1760, dass die Bergbutter aus dem Erzbergwerk Rammelsberg in Goslar „grünlich von Farbe, ist fett anzufühlen und sitzt in den festen Gestein, sie ist durch und durch mit Vitriol durchflossen“.
Ähnliches schreibt der Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743 bis 1817), der 1811 den Mineralogen Richard Kirwan zitiert: „in weichen zerbrechlichen Massen, ist etwas fettig anzufühlen“.
Der Vergleich mit Butter kommt also nicht von ungefähr. Die Aggregate des Minerals bilden sehr oft Überzüge – vor allem auf Schiefer, die aussehen, als wären diese mit Butter eingeschmiert. Hinzu kommt die „mehr oder weniger dunkeln isabellgelbe Farbe“ (Widenmann, 1794).
Der Begriff Bergbutter wird in den heutigen Lehrbüchern zur Mineralogie nur noch selten verwendet. Stattdessen wird das Mineral vielmehr unter dem Eintrag Halotrichit gelistet. Ein Name, der sich auf die Gestalt der Kristalle bezieht und aus dem Griechischen wortwörtlich mit Salzhaar übersetzt wird. Als der Mineraloge und Geologe Ernst Friedrich Glocker (1793 bis 1858) im Jahr 1839 den Namen Halotrichit einführte – adaptiert von der bereits bekannten Bezeichnung Halotrichum (siehe Lenz, 1793), bezog er sich sowohl auf die Zusammensetzung als auch auf die „haarförmigen Cryställchen“.
Eigenschaften von Halotrichit
Der Naturforscher und Arzt Friedrich Martini (1729 bis 1778) definierte Bergbutter einst als das „Produkt aus der Vitriolsäure und einem mineralischen Eisen“.
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Chemische Zusammensetzung | Fe2+Al2(SO4)4·22H2O |
Mineralklasse | kristallwasserhaltiges Sulfatmineral |
Kristallsystem |
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Farbe |
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Strichfarbe | weiß |
Glanz | glas- bis wachsartig |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | undeutlich |
Spaltbarkeit | unvollkommen |
Mohshärte | 1,5 |
Dichte | 1,78 bis 1.9 g/cm³ |
Vor mehr als 200 Jahren gehörte zur Beschreibung von Mineralien auch der Geschmackstest dazu. Glocker beschrieb den Geschmack von Bergbutter/Halotrichit als „zwischen süßlich- und herbe-zusammenziehend“.
Entstehung und Verbreitung von Halotrichit
Halotrichit ist ein Sekundärmineral, das durch die Verwitterung von Pyrit entsteht und deshalb besonders häufig an Eisenerzgänge, aber auch Alaunbergwerke gebunden ist. Halotrichit kann ebenso im Zusammenhang mit vulkanischen Schwefelquellen, Solfataren, sowie Thermalquellen vorkommen.
Je nach Fundort ist Halotrichit zum Beispiel mit Botryogen, Chalkanthit, Coquimbit, Copiapit, Krausit, Melanterit, Pyrit, Römerit, Schwefel und Voltait vergesellschaftet.
Trotz der weltweiten Verbreitung – nennenswerte Vorkommen von Bergbutter befinden sich u.a. in Norwegen, Schweden, Finnland, England, Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Tschechien, Slowakei, Italien, Portugal, Spanien Russland, Bulgarien, Ungarn, Rumänien, China, Argentinien, Mexiko sowie in den USA – gilt Halotrichit als seltenes Mineral.
Bedeutung und Verwendung von Halotrichit
Halotrichit war in der Vergangenheit ein wichtiges Mineral für vielerlei Zwecke im Alltag. So wurde das aus der Halotrichit gewonnene Alaun zum Färben und als Medizin verwendet.
Friedrich Martini schreibt 1775, dass Bergbutter damals in Russland ein gängiges Medikament war, „welches in unsern Apotheken gänzlich unbekannt ist, oft innerlich wider die Ruhr und gemeine Durchfälle zu gebrauchen“. Carl Friedrich Naumann (Geologe; 1797 bis 1873) 1859 fügt neben der Verwendung als Arznei auch die Bedeutung der Bergbutter zum Färben, Beizen, Gerben und der Herstellung von Papier hinzu.
Nachweis von Halotrichit
Halotrichit ist in Wasser löslich und sollte in einer versiegelten Dose aufbewahrt werden, um zu vermeiden, dass das Mineral aufgrund des Verlusts von Kristallwasser zerfällt.
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Quellen:
- Lehmann, J. G. (1760): Entwurf einer Mineralogie
- Martini, F. H. W. (1775): Allgemeine Geschichte der Natur in Alphabetischer Ordnung mit vielen Kupfern
- Lenz, J. G. (1793): Grundriss der Mineralogie, nach dem neuesten Wernerschen System
- Widenmann, J. F. W.. (1794): Bergbutter. IN: Handbuch des oryktognostischen Theils der Mineralogie
- Estner, F. J. A: (1799): Versuch einer Mineralogie für Anfänger und Liebhaber. Salze, brennliche Substanzen, Metalle, Platin- Gold- Quecksilber, Silber- und Kupfergeschlecht. Nebst Bemerkung der in den vorzüglichsten Wiener-Kabineten sich auszeichnenden Mineralien und Fossilien. III. Band
- Klaproth, M. H. (1811): Chemische Untersuchg der Sibirischen Bergbutter. IN: Magazin für die neuesten Entdeckungen in der gesammten Naturkunde, Gesellschaft der Naturforschenden Freund, Berlin
- Glocker, E. F. (1839): Halotrichit. IN: Grundriß der Mineralogie
- Naumann, C. F. (1859): Eisen-Alaun oder Halotrichit. IN: Elemente der Mineralogie
- Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- Hochleitner, R. (2019): Der neue Kosmos-Mineralienführer 700 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Company KG
- www.mindat.org - Halotrichite