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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 24.04.2024


Orthoceras

Orthoceras - Entstehung und Herkunft

englisch: orthoceras | französisch: orthoceras


Orthoceras als Fossilien im Gestein
Orthoceren

Orthoceras - Der Urtintenfisch

Der aus dem Griechischen stammende Name Orthoceras ist dem Botaniker und Paläontologen Johann Philipp Breyn (1680 bis 1764) zu verdanken. In seiner Dissertation "Polythalamis" aus dem Jahr 1732 verwendet Breyn erstmals den Begrif Orthoceras. im Kapitel "De Orthoceratibus et Orthoceratitis" begründet er die Namensgebung folgendermaßen: "orthoceras salutari desumto nomineab quasi rectum cornu diceres, quod integrum figura repraesentat" - Orthoceras, aus dem Griechischen mit gerades Horn übersetzt, repräsentiert bzw. beschreibt laut Breyn am besten die konische, hornartige Gestalt dieses Fossils.


Eigenschaften von Orthoceras

Orthoceras waren Lebewesen der Gattung Orthoceras, die übergeordnet zur Familie der Orthoceratidae, darüber hinaus zur Ordnung der Orthocerida, Klasse der Cephalopoda, Kopffüßern, und dem Stamm der Mollusken zählten.

In die Klasse der Cephalopoda fallen auch Belemniten - Donnerkeile, die aufgrund der geraden, kegelförmigen Gestalt optisch mit Orthoceren vergleichbar sind, wobei der Naturforscher Friedrich Heinrich Wilhelm Martini (1729 bis 1778) 1771 festhielt, dass "Orthoceras ist eine umgewundene Schnecke, mit Zwischenkammern, die sich von dem Belemnit dadurch unterscheidet, daß sie eine scharfe Spitze allmählig ausleitet".

Von den heute nicht mehr existenten Tieren sind lediglich die Gehäuse erhalten, wobei dem Volkskundler Karl Haupt (1829 bis 1882) zufolge "die geräumige Wohnkammer des Fossils ist mit der grauen Masse des Gesteins ausgefüllt, die übrigen Kammern sind ausgefüllt mit weiß und bräunlich schimmernden Kalkspathkrystallen". Die Weichteile wurden zersetzt.
Die Länge der hornartigen Fossilien variiert zwischen einem Zentimeter und vier Metern, oder mit den Worten des Paläontologen Rudolph Philippi (1808 bis 1904): "bis zu 10 Fuss und darüber" - d.h. 3 Meter und mehr.

Charakteristisch für Orthoceras ist die weiße bis graue Farbe, die von senkrecht verlaufenden, dunklen Streifen bzw. Ringen durchzogen ist, die einst mit Sauerstoff gefüllte Kammern darstellten, teilweise "20 und mehr" (Schröter, 1808). Einige Exemplare weisen zudem eine feine zentrale Linie auf, welche die erwähnten Streifen waagerecht teilt.


Orthoceras - Zeichnung
Orthoceras (Quelle: Breyn, 1732, Polythalamis)

Lebensweise von Orthoceras

Orthoceras waren im Wasser lebende Tiere, die mit den heutigen Tintenfischen verglichen werden können, weshalb bisweilen die Bezeichnung „Urtintenfisch“ verwendet wird.

Der zylinderartige Körper war die „Behausung“ der Orthoceras, der im vorderen, weiten Bereich offen war und mit einem Kopf samt Tentakeln versehen war. Bei Gefahr und Aufnahme von Nahrung konnten Orthoceras den Kopf einziehen.
Die senkrecht verlaufenden Ringe "sind stark convex" (Unger, 1870) und stellen kammergleiche Wachstumssegmente dar, insofern sich bei fortlaufendem Größenwachstum stetig ein neues, größeres Segment an das vorhergehende anschloss. Das vorhergehende Segment wurde durch eine Trennwand - Septa - von der neuen Kammer getrennt. Die waagerechte, vom Anfang bis Ende des „Horns“ verlaufenden Linie hingegen ist das Relikt einer Röhre -Siphuncle, alternativ: Sypho, über welche die Orthoceras den Druck zwecks Fortbewegung im Wasser regulierten.


Vorkommen von Orthoceras

Orthoceras lebten vor 470 bis 252 Mio. Jahren, d.h. im geologischen Zeitalter vom Ordovizium bis zum Beginn der Trias.
Die heute erhaltenen fossilen Überreste befinden sich vor allem in Schiefern, aber auch in Kalksteinen wurde das Fossil gefunden.

Orthoceras wurden an vielen Fundorten der Erde entdeckt, wie bspw. in Nordamerika, Schweden, Australien und Nordafrika, insbesondere Marokko.


Verwendung und Bedeutung von Orthoceras

Orthoceras sind in erster Linie für die Wissenschaft von Bedeutung, insofern die Entstehung der Erde und der Lebewesen rekonstruiert werden kann.

Daneben wird Orthoceras zu Schmuck verarbeitet und als Heilstein verkauft, dessen Wirkung wissenschaftlich nicht belegt ist.


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Quellen:
⇒ Breyn, J. P. (1732): De Orthoceratitbus et Orthoceratitis. IN: Dissertatio physica de Polythalamiis, novatestaceorum classe, cui quaedam praemittuntur de methodo testacea inclasses et genera distribuendi. Huic adiicitur commentatiuncula deBelemnitis Prussicis; tandemque schediasma de Echinis methodicedisponendis.
⇒ Bianchi, G: (1760): De conchis minus notis liber. Cui accessit Specimen aestus reciproci maris superi ad littus portumque Arimini
⇒ Martini, F. H. W. (1771): Anmerkungen über die Meeresröhren und die Seewurmgehäuse. IN: Neues systematisches Conchylien-Cabinet
⇒ Martini, F. H. W. (1771): Orthoceras. IN: Berlinische Sammlungen zur Beförderung der Arzneywissenschaft, der Naturgeschichte, der Haushaltungskunst, Kameralwissenschaft und der dahin einschlagenden Litteratur
⇒ Schröter, J. S. (1774): Von den Orthoceratiten. IN: Vollständige Einleitung in die Kenntniss und Geschichte der Steine und Versteinerungen
⇒ Bruguière, J.-G. (1789): Histoire naturelle des vers, Band 1
⇒ Philippi, R. (1853): Orthóceras. IN. Handbuch der Conchyliologie und Malacozoologie
⇒ Unger, F. (1870): Orthoceras. IN: Die fossile Flora von Szántó in Ungarn
⇒ Haupt, K. (1878): Die Fauna des Graptolithengesteins. IN: Neues lausitzisches Magazin.Zeitschrift der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften
⇒ Patteisky, K. (1929): Die Geologie und Fossilführung der Mährisch-Schlesischen Dachschiefer- und Grauwackenformationen
www.fossils-facts-and-finds.com



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